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Umstrittener Eizellentourismus
Kein Mutterglück aus Deutschland

Europaweit gilt Deutschland als das restriktivste Land, was Kinderwunsch-Behandlungen anbelangt. Tschechien und Spanien sind deshalb zu beliebten Reisezielen für "Fertilitäts-Touristen" geworden. Viele Paare empfinden das geltende Embryonenschutzgesetz von 1990 als angestaubt. Eine Reise zu florierenden Kinderwunsch-Kliniken in Tschechien und zu Menschen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen.

Von Christiane Hawranek | 13.02.2016
    Das Monitorfoto zeigt das Einbringen einer Samenzelle in eine Eizelle mittels Mikropipette unter dem Mikroskop.
    Das Monitorfoto zeigt das Einbringen einer Samenzelle in eine Eizelle mittels Mikropipette unter dem Mikroskop. (Hubert Link, dpa)
    Es ist Kathrin Lohbauer anzusehen: Sie hat eine schlaflose Nacht hinter sich. Wir treffen uns an den Schließfächern eines Krankenhauses, irgendwo in Süddeutschland. Bis zuletzt hat sie mit sich gerungen, ob sie ein Interview geben soll oder nicht, denn das, was sie getan hat, ist in Deutschland verboten: Sie hat sich die Eizellen einer anderen Frau einsetzen lassen. Zusammen gehen wir zur Neugeborenen-Station.
    "Sie sehen das Bett! Da gehen wir nachher hin! (lacht)"
    In einem Bettchen mit hellblauer Decke liegt ihr kleiner Sohn; um ihn zu schützen, möchte die 40-Jährige ihren richtigen Namen nicht nennen – Kathrin Lohbauer ist nur ein Pseudonym. Aber darüber sprechen, warum sie sich zwei Mal für die Eizellspende entschieden hat - das möchte sie schon.
    Im Aufenthaltsraum für Mütter holt die zierliche Frau einen handbeschriebenen Zettel mit Stichpunkten hervor; darauf steht: Sie als Empfängerin einer Eizellspende hat keinerlei Strafverfolgung zu befürchten, weil sie für den Eingriff ins Ausland gereist ist, wo die Eizellspende legal ist. Und in Deutschland gilt rechtlich immer die Frau als Mutter, die das Kind auf die Welt bringt. Kathrin Lohbauer und ihr Mann haben viele Jahre Hoffen und Enttäuschung hinter sich: Kein Mediziner in Deutschland konnte ihnen helfen, ein Baby zu bekommen.
    "Das hat richtig Kraft und Tränen gekostet. Es musste betrauert werden, aber dann war das abgeschlossen."
    Es blieb nur eine Chance: Zusammen mit ihrem Mann reiste sie nach Kalifornien. Über das Internet hatten sie eine junge Mutter Anfang 20 gefunden, die dem Paar damals Eizellen spendete. Diese Zellen wurden in der Petrischale künstlich mit dem Sperma ihres Mannes befruchtet und hinterher Kathrin Lohbauer eingesetzt. Mit der Spenderin hat sie bis heute Kontakt. Ihr erster Sohn ist mittlerweile fünf Jahre alt, eine Reise zur amerikanischen Spenderin mit ihm zusammen ist fest geplant. Mit Bilderbüchern versucht Kathrin Lohbauer, dem kleinen Jungen schon jetzt zu erklären, dass er nicht so gezeugt wurde wie die meisten anderen Babys.
    Mutterglück das ihr in Deutschland verwehrt geblieben wäre
    "Dann hab ich gesagt: Wir hatten Schwierigkeiten, wir haben ein Ei von unserer Spenderin gekommen, dann kam das in meinen Bauch. – Ach so! Und blättert um, nächste Seite. Da wusste ich: OK, das war für ihn genug in dem Moment und es sind immer nur mal diese Momente, wo der Verstand sich einschaltet, auch die Frage: Wie sage ich es meinem Kind und wie helfe ich meinem Kind da? Mit seiner Geschichte klar zu kommen und ich werde ihm auch sagen: Denk mal…die Alternative wäre, es gäb dich gar nicht!"
