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Terror-Finanzierung
"Die Saudis werden darauf nicht gerne angesprochen"

Bei der Lösung des Syrienkonflikts und im Kampf gegen den IS-Terror habe der Westen das große Ganze nicht im Blick, sagte der Nahost-Experte Guido Steinberg im Deutschlandfunk. Im Kern gehe es um einen religiös-ideologisch aufgeladenen Hegemonialkonflikt zwischen den schiitischen Iranern und den sunnitischen Saudis, deren Weltanschauung dem IS gleiche.

Guido Steinberg im Gespräch mit Michael Köhler | 06.12.2015
    Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik
    Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (picture alliance / dpa / Uwe Zucchi )
    Die vorherrschende Interpretation des Islams in Saudi-Arabien, der Wahabismus, ähnele sehr stark der der Terrormiliz IS, sagte der Islamismusforscher Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Eine der Ursachen der Stärke des IS ist, dass Saudi-Arabien diese Islam-Interpretation seit den Sechziger Jahren in der arabischen Welt, in der islamischen Welt verbreitet hat." Der Kern dieses Wahabismus und der Kern der IS-Ideologie "sind identisch", sagte Steinberg. "Die Saudis werden darauf nicht gerne angesprochen."
    "Letzten Endes ist das, was wir im Irak und in Syrien auf IS-Territorium sehen, die logische Fortsetzung dessen, was die saudi-arabischen Wahabiten mittlerweile seit zweieinhalb Jahrhunderten predigen", sagte Steinberg. Das Problem ließe sich nur lösen, wenn der saudi-arabische religionspolitische Einfluss in der arabischen Welt und in Europa "mit sehr drastischen Maßnahmen" zurückgedrängt werde. Nur das tue die europäische Politik nicht. "Wir sollten unser Verhältnis zu Saudi-Arabien etwas überdenken. Unser Bild ist meines Erachtens so positiv, dass es nicht mehr der Realität entspricht."
    Ideologisch aufgeladener Machtkonflikt
    Der Machtkonflikt sei religiös-ideologisch aufgeladen, sagte der Sicherheitsexperte. Die Saudis seien der Meinung, dass der Iran zuletzt große Einflussgewinne in der arabischen Welt verzeichnet habe, und versuchen daher seit wenigen Jahren "sehr aggressiv", diese Einflussgewinne zurückzudrängen. "Das ist letzten Endes die Ursache der Zuspitzung der regionalen Konflikte, die wir nun in Syrien, im Jemen, im Irak, aber auch in Libyen beobachten können."
    Das Gespräch können Sie sechs Monate als Audio on Demand hören.