Freitag, 26. April 2024

Archiv


Tanz auf dem Boden

In den Straßen New Yorks entstanden, wurde Breakdance in den 80er-Jahren auch in Deutschland Kult. Bis heute erfreut sich der Tanzstil großer Beliebtheit. Breakdancer treten in Wettkämpfen gegeneinander an, so auch am Ostersonntag in Aalen bei den deutschen Meisterschaften.

Von Helga Spannhake | 28.03.2013
    "An Breakdance fasziniert mich die Akrobatik, auch die ganze Crew, wenn man zusammen trainiert, macht einfach Spaß und jeder hat seinen eigenen Style. Das ist was Besonderes. Das hast Du nicht beim Fußball. Das hast Du nicht beim Karate."

    Denn beim Breakdance denkt sich jeder Tänzer seine eigenen Schrittfolgen aus. Artur ist seit zwei Jahren dabei und trainiert momentan jeden Tag zwei Stunden mit seinem Partner für die bevorstehende deutsche Meisterschaft.

    "Also das ist der Beginn der Battle, wo sich die Tänzer gegenüberstehen und dann ihre Skills, ihre Moves zeigen."

    Beim Breakdance gibt es vier wesentliche Elemente, die Moves. Dazu gehören die Top Rocks – Tanzschritte im Stehen, die Footworks – das Tanzen auf dem Boden, die Freezes – das Verharren in einer möglichst eindrucksvollen Pose und die Powermoves, erklärt DAT:

    "Powermoves sind im Breakdance die akrobatischen Sachen, wo man sich um die eigene Achse dreht."

    Artur, DAT, Animal und Mason, unter diesen Namen sind die vier Jungs in der Breakdance Szene bekannt, die sich jetzt in der Tanzschule Rühl gegenüberstehen: Der Wettkampf ist in vollem Gange. - Waffen sind ihre Tanzschritte und die Zweierteams versuchen sich tänzerisch auszustechen, so wie es auch bei der Meisterschaft sein wird. Dort wird das Sieger-Duo im K.O. System ermittelt, erklärt Veranstalter und Moderator der Bboy Games Germany Roman Proskurin:
    "Das kann man sich dann vorstellen, genau wie beim Fußball. K.O. System, man tanzt gegeneinander. Die Jury entscheidet nach klar festgelegten Kriterien. Es geht um Technik, es geht um Musikalität. Es geht um den tänzerischen Aspekt so wie auch den akrobatischen Aspekt."

    Roman Proskurin weiß, wovon er spricht, denn er ist Weltmeister in Breakdance Solo, trainiert nun die Nachwuchstänzer:

    "Die Akrobatik sitzt heute, ich weiß auch nicht, was die gefrühstückt haben. Wow, ich bin beeindruckt."

    Die Jungs springen aus Rückenlage auf, drehen sich auf Schulter und Kopf gestützt um die eigene Achse. Auffallend sind einige bestimmte Gesten der gerade nicht Tanzenden. Beide Unterarme aufeinander gelegt, bedeutet zum Beispiel, dass dieser Schritt von einem anderen Tänzer geklaut wurde. Etwas was im Breakdance nicht gern gesehen wird, denn jeder sollte aus den elementaren Moves seine eigenen Tanzabfolgen kreieren:

    "Wenn jemand was nicht geschafft hat, einfach gecrasht ist, dann klopft man auf den Boden."

    Erklärt Mason. Aber der Trainings-Wettkampf klappt gut, was auch am optimalen Boden liegt, betont B-Boy Animal:

    "Wir rutschen, wir gleiten, wir fallen auf den Boden und so weiter. Und wenn der Boden halt z.B. fürs Rutschen nicht gut ist, z.B. ein Teppichboden. Da verbrennt man sich schnell, holt man sich schnell Verletzungen oder ein zu harter Boden. Da fällt man dann hin und hat auch direkt eine Verletzung. Deswegen ist so ein Parkettboden eigentlich am besten."
    Nach vier Tanzduell-Runden ist Schluss und die Kontrahenten geben sich die Hand, umarmen sich:

    "Das ist so ein Ritual, sag ich mal. Also man battled sich und dann gibt man sich so brüderlich die Hand."

    Denn der Kampf ist nicht echt, alles Show. Und die must go on. Bis die Meisterschaft starten kann, gibt es für die Veranstalter noch einiges zu tun, was auch dem Datum, dem Ostersonntag geschuldet ist, so Roman Proskurin:

    "Wir müssen unsere große Industriehalle, die ja wirklich eine Fläche von 1500 m² umfasst, speziell abdichten. Wir haben lärmhämmenden Stoff, und zwar in absolut riesengroßer Menge."

    Und der muss noch komplett aufgehangen werden, denn Lärmschutz ist in Deutschland vor allem an den Osterfeiertagen immens wichtig.