    Beim zweiten Kind sollte eigentlich wieder die US-amerikanische Spenderin helfen – aber die war mittlerweile fast 30, es klappte nicht mehr.
    "Dann standen wir vor der Wahl: Gibt es kein Kind mehr oder gibt es ein Kind, wo wir die Spenderin eben nicht kennen? Weil in Europa, Tschechien, ist das finanziell was ganz anderes. In Amerika kostet es das vier- bis sechsfache. Und jetzt in Tschechien haben wir darauf geschaut, dass es eine junge Spenderin ist, und Gott sei Dank – hat auch beim ersten Mal geklappt."
    Kathrin Lohbauer schaut auf die Uhr: Es ist Zeit, ihr Neugeborenes zu stillen.
    "So, jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. Da gehört er hin … der süßeste kleine Kerl der Welt. Ein Wunder!"
    Ein Baby wird gestillt
    Etliche Länder haben ihre Gesetze zur Fortpflanzungsmedizin liberalisiert – und Deutschland? (picture alliance / dpa / Heiko Wolfraum)
    Mutterglück, für das sie mehrere 1.000 Euro gezahlt hat – und das ihr in Deutschland verwehrt geblieben wäre. Denn: Der Gesetzgeber möchte eine "gespaltene Mutterschaft" verhindern, das bedeutet: Dass Kinder eine genetische und eine soziale Mutter haben. Aber gilt dasselbe nicht auch für Adoptivkinder? Und was ist mit Kindern, die aus einer Samenspende entstehen – eine "gespaltene Vaterschaft" ist offensichtlich kein Problem. Doch einen ganz entscheidenden Unterschied gibt es schon: Samen zu spenden – da ist der Aufwand überschaubar. Frauen, die ihre Eizellen abgeben, müssen sich dagegen wochenlang Hormone spritzen. Und um die Eizellen zu entnehmen, ist eine kleine Operation unter Narkose nötig.
    Was haben die Spenderinnen davon? Werden sie am Ende sogar ausgebeutet? Und: Wer macht Geschäfte mit den Eizellen junger Frauen? Um das herauszufinden, reisen wir nach Tschechien, zusammen mit der Augsburger Psychologin Christine Büchl. Sie hilft Kinderwunschpaaren, mit den vielen Rückschlägen und Enttäuschungen fertig zu werden. Häufig bekommen die verzweifelten Paare von ihrem Umfeld zu hören: "Warum adoptiert ihr dann nicht einfach?" Aber so "einfach" ist es eben nicht:
    "Von der Auslandsadoption sind sehr viele auch desillusioniert, weil es sehr lange dauert, 20.000 Euro kostet, und ganz viele Kinder stark entwicklungsverzögert und bindungsgestört sind. Hin der Trend zur Eizellspende, weil der Mann eben genetischer und sozialer Vater ist und die Kontrolle über die Schwangerschaft, sprich Gesundheitsverhalten, Alkohol etc. liegt bei der Empfängerin."
    "Arzthelferin: Sie haben einen Termin mit Frau Doktor? Genau!"
    Die Klinik "Pro Natal Plus": ein gelb gestrichener Flachbau am Stadtrand von Prag. Eine energische Oberärztin mit halblangen braunen Haaren begrüßt uns mit festem Händedruck. Dr. Dana Koryntová führt durch ihr Reich.
    "Im Preis der Behandlung haben Sie da Unterkunft und Verpflegung auch, die Paare. Sie haben es bequem, wir holen sie sogar am Flughafen oder Bahnhof ab. Sie müssen sich also keine Sorgen machen, die ganze Reise wird von uns organisiert."
    Ist es das wert für die Spenderinnen?
    Eine "nette Urlaubsreise" also, bei der ganz nebenbei auch noch der sehnliche Kinderwunsch erfüllt werden soll? Fast 8.000 Euro kostet das "Paket" mit drei Versuchen für die Eizellspende – und danach, so verspricht die Klinik, seien "90 Prozent der Frauen schwanger". Wie viele der Patientinnen reisen aus Deutschland an?
