
Hauptmann Boris Wladislawowitsch Kapustin und Oberleutnant Juri Nikolajewitsch Janow waren als sowjetische Piloten in der DDR stationiert. Ihr Auftrag am 6. April 1966: einen Militärjet aus Finow, nordöstlich von Berlin, ins heutige Sachsen-Anhalt zu überführen.
Über Westberlin kam es zu einem technischen Defekt. Dem Befehl, den Schleudersitz zu betätigen, widersetzten sie sich, die beiden Soldaten steuerten den Jet in den Berliner Stößensee. Sie starben, verhinderten aber einen Absturz über bewohntem Gebiet, bei dem es viele Tote hätte geben können.

Das Wrack - ein Prototyp neuester sowjetischer Luftfahrttechnik kurz vor der Serienreife - fiel in die Hände der Briten, die das Flugzeug genau inspizierten. Groß geehrt wurden die Soldaten nicht. Weil er einen Befehl missachtet hatte, verweigerte der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew dem Piloten Kapustin etwa den Ehrentitel Held der Sowjetunion.
Ein erinnerungspolitischer Streitfall
Die Erinnerung an den Unfall und die beiden Soldaten nahm erst nach dem Ende des Kalten Krieges an Fahrt auf, in Deutschland und in Russland. Kapustins Witwe und eine junge Historikerin kämpfen heute um das Andenken der "Heldentat" vom Stößensee.

Dabei ist vieles nicht so eindeutig, wie es scheint. Eine Gesichter-Europas-Sendung über Heldenkult, die Instrumentalisierung von Geschichte und die schwierige Suche nach der Wahrheit.