Staatsmedien
Syrische Armee zieht sich weiter zurück

Angesichts des Vormarschs islamistischer Milizen in Syrien hat sich die Armee aus den Provinzen Daraa und Suweida im Südwesten des Landes zurückgezogen. Die syrische Staatsagentur Sana berichtete unter Berufung auf das Militär, die Regierungstruppen würden sich neu formieren.

    Mehrere syrische Kämpfer stehen auf einem Geländewagen. Einer hält in der rechten Hand ein Maschinengewehr.
    Syrische Oppositionskämpfer fahren nach der Übernahme der Stadt Hama durch die Straßen. (Ghaith Alsayed / AP / dpa / Ghaith Alsayed)
    Nach Erkenntnissen der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist Daraa vollständig unter Kontrolle der Milizen. Die strategisch wichtige Stadt Homs wird weiterhin von Regierungstruppen gehalten. Laut Sana greifen sie Versorgungslinien der Aufständischen mit Artillerie und Raketen an und werden dabei von der russischen Luftwaffe unterstützt. Unbestätigten Meldungen zufolge sollen sich Milizionäre bereits vor der syrischen Hauptstadt Damaskus befinden.

    Pro Asyl: "Deutschland darf nicht mit Syrien kooperieren"

    Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl hat einen vorläufigen Abschiebestopp in das Bürgerkriegsland gefordert. Der flüchtlingspolitische Sprecher von Pro Asyl, Alaows, sagte im Deutschlandfunk, eine diplomatische Wiederannäherung an Syrien, um Abschiebungen zu ermöglichen, sei der falsche Schritt.
    Sowohl mit Machthaber Assad als auch mit den vorrückenden islamistischen Rebellen dürfe nicht kooperiert werden. Beide Seiten seien Kriminelle, erklärte Alaows. Beim gestrigen Treffen der Innenminister der Länder wurde auch über Rückführungen nach Syrien beraten. Ein möglicher Abschiebestopp für die kommenden sechs Monate wurde dabei nicht beschlossen. Laut Pro Asyl leben in Deutschland rund 600.000 Syrer mit befristeter Aufenthaltserlaubnis.

    USA: Staatsbürger sollten Syrien verlassen

    Die USA haben ihre Staatsbürger aufgefordert, Syrien zu verlassen.
    Die US-Botschaft nannte die Sicherheitslage dort unvorhersehbar. Vorher hatte auch schon Jordanien seine Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, aus dem Nachbarland auszureisen. Das Auswärtige Amt hatte schon vor geraumer Zeit alle Deutschen aufgefordert, Syrien zu verlassen. Dort läuft seit mehr als einer Woche eine Offensive von islamistischen Rebellengruppen, die die syrische Regierung stürzen wollen. Sie haben bereits die Großstädte Aleppo und Hama erobert - und kontrollieren inzwischen auch die Stadt Daraa im Süden des Landes. Daraa galt zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 als Oppositionshochburg. In der gleichnamigen Provinz hatte im Jahr 2011 der Aufstand gegen Präsident Assad begonnen - was letztlich zum syrischen Bürgerkrieg führte.

    Syrien, Iran und Irak warnen vor islamistischen Kämpfern

    Die Regierungen in Damaskus, Teheran und Bagdad haben vor einer Gefahr infolge des Vorrückens islamistischer Kämpfer in Syrien gewarnt. Dies sei ein Risiko für die Stabilität der gesamten Region, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Es gebe keinerlei Alternative zu Koordination, Kooperation und diplomatischen Konsultationen, um eine Eskalation zu vermeiden. Die Außenminister von Syrien, Iran und Irak sprachen von der Notwendigkeit, friedliche Lösungen zu finden.
    Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte stehen die Rebellengruppen kurz davor, auch die strategisch wichtige Stadt Homs einzunehmen. Es sind die heftigsten Kämpfe seit Jahren im syrischen Bürgerkrieg, der 2011 begonnen hatte. Der Krieg in Syrien hat das Land komplett gespalten. Machthaber Assad kontrollierte mit Hilfe seiner Verbündeten Russland und Iran zuletzt noch die meisten Landesteile. Das könnte sich nun ändern.
    Diese Nachricht wurde am 07.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.