Sind Tiere schöner als Menschen? Auf alle Fälle sind sie an Farben und Formen vielfältiger, und schon deshalb eignen sie sich als Objekte künstlerischen Gestaltens. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: In jedem Gedanken an Tiere ist der Gedanke an Menschen mit enthalten. Tiere sind die andere Seite der Schöpfung, und das Verhältnis zwischen Mensch und Tier – von jeher eines der großen Themen in Philosophie, Religion und Kunst – wird offensichtlich immer prekärer.
Künstler, die heute Tierbildnisse schaffen, ob auf Leinwand oder als Skulptur, müssen sich zu diesem Thema irgendwie verhalten, und wahrhaftig bietet die Londoner Tierkunstmesse Gelegenheit, dies im Quervergleich nachzuvollziehen. Da gibt es Zeichnungen und Gemälde von Tiergesichtern, die wie eine Persiflage auf die herkömmliche Porträtkunst wirken, indem der tiefe, ernste Blick nicht aus einem menschlichen Antlitz kommt, sondern aus den Augen eines Schimpansen, einer Eule oder eines Tigers. Von den vielen treudoofen Hundeaugen gar nicht zu reden.
Natürlich ist der Absturz zum Kitsch als Gefahr überall präsent, aber bis auf wenige Ausreißer bietet die Ausstellung insgesamt eine mehr als passable Qualität. Sicher – dies ist nicht die Turner-Prize-Welt. Die 40 ausgewählten Künstler (200 hatten sich um einen Stand beworben) gehören sozusagen zum kunstakademischen Fußvolk, viele haben einen anderen Hauptberuf, viele arbeiten als Lehrer, einige können auch Auszeichnungen und öffentliche Aufträge vorweisen.
Die Werkpreise rangieren zwischen 400 und 4000 Euro, die Künstler sind natürlich das ganze Wochenende an ihren Ständen präsent, auch wenn im zentralen Ausstellungszelt unter sengender Sonne eine Hitze von über 30 Grad Celsius herrscht. Diese Zeltstruktur mit containerhässlichen Kunststoffwänden wurde einfach in den Innenhof des alten Bischofssitzes Fulham Palace im Westen von London gestellt und passt in den Rahmen dieses historischen Gebäudes ästhetisch wie die Faust aufs Auge. Jede Minute donnert eine Maschine im Anflug auf den Flughafen Heathrow über Palast und Park hinweg. Auf dem Rasen picknicken Familien.
Es ist dieses etwas improvisierte, ungereimte, aber vitale Setting, das die Veranstaltung von dem Verdacht reinigt, nur einer kalten Marketingstrategie zu folgen. Stattdessen ist sie ein typischer Ausdruck der populären berührungsfreundlichen und experimentierfreudigen englischen Kunstszene. Jamie Polk, Gründer und Direktor der Tierkunst-Messe, möchte die Kunstszene allerdings ein bisschen umkrempeln.
Die Messe soll das Geschäft der Galerien machen, denn die Zukunft des Kunstmarkts – glaubt Polk – liege im Direktverkauf und teure Mittelsleute brauche man immer weniger.
Polk war früher Banker, und hat sich als Kunstliebhaber einen neuen Vollzeitjob geschaffen. Seine Messe, letztes Jahr gegründet, soll künftig in jedem Frühling stattfinden und sogar auf Tournee gehen.
Aber erst mal will er auf dem Teppich bleiben und sehen, wie es läuft. Das wiederum hängt wesentlich von der Kunst selber ab, die gezeigt wird. Das Spektrum ist jedenfalls beachtlich: Es reicht von durchaus konventionellen Pferde- und Hundebildern, wie sie in ein britisches Herrenhaus gehören, bis hin zu Löwen- oder Affenskulpturen, die aus Maschendrahtknäuel geformt sind und damit das Thema des Eingezäuntseins umspielen.
Ein als Hohlkörper aus Ton gebrannter Hase, dessen Oberfläche löchrig und uneben ist, wirkt extrem fragil und geradezu schutzbedürftig; grob konturierte kleine Pferdeköpfe aus Stein, übersät von Rillen und anderen Spuren der Bearbeitungswerkzeuge erinnern an altchinesische Skulpturen der Tang-Dynastie, was durch die Montage auf Eichenholz aus dem 13. Jahrhundert noch unterstrichen wird. Auch die abstrakte Schönheit verschieden gebogener Hörner, die wie züngelnde Flammen auf eine Grundplatte montiert sind, fesselt die Aufmerksamkeit. Am längsten in Erinnerung bleiben aber die schweinischsten rosa Schweine, die die Welt je gesehen hat – Frontalporträts, die von einer imaginären Zimmerwand auf den Sonntagsbraten herabschauen.