    "Ich würde sagen: 90 Prozent. Diese Klinik ist auch mit der Absicht, deutsche Patienten zu behandeln, entstanden."
    Vor allem mit den Techniken, die in Deutschland verboten sind, wie der Eizellspende. Viele Paare seien deshalb anfangs sehr verunsichert, sogar ängstlich, sagt Dana Koryntová.
    "Manchmal fragen sie zum Beispiel, ob es die Spenderinnen freiwillig machen. Wir halten die da im Gefängnis oder …?!"
    Dana Korintova bekommt ein rotes Gesicht, wird richtig empört, mehrfach betont sie, warum sich die Frauen der Prozedur unterziehen.
    "Die Frauen haben ein gutes Gefühl, sie haben jemandem geholfen, dafür bekommen sie eine Entschädigung finanziell, die die Kosten decken sollte."
    Reporterin: "Wie viel Geld kriegen die?"
    "Es entspricht ungefähr einem durchschnittlichen Monats-Nettogehalt."
    Büchl: "Und wie hoch ist ein durchschnittliches Monatsgehalt?"
    "Würde ich … nicht so erwähnen."
    Ist es das wert für die Spenderinnen? Ihre Gesundheit für einen kleinen Nebenverdienst und für ein gutes Gefühl aufs Spiel zu setzen?
    "Wir bemühen uns und kümmern uns, dass es so wenig Komplikationen wie möglich gibt, aber ausschließen kann man es nicht."
    Wir würden gerne eine Spenderin kennenlernen, aber das lässt die Oberärztin nicht zu. Das hat auch damit zu tun, dass es in Tschechien gesetzlich geregelt ist, dass Eizellspenderinnen anonym bleiben müssen. Das heißt: Es ist ausgeschlossen, dass irgendwann einmal ein junger Mensch bei ihnen vor der Tür steht, der seine genetische Mutter treffen will – und am Ende auch noch Ansprüche auf Unterhalt oder Erbe stellt. In Deutschland dagegen haben Kinder mittlerweile das Recht, ihre Wurzeln zu kennen. Angestoßen hatten die Diskussion Kinder, die aus Samenspenden entstanden sind – und die irgendwann festgestellt haben, dass sie mit einer Lebenslüge aufgewachsen sind: Derjenige, den sie jahrelang für ihren Vater gehalten haben, ist gar nicht ihr Vater. Viele hat das in eine Identitätskrise gestürzt.
    "Jeder Mensch, der was im Leben hat, was ihm nicht gelungen ist und sucht den Grund. Die haben was erlitten, die Eizellspende, die Samenspende ist schuld. Aber ist das wirklich so? Ist das wichtig? Ist das wirklich so wichtig, wer diese eine Zelle gespendet hat?"
    Der deutsche Verein Spenderkinder würde diese Frage eindeutig mit "ja" beantworten. Auch in Tschechien haben sich Initiativen gebildet, die das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung durchsetzen wollen – bisher ohne Erfolg. "Zum Glück", sagt die tschechische Ärztin, denn auf der Anonymität für beide Seiten beruht auch ihr Geschäftsmodell. Nicht wenige deutsche Paare bewahren nach außen hin den Schein, tatsächlich in Tschechien nur ein paar nette Urlaubstage verbracht zu haben. Das Kind, das dabei entstanden ist, soll niemals erfahren, dass die genetische Mutter eine Fremde ist, die es nicht kennenlernen darf.
    Ein Tag später: Wir haben einen Termin bei einer weiteren Prager Kinderwunsch-Klinik, sie heißt "Cube" und liegt im Erdgeschoss eines anonymen Bürokomplexes. Dort soll auch eine Spenderin auf uns warten; für das Interview ausgesucht haben sie die Ärzte. Chefarzt Dr. Petr Uher wartet schon an der Praxisanmeldung, zusammen mit einer schlanken schwarzhaarigen Frau mit auffälligen graugrünen Augen. Sie ist Anfang 20. Die junge Frau lacht nervös, reibt die feuchten Hände an der Jeans ab. Doktor Uher dagegen ist gelassen:
    "Ich muss nicht dabei sein, oder? – Reporterin: Nee, nee … "
    Der Arzt stammt aus Brünn, hat aber lange in Österreich gelebt. Er ruft seine Tochter Klara zum Gespräch dazu, sie ist zweisprachig aufgewachsen und arbeitet ebenfalls in der Kinderwunschklinik.
