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Tipps zum Schutz vor einer Antibiotika-Resistenz

Es ist ein Wettlauf gegen die Evolution: Forscher müssen immer neue Antibiotika entwickeln, weil Bakterien schnell lernen und Resistenzen entwickeln. Zudem gehen wir - und auch Ärzte - zu leichtfertig mit Antibiotika um.

Von Daniela Siebert | 21.11.2011
    Händewaschen! Eine besonders einfache und effektive Methode, sich und andere vor gefährlichen Bakterien zu schützen. Vor allem nach dem Gang auf die Toilette, so der Rat von Professor Reinhard Burger.
    "Sorgfältiges Händewaschen, mit Seife, auch zwischen den Fingern: Das sollte man immer tun."

    Der Präsident des Robert-Koch-Institutes ist von Haus aus Immunologe und Mikrobiologe. Wie viele andere Experten auch, sieht er im Alltag neben der Toilette vor allem die Küche als eine der größten Gefahrenzonen, wenn es um Bakterien geht, die dem Menschen schaden können. Auch in der Küche sollte man deshalb vor und nach dem Hantieren mit Lebensmitteln die Hände waschen. Vor allem bei rohen Speisen, die nicht mehr abgekocht werden, ist Vorsicht geboten, so Burger:

    "Da muss man nicht nur an die eigenen Hände denken, sondern auch an die Küchenutensilien, Bretter und Messer und so weiter, also ein Brett, auf dem man ein rohes Huhn zerlegt hat, sollte man dann aus gutem Grunde sorgfältig reinigen, auch heiß reinigen."

    Keiner der Experten in Berlin rät von irgendwelchen Speisen ab. Entscheidend ist der richtige Umgang damit. Beispiel Geflügelfleisch: Solange es gründlich durchgegart wird, sei es für die Konsumenten unproblematisch, weil so alle Bakterien abgetötet werden, also auch die, die möglicherweise schon eine Antibiotika-Resistenz entwickelt haben. Außerdem, so die Experten, seien in der Vergangenheit die Grenzwerte für Antibiotika-Rückstände im Geflügelfleisch nie überschritten worden. Deshalb raten sie trotz der jüngsten Meldungen über den massenhaften Antibiotika-Einsatz in der Geflügelmast nicht vom Verzehr von Geflügelfleisch ab. Ein größeres Problem sind lebende Tiere. Helmut Tschiersky-Schöneburg, Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, rät daher, beim Umgang mit Tieren auch die Übertragungsmöglichkeit gefährlicher Erreger zu berücksichtigen.

    "Indem ich den Kontakt mit Tieren, auch mit Haustieren, so gestalte, dass ein Übergang von Keimen vom Tier zum Menschen möglichst reduziert ist. Und immer daran denken, dass auch ein Schmusetier Keimträger ist und dass diese Keime teilweise sowohl Menschen als auch Tiere infizieren können, und dass auf diese Art und Weise auch Resistenzen übertragen werden könnten."

    Aktiv dafür sorgen, dass es nicht zu weiteren Antibiotika-Resistenzen kommt, kann man vor allem im Krankheitsfall. Wenn der behandelnde Arzt Antibiotika geben will, ist es durchaus angemessen, als Patient auch mal kritisch nachzufragen, findet der Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, Professor Gert Höffken:

    "Ob die Verordnung eines Antibiotikums in Ihrem Fall wirklich gerechtfertigt ist: Weil in den meisten Fällen Antibiotika leider nicht zur Behandlung von bakteriellen Infektionen, also durch Bakterien bedingte Infektionen, verordnet werden in der Praxis, sondern häufig auch bei Virus-Infektionen. Und bei Virus-Infektionen wirken Antibiotika überhaupt nicht."

    Wenn eine Antibiotika-Therapie aber tatsächlich unumgänglich ist, dann ist es elementar wichtig, dass die Medizin auch so lange eingenommen wird, wie es der Arzt verordnet hat und sie nicht vorzeitig abgesetzt wird, weil die Beschwerden ja schon weg sind. Reinhard Burger:

    "Ziel bei der Behandlung ist es ja wirklich, den Krankheitserreger zu eliminieren. Antibiotika töten bakterielle Erreger ab und man möchte nicht quasi einen Restbestand – vielleicht noch unter niedrigen Antibiotikaspiegeln - im Körper behalten, weil das wieder Bedingungen wären, die resistente Bakterien herausselektionieren."

    Zur gesundheitlichen Prophylaxe sind auch Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken zu empfehlen, sagt Gert Höffken. Denn damit beuge man der Gefahr einer Lungenentzündung vor, die mit Antibiotika behandelt werden muss. Wenn dabei multiresistente Keime im Spiel sind, droht Lebensgefahr. Mit diesem Problem müssen sich vor allem die Intensivstationen in den Krankenhäusern herumschlagen. Überhaupt gibt es in Kliniken ein besonders großes Risiko, mit multiresistenten Erregern in Kontakt zu kommen. Als Patient, als Besucher und auch als Mitarbeiter. Seit 2008 läuft deshalb bundesweit die Aktion "Saubere Hände", die Klinikpersonal zur Händedesinfektion anhält. Die können auch Klinikbesucher und Patienten unterstützen so Gert Höffken.

    "Achten Sie darauf, dass der Arzt, bevor er Sie untersucht, sich seine Hände desinfiziert hat."