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Trumps Krieg gegen die Medien
Der Streit mit der "New York Times" eskaliert

Ein Gespräch des Herausgebers A.G. Sulzberger der "New York Times" mit Donald Trump sollte eigentlich geheim bleiben. Nach einem Tweet des Präsidenten veröffentlichte die Zeitung dazu eine Stellungnahme. Daraus geht hervor: Sulzberger hatte Trump in dem Gespräch für seinen Umgang mit Medien scharf kritisiert.

Von Thilo Kößler | 30.07.2018
    Donald Trump
    Das Treffen mit dem NY Times Verleger sollte geheim bleiben, doch Trump entschied sich doch darüber zu twittern (picture alliance / Consolidated News Photos)
    Auf Wunsch des Präsidenten war Stillschweigen vereinbart worden - doch dann brach Donald Trump selbst diese Vereinbarung: Er habe mit Arthur Gregg Sulzberger ein hochinteressantes Gespräch geführt, schrieb er auf Twitter, und mit dem Herausgeber der New York Times über die Unmenge an "Fake News" aus der Feder der medialen "Volksfeinde" geredet.
    Der Eindruck, den Donald Trump erwecken wollte - dass er nämlich mit den Kampfbegriffen der "Fake News" und der "Volksfeinde" nichts zu tun habe - ist Teil des Problems, das der 37-jährige Verleger umgehend beim Namen nannte. Es dauerte keine zwei Stunden bis A.G. Sulzberger mit einer Erklärung aufwartete, die Donald Trumps Darstellung deutlich in ein anderes Licht rückte. Sulzberger, der den Kommentarchef des Blattes als Zeugen mit in das Gespräch genommen hatte, schildert darin seine Beweggründe, die Einladung ins Oval Office anzunehmen - er habe die Gelegenheit nutzen wollen, um dem Präsidenten seine tiefe Besorgnis über dessen medienfeindliche Rhetorik nahezubringen.
    Die Phrase von den "Fake News" sei nicht nur falsch, habe er Trump gesagt, sie sei gefährlich und spalterisch. Der Begriff der journalistischen "Volksfeinde" sei Teil von Trumps "aufrührerischer und diffamierender Sprache". Diese Rhetorik führe zu immer mehr Drohungen gegenüber Journalisten und drohe in Gewalt umzuschlagen, so Sulzberger.
    Trump geht gegen Medien vor
    Er habe dem Präsidenten nahegelegt, sein Verhalten zu überdenken. Tatsächlich stellt Trump bei seinen Veranstaltungen immer wieder den Begleittross der Journalisten an den Pranger und weist die Menge auf diese "Schmierfinken" hin. In der vergangenen Woche forderte er in Kansas City dazu auf, den Medien keinen Glauben mehr zu schenken: Was Ihr seht und lest, hat nichts mit dem zu tun, was wirklich geschieht, rief er seinen jubelnden Anhängern zu. Jüngst schloss der Präsident die CNN-Korrespondentin Kaitlin Collins von einer Pressekonferenz mit Jean-Claude Juncker im Rosengarten aus, weil sie "unangemessene Fragen" gestellt habe.
    Dieses Verdikt führte zu einer gemeinsamen Protestnote der US-Medien, der sich auch Trumps Haussender Fox News anschloss. Das indes stachelte erneut Trumps Zorn an: Er werde es nicht zulassen, dass das großartige Land den Trump-Hassern in der sterbenden Zeitungsindustrie geopfert werde, schrieb er wiederum auf Twitter. Die "scheiternde New York Times" und die "Amazon-Washington Post" schrieben nur schlecht über seine positive Arbeit, beklagte sich Trump.
    Amazon-Chef Jeff Bezos hatte die Washington Post vor fünf Jahren gekauft und seither ihren Ruf als einer der führenden liberalen Tageszeitungen und Verfechterinnen der Pressefreiheit gefestigt. Das Motto: Democracy dies in Darkness. Demokratie stirbt in Dunkelheit.