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Terror in Frankreich
"Es wird die Muslimfeindlichkeit weiter schüren"

Nach dem Terroranschlag nahe Lyon erwartet Alfred Grosser eine politische Instrumentalisierung. Nicolas Sarkozy werde versuchen, in Sachen Islam-Feindlichkeit "Marine Le Pen noch zu übertreffen", sagte der deutsch-französische Publizist im DLF. Das Abschneiden eines Kopfes sei mehr als ein Symbol.

27.06.2015
    Der deutsch-französische Politikwissenschaftler Alfred Grosser am 03.07.2014 im Bundestag in Berlin.
    Der deutsch-französische Politikwissenschaftler Alfred Grosser am 03.07.2014 im Bundestag in Berlin. (picture alliance/dpa/Hannibal Hanschke)
    Der bei am Attentat abgetrennte Kopf werde noch viel Wirkung haben "im Sinne des demagogischen Sarkozy", so Grosser im Deutschlandfunk. Dieser habe zuletzt bereits auf "Anti-Islam" gesetzt und die Menschen so aufgepeitscht.
    Dass er selbst ein Migrationskind ist, habe er dabei vergessen. Die meisten Franzosen seien Kinder von Einwanderung und fühlten sich normalerweise "selbst getroffen, wenn Le Pen und Sarkozy so sprechen". Doch nach dem erneuten Anschlag mit offenbar islamistischem Hintergrund könne er nicht sagen, "wie es im Inneren der Menschen aussieht", so Grosser. "Jedenfalls wird es dem gemäßigten Islam nicht nützen."
    Sollte es im Rennen um die Nachfolge von Präsident François Hollande zu einem Duell Le Pen gegen Sarkozy kommen, würden sich beide "übertrumpfen in Sachen Ausländerfeindlichkeit", erwartet der 90-jährige Soziologe und Politikwissenschaftler.
    Sie können das Gespräch bis zum 27. November nachhören.