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Trumps Fed-Chef-Nominierung
Für die Märkte bedeutet Jerome Powell Kontinuität

Jerome Powell ist Jurist und sitzt seit 2012 als Fed-Governor im Führungsgremium der Notenbank - als einziger Republikaner. Nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump soll er neuer Fed-Chef werden. Es wird erwartet, dass er den Kurs von Janet Yellen fortsetzen wird.

Von Thilo Kößler | 03.11.2017
    Donald Trump steht vor dem Weißen Haus in Washington und schüttelt die Hand von Jerome Powell.
    US-Präsident Donald Trump will, dass künftig Jerome Powell die amerikanische Notenbank Federal Reserve leitet. Dessen Nominierung gab er im Garten des Weißen Hauses in Washington bekannt. (AFP/SAUL LOEB)
    Monatelang hatte Donald Trump die Spekulationen um diese Nominierung angeheizt und sie geradezu als Schaulaufen inszeniert. Dann kam es so, wie es am Ende vermutet worden war.
    Jerome "Jay" Powell kennt die Federal Reserve, ihre Arbeitsweise, Mechanismen und Untiefen aus dem ff: Der 64-Jährige sitzt seit 2012 als Fed-Governor im Führungsgremium der Notenbank. Er ist dort derzeit der einzige Republikaner. Er arbeitete bereits für die Regierung George W. Bushs und gilt geldpolitisch als sogenannte Taube, also als Anhänger einer lockeren Geldpolitik. Die amerikanische Wirtschaft brauche eine solide Geldpolitik, sagte Trump, und eine kluge Aufsicht des Bankensystems.
    Für die Märkte bedeutet Jerome Powell auf dem geldpolitisch wichtigsten Posten der Welt die denkbar größte Kontinuität. Es wird erwartet, dass er den Kurs von Janet Yellen fortsetzen wird, der zuletzt aus einer behutsamen Zinserhöhung und moderatem Abbau der Ankäufe von Staatsanleihen bestand. Auch deshalb galt er als der Favorit von Finanzminister Steven Mnuchin. Powell stehe für eine Führungspersönlichkeit, die stark und klug sei, sagte Trump.
    Die Fed steht geldpolitisch vor dem Spagat, einerseits die beispiellose Geldschwemme zurückzufahren, für die die Notenbank nach der Finanzkrise von 2008 gesorgt hatte, um die Wirtschaft anzukurbeln. Andererseits sollen das Wirtschaftswachstum und der spürbare Konjunkturaufschwung nicht abgewürgt werden. Obwohl die Inflationsrate immer noch unter der entscheidenden Marke von zwei Prozent liegt, wird Fed-Chefin Janet Yellen als mutmaßlich letzte Amtshandlung den Leitzins im Dezember noch einmal leicht erhöhen.
    Demokraten dürften den Kandidaten mittragen
    Ihr widerfuhr unversehens höchste präsidiale Anerkennung – noch im Wahlkampf hatte Trump Janet Yellen scharf attackiert, weil ihre Geldpolitik angeblich seine Gegenkandidatin Hillary Clinton begünstigte. Nun war Trump des Lobes voll für die scheidende Janet Yellen.
    Für Yellens Nachfolge war auch Trumps wirtschaftspolitischer Chefberater Gary Cohn im Gespräch gewesen – er gilt als Architekt der Steuerreform, die die Republikaner am Donnerstag mit einem Gesetzentwurf auf den Weg brachten. Sie wird sich möglicherweise noch als Hypothek für den neuen Fed-Chef erweisen, der im Februar seinen Dienst antreten wird: Denn die angepeilten Steuerentlastungen in Höhe von sechs Billionen Dollar dürften kaum durch ein entsprechendes Wachstum auszugleichen sein – sie werden deshalb vermutlich in den nächsten zehn Jahren mit geschätzten 1,5 Billionen Dollar auf das Haushaltsdefizit durchschlagen. Er werde im Falle seiner Bestätigung durch den Senat alles tun, um die Geldmarktpolitik in den Dienst stabiler Preise und eines sicheren Arbeitsmarktes zu stellen, versprach Jerome Powell.
    Noch drei weitere Posten bei der Fed vakant
    Jerome Powell ist ein Kandidat für den Posten des mächtigen Fed-Chefs, den die Demokraten mittragen dürften. Sie haben allerdings die Befürchtung, dass Trump bei der Besetzung weiterer wichtiger Posten im Gouverneursrat der Fed weit weniger auf Konsens bedacht sein könnte. In der Notenbank sind drei weitere von insgesamt sieben Posten vakant – Trump hat damit die Chance, die US-amerikanische Geldpolitik neu auszurichten und die globale Wirtschaft nachhaltig zu beeinflussen.
    Experten äußerten sogar schon die Befürchtung, dass der Präsident versucht sein könnte, die Unabhängigkeit der amerikanischen Notenbank anzutasten. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund versprach Powell, seine Entscheidungen nach objektiver Faktenlage zu treffen und in der langen Tradition der Unabhängigkeit der amerikanischen Geldpolitik.