Informationen:
Animal Art Fair London
Künstler, die heute Tierbildnisse schaffen, ob auf Leinwand oder als Skulptur, müssen sich zu diesem Thema irgendwie verhalten, und wahrhaftig bietet die Londoner Tierkunstmesse Gelegenheit, dies im Quervergleich nachzuvollziehen. Da gibt es Zeichnungen und Gemälde von Tiergesichtern, die wie eine Persiflage auf die herkömmliche Porträtkunst wirken, indem der tiefe, ernste Blick nicht aus einem menschlichen Antlitz kommt, sondern aus den Augen eines Schimpansen, einer Eule oder eines Tigers. Von den vielen treudoofen Hundeaugen gar nicht zu reden.
Natürlich ist der Absturz zum Kitsch als Gefahr überall präsent, aber bis auf wenige Ausreißer bietet die Ausstellung insgesamt eine mehr als passable Qualität. Sicher – dies ist nicht die Turner-Prize-Welt. Die 40 ausgewählten Künstler (200 hatten sich um einen Stand beworben) gehören sozusagen zum kunstakademischen Fußvolk, viele haben einen anderen Hauptberuf, viele arbeiten als Lehrer, einige können auch Auszeichnungen und öffentliche Aufträge vorweisen.
Die Werkpreise rangieren zwischen 400 und 4000 Euro, die Künstler sind natürlich das ganze Wochenende an ihren Ständen präsent, auch wenn im zentralen Ausstellungszelt unter sengender Sonne eine Hitze von über 30 Grad Celsius herrscht. Diese Zeltstruktur mit containerhässlichen Kunststoffwänden wurde einfach in den Innenhof des alten Bischofssitzes Fulham Palace im Westen von London gestellt und passt in den Rahmen dieses historischen Gebäudes ästhetisch wie die Faust aufs Auge. Jede Minute donnert eine Maschine im Anflug auf den Flughafen Heathrow über Palast und Park hinweg. Auf dem Rasen picknicken Familien.
Es ist dieses etwas improvisierte, ungereimte, aber vitale Setting, das die Veranstaltung von dem Verdacht reinigt, nur einer kalten Marketingstrategie zu folgen. Stattdessen ist sie ein typischer Ausdruck der populären berührungsfreundlichen und experimentierfreudigen englischen Kunstszene. Jamie Polk, Gründer und Direktor der Tierkunst-Messe, möchte die Kunstszene allerdings ein bisschen umkrempeln.
Die Messe soll das Geschäft der Galerien machen, denn die Zukunft des Kunstmarkts – glaubt Polk – liege im Direktverkauf und teure Mittelsleute brauche man immer weniger.
Polk war früher Banker, und hat sich als Kunstliebhaber einen neuen Vollzeitjob geschaffen. Seine Messe, letztes Jahr gegründet, soll künftig in jedem Frühling stattfinden und sogar auf Tournee gehen.
Aber erst mal will er auf dem Teppich bleiben und sehen, wie es läuft. Das wiederum hängt wesentlich von der Kunst selber ab, die gezeigt wird. Das Spektrum ist jedenfalls beachtlich: Es reicht von durchaus konventionellen Pferde- und Hundebildern, wie sie in ein britisches Herrenhaus gehören, bis hin zu Löwen- oder Affenskulpturen, die aus Maschendrahtknäuel geformt sind und damit das Thema des Eingezäuntseins umspielen.
Ein als Hohlkörper aus Ton gebrannter Hase, dessen Oberfläche löchrig und uneben ist, wirkt extrem fragil und geradezu schutzbedürftig; grob konturierte kleine Pferdeköpfe aus Stein, übersät von Rillen und anderen Spuren der Bearbeitungswerkzeuge erinnern an altchinesische Skulpturen der Tang-Dynastie, was durch die Montage auf Eichenholz aus dem 13. Jahrhundert noch unterstrichen wird. Auch die abstrakte Schönheit verschieden gebogener Hörner, die wie züngelnde Flammen auf eine Grundplatte montiert sind, fesselt die Aufmerksamkeit. Am längsten in Erinnerung bleiben aber die schweinischsten rosa Schweine, die die Welt je gesehen hat – Frontalporträts, die von einer imaginären Zimmerwand auf den Sonntagsbraten herabschauen.
Informationen:
Animal Art Fair London