
Man verurteile die Tötung, aber auch die Massenunterbringung als Mittel zur Populationskontrolle aufs Schärfste, teilte die Organisation "Vier Pfoten" mit. Die willkürliche Tötung freilaufender Hunde sei nicht nur unmenschlich und aus gesundheitspolitischer Sicht ineffektiv, sondern auch unpraktisch und kostspielig. Zudem löse sie häufig nationale und internationale Kritik aus.
Die Leiterin der "Vier Pfoten-Streunerhilfe" in Europa, Rowlings, sagte dem Deutschlandfunk, man unterstütze international alle Bemühungen, das Gesetz zu stoppen. Man setze sich nachdrücklich für Programme ein, bei denen Streuner eingefangen, kastriert, geimpft und in ihre ursprünglichen Gebiete zurückgebracht werden - sogenannte CNVR-Programme (Catch-Neuter-Vaccinate-Return). Ähnlich äußerten sich andere Tierschutzorganisationen.
Gesetz erlaubt Kommunen, kranke oder aggressive Tiere einzuschläfern
Das im vergangenen Sommer in der Türkei verabschiedete Gesetz erlaubt das Einschläfern von Straßentieren in bestimmten Fällen. Anlass waren schwere, teils tödliche Angriffe auf Menschen sowie Ärger über nächtliches Hundegebell oder öffentliche Verunreinigungen. Eine Beschwerde der oppositionellen CHP gegen das Gesetz wurde vergangenen Monat vom Verfassungsgericht abgewiesen.
Das neue Gesetz verpflichtet Kommunen dazu, Streuner einzufangen und in Tierheimen unterzubringen. Wenn möglich, sollen sie an künftige Halter vermittelt werden, was in der Regel kaum gelingt. Stufen Veterinäre die Straßentiere aber als krank oder aggressiv ein, können sie eingeschläfert werden. Tierschützer befürchten Massentötungen. Schätzungen zufolge gibt es vier Millionen Straßenhunde in der Türkei. Die Zahl der Tierheimplätze wird mit rund 100.000 angegeben. Sie sollen ausgebaut werden.
Eltern sorgen sich nach tödlichen Hundeangriffen um ihre Kinder
Kritiker des Gesetzes argumentieren, wegen der fehlenden Kapazitäten der Tierheime würden Graubereiche im Gesetz genutzt, um Tiere einfach so einzuschläfern. Zudem ermutige die feindliche Grundhaltung des Gesetzes Bürger dazu, gewaltsam gegen Hunde und Katzen vorzugehen. Viele seien bereits erschlagen oder vergiftet worden.
Befürworter des Gesetzes in der Türkei sind unter anderem Eltern, deren Kinder durch streunende Tiere angefallen und schwer verletzt worden. Sie drängen auf sichere Schulwege für Kinder und verlangen den Ausbau der Tierheime. Berichten zufolge stehen sich Gegner und Befürworter des Gesetzes oft unversöhnlich gegenüber. Von Bedrohungen und tätlichen Angriffen ist die Rede.
Diese Nachricht wurde am 14.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.