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TV-Debatte zur Landtagswahl
Das "Triell" von Brandenburg

Vor der Landtagswahl in Brandenburg am Sonntag sind die Spitzenkandidaten von SPD, Linkspartei und CDU im Fernsehen aufeinander getroffen. Eine Konstellation, die es im Wahlkampf bislang noch nicht gab.

Von Axel Flemming | 10.09.2014
    Die Spitzenkandidaten der drei großen Parteien in Brandenburg, Dietmar Woidke (SPD), Michael Schierack (CDU) und Christian Görke (Die Linke, l-r) warten am 09.09.2014 kurz vor der Aufzeichnung eines Fernsehduells zu den Themen des Landtagswahlkampfes in einem Fernsehstudio in Potsdam (Brandenburg).
    Die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Brandenburg 2014: Dietmar Woitke (SPD), Michael Schierack (CDU) und Christian Görke (Die Linke) (dpa / picture alliance / Ralf Hirschberge)
    So richtig heiß ist der Wahlkampf in Brandenburg bislang noch nicht geworden, anfangs waren Ferien, dann blickten alle nach Sachsen, und jetzt, in den letzten Tagen vor der Wahl, versuchen die Kollegen vom rbb, so etwas wie Kampfstimmung aufkommen zu lassen – mit mäßigem Erfolg.
    Dietmar Woidke ist seit gut einem Jahr Ministerpräsident, er hatte es schon in seiner Zeit als Landwirtschafts- und Umweltminister gelernt, Kontroversen souverän auszuhalten. In der Diskussion gibt er den Landesvater, der detailkundig ist, sich aber selten aus der Ruhe locken lässt:
    "Am Ende ist es ganz wichtig, dass dieses Land weiterhin gut, vernünftig und mit Augenmaß regiert wird. Ich glaube auch, dass die CDU einen Anteil daran hatte. Wir haben vor zehn Jahren gemeinsam regiert, bis vor fünf Jahren. Aber ich glaube auch, dass Brandenburg ein Land bleiben muss, wo soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Erfolg miteinander korrespondieren müssen."
    Finanzminister Christian Görke ist noch recht frisch in seinem Regierungsamt, davor war er Fraktionschef der Linken. Er macht gleich zu Beginn die Demutsgeste vor dem größeren Koalitionspartner, sein Ziel ist klar: Er möchte weiter an der Macht beteiligt bleiben:
    "Ich glaube, im Gegensatz zu meinem Kollegen links von mir, bin ich da eher Realist, der mit acht Prozent hinter den Sozialdemokraten möglicherweise nicht derjenige ist, der dann die Regierung führt. Und vielleicht fragen Sie mich in fünf Jahren, ob ich Ministerpräsident werden möchte, vielleicht antworte ich dann anders."
    Der CDU-Kandidat greift nur zögerlich an
    Die CDU hat es schwer in Brandenburg. Wäre das Kriterium des Fernsehens gewesen, nur Parteien, die bei der letzten Landtagswahl 2009 über 20 Prozent gekommen waren einzuladen – sie hätte draußen bleiben müssen. Jetzt muss Spitzenkandidat Michael Schierack – Partei- und Fraktionschef der Christdemokraten in Brandenburg – angreifen, eine Rolle, die dem freundlichen Orthopäden und Späteinsteiger in die Politik nicht auf den Leib geschrieben ist:
    "Als der Ministerpräsident Platzeck Rot-Rot eingefädelt hat, mit Ihnen ins Bett gegangen ist, habe ich Sie bewundert, wie Sie standhaft waren, wie Sie Rückgrat hatten, und klar gemacht haben, dass Sie mit den Roten nicht gehen. Und nun sind Sie Ministerpräsident geworden und sagen: Sie möchten mit den Roten weiter regieren. Und das verstehe ich nicht."
    Inhaltlich geht es um die Kohleverstromung, SPD und CDU sind dafür, die Linke mit etwas mehr Bedenken auch. Beim Thema Hauptstadtflughafen BER hängen alle irgendwie mit drin, kein Punkt an Niemand.
    Statt dann über die Innere Sicherheit und die Grenzkriminalität zu reden, gibt es Fragen zu Finanzen und Wirtschaft; bei recht guter Konjunkturlage, Haushaltsüberschuss und einer Arbeitslosigkeit von neun Prozent eher eine Vorlage für die Regierung. Einzig beim Entweder-Oder-Spielchen der Moderatoren kann der CDU-Kandidat verwandeln, ob allerdings in die erwünschte Richtung, bleibt fraglich:
    "Bei Konflikten: Putschen oder Abtauchen?"
    "Abtauchen!"
    Beim Sportlehrer Görke kamen familiär verstrickte Verbindungen zu tage:
    "Mit ihrem Papa zum CDU-Parteitag oder mit alten SED-Funktionären nach Ziegenhals?"
    "Mein Vater ist jetzt 50 Jahre in der CDU, und insofern sind es immer interessante Diskussionen."
    Die SPD Brandenburg zieht traditionell ohne Koalitionsaussage in die Wahl. Ministerpräsident Dietmar Woidke hatte sich in einem Interview allerdings weit aus dem Fenster gelehnt und gesagt: "Aus der Erfahrung der aktuellen Regierungsarbeit gibt es keinen Grund, die Pferde zu wechseln".
    "Pferde lieber neu anspannen oder Pferde lieber wechseln?"
    "Erst mal die Pferde füttern und dann mal sehen, wie gut sie drauf sind."