    Martinas Eizellen sind noch jung und intakt
    Je mehr die 24-jährige Spenderin Martina ins Reden kommt, desto mehr scheint sie ihre Aufregung und ihre Angst, etwas Falsches zu sagen, zu vergessen. Sie erzählt, dass sie schon zwei Mal am Gebärmutterhals operiert werden musste. Klara Uher übersetzt:
    "Ich stand vor der Entscheidung, ob ich jetzt schwanger werde oder nie und ich hab ein Baby bekommen und so bin ich auf das Thema gekommen: Es geht nicht immer und wollte helfen."
    Denn: Martinas Eizellen sind noch jung und intakt. Eine Freundin machte sie auf ein Facebook-Forum aufmerksam: Extra für tschechische Frauen, die ihre Eizellen spenden wollen. Derzeit sind fast 3.000 Frauen im Forum aktiv. Sie tauschen sich darüber aus, wie die Behandlung abläuft und auch darüber, welche Kliniken die jungen Frauen so sehr mit Hormonen vollpumpen, dass sie das sogenannte Überstimulationssyndrom bekommen. Im natürlichen Monatszyklus reift nur eine einzige Eizelle heran. Im Forum berichten Frauen dagegen, dass bei ihnen durch die Hormontherapie bis zu 30 Eizellen gewachsen seien: Der Bauch schwillt an und die Frauen klagen über:
    "Klara: Übelkeit, Bauchdrücken, manche mussten dann auch ins Krankenhaus an die Infusion."
    Etwa die Hälfte der Frauen hat negative Erfahrungen gemacht. Nicht nur wegen der körperlichen Nebenwirkungen, die im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich werden können. Sondern auch wegen der seelischen "Nebenwirkungen": Was bedeutet es eigentlich für eine Frau, wenn sie ihre Eizellen an eine Fremde abgibt? Auch das werde diskutiert.
    "Dass eine andere Frau quasi ihr Kind austrägt, nicht unbedingt für mich, aber für die Frauen in der Facebook Gruppe. Ich fühle mich nicht verbunden mit dem Kind."
    Martina hat bisher erst einmal gespendet, andere Frauen lassen die Prozedur auch sechs, sieben Mal über sich ergehen: Hormone spritzen, OP zur Eizellentnahme. Martina sagt, sie habe keine nennenswerten Nebenwirkungen gespürt.
    "Reporterin: Wie viele Eizellen waren´s dann?
    Klara: Eieiei …
    Sie weiß es nicht genau, sie denkt so ca. 20? Das wäre bisschen viel."
    Später erfahren wir: Es waren tatsächlich 18 reife Eizellen, die ihr entnommen wurden. Martina verrät auch, wie viel Geld sie dafür bekommen hat: umgerechnet etwa 800 Euro. Das klingt nach einem bescheidenen Lohn, auch wenn aus den gespendeten Eizellen sicher keine 18 Kinder entstehen, denn längst nicht alle Eizellen sind "verwertbar", selbst bei jungen Frauen wie Martina.
    Wir fragen, wie es nach der Spende weiterging? Ist jetzt vielleicht eine Deutsche dank Martina schwanger? Doch – das möchte sie lieber gar nicht wissen.
    Eine schwangere Frau hält ihren Bauch.
    Was bedeutet es eigentlich für eine Frau, wenn sie ihre Eizellen an eine Fremde abgibt? (dpa/Fredrik von Erichsen)
    An ihre Eizellspende erinnern Martina heute nur noch die Möbel im Kinderzimmer ihrer kleinen Tochter – die hat sie sich von ihrer Aufwandsentschädigung gekauft. Doch: Andere Frauen tragen gesundheitliche Probleme davon – und wer garantiert, dass sie nicht aus purer Geldnot den medizinischen Eingriff vornehmen lassen?
