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Ukraine-Konflikt
Vor dem Runden Tisch in Mikolajew

Am dritten Runden Tisch werden die Aufständischen erneut nicht vertreten sein. Präsident Turtschinow und Regierungschef Jazenjuk hatten dies von Anfang an ausgeschlossen. Die von Oligarch Achmetow initiierte Warnstreik-Aktion haben die Milizenführer so verstanden, wie sie gemeint war: als Kampfansage.

Von Sabine Adler | 21.05.2014
    Beim ersten Runden Tischen kamen Vertreter der Übergangsregierung und der Regionen in Kiew zusammen.
    Beim ersten Runden Tisch kamen Vertreter der Übergangsregierung und der Regionen in Kiew zusammen. (dpa / picture alliance / Zurab Dzhavakhadze)
    Die ukrainischen Sicherheitskräfte haben Hinweise, dass die Separatisten Slawiansk verlassen könnten - zumindest teilweise. Ein Pressesprecher der Antiterroroperation der Regierung teilte mit, man habe beobachtet, dass auf den Dächern von Wohnblöcken Scharfschützen postiert seien, was als Absicherung eines Transports gewertet wird. Slawiansk ist das Hauptquartier der prorussischen Milizen; die ukrainische Seite geht davon aus, dass die Gegner ihre Toten aus der Stadt bringen wollen und womöglich ihren Abzug einleiten. Eine Bestätigung von der Gegenseite gibt es nicht.
    Am dritten Runden Tisch, der heute in der südukrainischen Stadt Mikolajew stattfindet, werden die Aufständischen erneut nicht vertreten sein. Das entspricht auch dem Willen des Parlaments; Präsident Turtschinow und Regierungschef Jazeniuk hatten dies von Anfang an ausgeschlossen.
    Machtausübung, um sich zu bereichern
    Auf einer Trauerfeier in Lemberg wurden die beiden Hubschrauberpiloten beigesetzt, die vorgestern in Donezk von den prorussischen Milizen abgeschossen worden waren. Nicht nur in der ostukrainischen Bevölkerung, auch in den Sicherheitskräften kommt man mehr und mehr zu der Überzeugung, dass es den Separatisten nicht um den Aufbau eines von Kiew unabhängigen Staates geht, sondern um die Möglichkeit, in dem von ihnen geschaffenen Chaos Macht auszuüben, sich zu bereichern. Der Kommandeur der beiden Hubschrauberpiloten, Igor Jaromenko, auf der Beisetzung seiner Kameraden:
    "Sie sind für unser Land, für den Schutz unserer Heimat gestorben. Wir haben es nicht mit Separatisten zu tun, das sind Banditen. Mit Separatisten kann man verhandeln, mit Banditen nicht. Das sind angeheuerte Verbrecher. Denen ist es doch egal, ob eine Donezker Volksrepublik entsteht oder nicht, sie wollen Geld machen."
    Aufständische drohen Achmetow mit Nationalisierung seines Eigentums
    Ähnlich klingt Rinat Achmetow, der größte Arbeitgeber der Region. Seine Warnstreik-Aktion gestern Mittag haben die Milizenführer so verstanden, wie Achmetow sie gemeint hat: als Kampfansage. Sie drohten ihm daraufhin mit der Nationalisierung seines Eigentums. Allerdings hat Achmetow mit dem Schutz seiner Reichtümer Erfahrung seit 1990. Der Multimilliardär bedankte sich per Video für die Unterstützung durch die Bevölkerung und gab sich entschlossen.
    "Wir sind nicht auf dem Weg zur Donezker Volksrepublik. Kalaschnikows und Granatwerfer ernähren das Volk nicht und bauen keine starke Wirtschaft auf mit genügend Arbeit und Verdienstmöglichkeiten. Was jetzt? Kämpfen, kämpfen, nochmals kämpfen. Diese Volksrepublik ist ein Betrug. Diese Leute haben den gesamten Donbass als Geisel genommen und terrorisieren ihn. Wer sind diese Leute, was haben sie vorher gemacht? Diesen Haufen Dahergelaufener werden wir davonjagen. Sie schützen den Donbass nicht, sie vernichten ihn."
    Der Gouverneur von Donezk, Sergej Taruta, dessen Amtsgebäude von den Separatisten seit Wochen besetzt ist, berichtete von Auseinandersetzungen in den Milizen selbst.
    "Wir hören Schüsse im Gebäude, wo die unterschiedlichen Gruppen offenbar ihre Probleme untereinander klären. Das tun sie mithilfe von Waffen, das halten sie offenbar für das beste Argument."