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Teatro Farnese wieder eingeweiht

Kaum zu glauben, dass dieses Schmuckstück der Baukunst im 17. Jahrhundert fast 300 Jahre brach gelegen hat. Seit dieser Woche ist das Teatro Farnese wieder ein Theater – und das ist unter anderem das Verdienst eines berühmten Dirigenten.

Von Thomas Migge |
    Mit Mozarts Haffner-Symphonie und einem Konzert für Oboe und Orchester, ebenfalls vom Salzburger, und mit Beethoven wurde eines der ältesten und schönsten Theater Italiens und Europas wieder eröffnet. Ein Theater mit 3000 Plätzen und in Form des Buchstabens U. Der Theatersaal ist knapp 90 Meter lang, 30 Meter breit und 22 Meter hoch. Wie in einem antiken Amphitheater, erheben sich auf einer Tribüne 14 Sitzreihen, von denen man einen guten Blick auf die 40 Mal zwölf Meter große Bühne hat: Die gesamte Holzkonstruktion mit ihren Säulen und Bögen ist aufwendig mit Stuck verziert, um kostbaren Marmor vorzutäuschen.

    Der Kunsthistoriker Antonio Paolucci, Direktor der vatikanischen Museen:

    "Das ist doch einer der schönsten Orte Italiens, eines der faszinierendsten Gebäude überhaupt, das die Lust der Italiener am Ephemeren symbolisiert. Alles sollte wie für die Ewigkeit gemacht wirken, aus Marmor, und ist doch in Wirklichkeit nur aus Holz und somit nur schwer zu erhalten. Und doch überdauerte es die Jahrhunderte."

    Das barocke Hoftheater in Parma, errichtet 1618 nach dem Willen von Ranuccio I., dem Herzog von Parma und Piacenza, befindet sich im ersten Stock des Palazzo della Pilotta. Erst 1628, also zehn Jahre nach der Fertigstellung, kam es zu einer ersten Aufführung: Anlässlich der Hochzeit des Sohns von Rannuccio wurde das Schauspiel "Mercurio e Marte" von Claudio Achillini mit der Musik von Claudio Monteverdi gegeben.

    Unterhalb der Tribüne und der aufsteigenden Sitzreihen, dort, wo sich heute die Stühle des Parketts befinden, fand eine nachgestellte Seeschlacht statt: mit Wasser und Booten. Wegen der immensen Kosten solcher Aufführungen wurde das Theater in den über hundert Jahren seit seiner Gründung nur neun Mal genutzt. 1944 legte ein alliierter Bombenangriff das Theater in Schutt und Asche. In den 50er-Jahren wurde es originalgetreu rekonstruiert. Doch richtig genutzt wurde das Teatro Farnese auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht. Denn Parma besitzt ein prächtiges Opernhaus - wozu also brauchte man eine zweite Bühne für Opern und Konzerte?

    Seit den 60er-Jahren war es Jahren Claudio Abbados Traum im Teatro Farnese ein Orchester zu dirigieren. Damals unterrichtete er am Konservatorium in Parma und hatte sich auf den ersten Blick in dieses Barockjuwel verliebt:

    "Wie viele Dinge gibt es doch in Italien zu entdecken. Darunter dieses Theater, das jetzt, nachdem sich alle zusammen getan haben, Kommune, die Altertümerbehörde und Restauratoren, wieder benutzt werden kann. Sicherlich einer der schönsten Konzertsäle überhaupt. Was für ein immenses Glück, jetzt hier mit meinem Orchester aufzutreten.""

    Die Investition der wohlhabenden Kommune und privater Sponsoren in die aufwendige Restaurierung des Teatro Farnese - Teil eines umfangreichen Projekts zur Lancierung Parmas als Kulturstadt - ist allerdings ein italienischer Sonderfall. Immer mehr historische Theater sind in einem sehr schlechten Zustand, wenn sie nicht überhaupt geschlossen werden.

    Seit Dienstag besetzen Schauspieler und Bühnenarbeiter das römische Teatro Valle. Sie protestieren damit gegen die Schließung dieses historischen Theaters und Schauspielhauses im vergangenen Mai: In Folge der drastischen Kürzungen durch das klamme Kulturministerium hat man kaum Geld mehr, um das Haus zu restaurieren und den Spielplan einzuhalten. Zustände wie in Rom finden sich inzwischen überall in Italien.