Am 17. September 2017 verkündet IOC-Präsident Thomas Bachim peruanischen Lima keine Überraschung, als Paris und Los Angeles als Gastgeber der Sommerspiele von 2024 und 2028 benannt werden. Ein Jahr später während der WM in Russland: die Vereinigten Staaten erhalten als Hauptorganisator einer Drei-Länder-WM mit Kanada und Mexiko den Zuschlag für das bedeutendste Fußball-Turnier.
Das Votum korrigiert mit acht Jahren Verspätung eine der fragwürdigsten Entscheidungen in der Geschichte des Weltverbandes. Der hatte die WM 2022 an die Öl- und Gas-Monarchie Katar vergeben und nicht an die USA, dem klar besseren und lukrativeren Kandidaten.
Nur wenige Wochen später eine gute Gelegenheit für jenen Mann, der als eine indirekte Folge des FIFA-Korruptionsskandals zum globalen Fußball-Boss aufgestiegen war, zu einem Abstecher nach Washington. Gianni Infantino besucht den Weltmeister in Sachen Selbstvermarktung: Donald Trump. Und er versucht sich einzuschmeicheln: „Noch etwas, was für Sie nützlich sein könnte. Im Fußball haben wir Schiedsrichter mit gelben und roten Karten. Die gelbe ist eine Verwarnung. Und wenn man jemanden rausschmeißen will...“
Infantino drückt Trump die rote in die Hand, der offensichtlich null Ahnung von Fußball hat. Er täuscht eine Bewegung an, die so aussieht, als wolle er die Karte anwesenden Reportern und Fotografen zuwerfen.
Sommerspiele verschaffen Trump pompösen Auftritt
Wenigstens tut er nicht so, als sei es sein Verdienst, dass die USA den Zuschlag erhalten hatte. Das macht er im Wahlkampf 2020 umso lieber und streicht seine Rolle bei der Vergabe der Sommerspiele heraus. Und er bittet die Organisatoren darum, sich für diesen Einsatz auf jeden Fall erkenntlich zu zeigen.
Hätte damals nicht Joe Biden gewonnen, sondern er, wäre seine politische Karriere im Januar 2025 zu Ende gewesen. Seine Wiederwahl in diesem Jahr schafft eine andere Konstellation. Man wird mehr als nur einen Platz in der Menge für ihn reservieren. Als höchster Repräsentant des Gastgeberlandes darf Trump die Spiele sogar offiziell eröffnen. Ein Auftritt, der rund um den ganzen Globus übertragen wird.
Trumps Abschiebepläne von Menschen aus WM-Partnerland
Vorher allerdings steht die WM an. Und damit eine pikante Situation. In seiner ersten Amtszeit hatte er zunächst nur den Bau einer tausend Kilometer langen Grenzabsperrung vorangetrieben. Sie soll den enormen Zustrom von lateinamerikanischen Migranten und Asylsuchern blockieren.
Inzwischen hat er es auf Menschen aus diesen Ländern abgesehen, die bereits in den USA leben, arbeiten und Familien haben. Darunter: um die 4 Millionen Mexikaner. Sie sollen verhaftet und deportiert werden.
„An Tag eins werde ich das größte Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte starten. Wir werden diese bösartigen und blutrünstigen Kriminellen ins Gefängnis stecken oder sie aus unserem Land vertreiben, und zwar schnell.“
Organisationschef Wasserman: "Spiele stehen über der Politik"
Ein Angriffsziel wird zwangsläufig die Olympiastadt Los Angeles und deren unmittelbares Umland sein. Dort leben glaubwürdigen Schätzungen zufolge eine halbe Million Mexikaner, die schwarz über die Grenze gekommen sind. Dazu: etwa 250.000 aus anderen lateinamerikanischen Ländern.
Die Organisatoren der Olympischen Spiele haben eilfertig signalisiert, dass sie wohl eine derartige Aktion ignorieren werden. Organisationschef Casey Wasserman schlug kurz nach der Wahl patriotische Töne an: „Es geht um Rot, Weiß und Blau. Es sind Amerikas Spiele, die in Los Angeles stattfinden. Die Spiele stehen über der Politik in fast jeder Hinsicht.“