    In Deutschland drohen Ärzten bis zu drei Jahre Haft, wenn sie einer Frau fremde Eizellen einsetzen. Nicht nur das: Viele Ärzte sind verunsichert, ob sie laut dem deutschen Embryonenschutzgesetz von 1990 schon eine verbotene "Beihilfe zur Eizellspende" begehen, wenn sie unfruchtbare Patientinnen auch nur dahingehend beraten, dass sie mit einer Eizellspende im Ausland die Chance auf eine Schwangerschaft hätten. Auf Anfrage schreibt die Bundesärztekammer, man sehe sich mit einem "fast undurchdringlichen Dickicht an gesetzlichen Regelungen konfrontiert". Dieser Ansicht ist auch der Münchner Jura-Professor Jens Kersten.
    Für eine umfassende Diskussion fehlt der Politik offensichtlich der Mut
    Ein Treffen in der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Auf dem kleinen Tisch vor den Sesseln in seinem Büro liegt ein dünnes weißes Buch, darauf steht "Fortpflanzungsmedizingesetz – Augsburg-Münchner-Entwurf", verfasst hat es Professor Kersten zusammen mit fünf weiteren Medizinrechtlern.
    "Das Embryonenschutzgesetz ist 1989/1990 in Kraft getreten und jetzt 25 Jahre alt, und es hat praktisch keine Revision der zentralen Teile seitdem gegeben. Zusätzlich ist die Haltung zu Fortpflanzungsmethoden sehr sehr restriktiv, deshalb halte ich überhaupt nichts vom Embryonenschutzgesetz."
    Macht es sich der Gesetzgeber also zu einfach, verzweifelte Paare in solchen Fällen quasi ins Ausland zu treiben? Professor Kersten sieht noch ein weiteres Problem:
    "Wo Sie verbotene Techniken haben, die nachgefragt werden, entwickeln sich einfach nicht-legale Märkte und die führen zu fehlender Transparenz und zu einer fehlenden Sicherung von Qualitätsstandards. Also das ist für alle gefährlich."
    Das hat Ende vergangenen Jahres ein Prozess in Hof gezeigt: Ein Reproduktionsmediziner war wegen Steuerhinterziehung und Verstoß gegen das Embryonenschutzgesetz angeklagt. Die Staatsanwaltschaft warf dem 57-Jährigen Gier und Habsucht vor, denn er soll Patientinnen gegen Geld die Eizellen fremder Frauen eingesetzt haben. Nachgewiesen werden konnte ihm letztendlich nur ein einziger Fall von Eizellspende, auch wenn seine Mitarbeiter ausgesagt haben, das sei jeden Monat vorgekommen. Verteidiger Hartmut Girshausen argumentiert:
    "Die Motivation in sämtlichen Behandlungen war die Erfüllung des gehegten Kinderwunsches der Frauen. Freilich, es ist in Deutschland verboten, aber in vielen europäischen Ländern erlaubt."
    Am Ende wurde der Mediziner zu fünf Jahren Haft verurteilt. Seinem Labormitarbeiter hatte der Arzt gesagt, die Technik der Eizellspende werde bald sowieso in Deutschland legal sein. Doch die offizielle Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf Nachfrage klingt anders:
    "Gegenwärtig ist es nicht geplant, das Verbot der Eizellspende aufzuheben."

    Vielleicht liegt es auch daran, dass sich deutsche Politiker am Thema Embryonenschutzgesetz nicht die Finger verbrennen wollen: Wie werden die Spenderinnen entschädigt? Welche Ansprüche haben die Kinder, die aus der Spende entstehen? Fängt man erst einmal an, sich damit zu beschäftigen, öffnet sich die Tür für immer mehr medizinisch, juristisch und ethisch heikle Fragen – und für diese umfassende Diskussion fehlt der Politik momentan offensichtlich der Mut.