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Umwelt
Der Klimaschutz lässt die Franzosen nicht kalt

In Frankreich starten Initiativen, die Zivilgesellschaft in den Klimaschutz einzubinden. Sie sollen für mehr Nachdruck beim UN-Klimagipfel Ende des Jahres in Paris sorgen. Die Umweltstiftung Nicolas Hulot präsentierte nun eine entsprechende Kampagne.

Von Suzanne Krause |
    Nicolas Hulot, der von Staatschef Francois Hollande ernannte Sonderbeauftragter für den Klimaschutz, kommt im Elysee-Palast an.
    Voller Tatendrang: Nicolas Hulot, TV-Moderator und Sonderbeauftragter für den Klimaschutz der Regierung Hollande (picture alliance / dpa / Francois Lafite / Wostok Press)
    Das Thema Klimawandel lässt die Franzosen keineswegs kalt.
    "Ja, ich habe Angst. Man sieht ja weltweit, dass heftige Stürme zunehmen, dass die Natur aus dem Gleichgewicht kommt."
    "Ich bin ziemlich beunruhigt. Vor allem, wenn ich sehe, wie derzeit bei uns das Energiewende-Gesetz verschleppt wird. Ich hoffe, da kommt bald was in Gang."
    "Die Temperaturen steigen, das ist besorgniserregend. Ich selbst fahre ein bisschen zu oft mit dem Auto, da könnte ich mich bessern.
    Nicolas Hulot, der bekannteste Umweltschützer im Land, zitiert eine neue Umfrage:
    "88 Prozent der Franzosen sind sehr beunruhigt, was die Konsequenzen des Klimawandels anbelangt. Man könnte meinen, das Thema interessiere sie nicht, denn bei uns sind die Folgen noch kaum spürbar. Im Gegensatz zu denen der langjährigen Wirtschaftskrise im Land. Aber trotz der täglichen Angst um den Job und Ähnliches reagieren die Franzosen beim Thema Klimawandel klarsichtig."
    Frankreich soll Vorreiter im Klimaschutz werden
    Als Gastgeber der UN-Klimakonferenz Ende des Jahres will François Hollande Frankreich zu einem weltweiten Vorreiter im Bereich Klimaschutz machen. Punkten will er eigentlich auch mit dem ehrgeizigen Gesetzesprojekt zur Energiewende. Die Nationalversammlung gab grünes Licht, das bis 2015 der Anteil des Atomstroms am Energiemix von aktuell 75 Prozent auf 50 reduziert, dass die Kapazität der Atommeiler gedeckelt werde. Der Senat mit seiner konservativen Mehrheit jedoch stimmte gegen Frist und Deckelung. Nun geht der Text in beiden Kammern erneut in Lesung, die Verabschiedung ist auf Frühsommer verschoben.
    Nicolas Hulot hat die Nase voll von solch politischem Geklüngel. Er setzt auf "positive impact", so der Name seiner Kampagne. Weltweit gibt es immer mehr Aktionen, die Wirtschaft und Gesellschaft auf klimafreundlichen Kurs bringen sollen. Die will der Aktivist öffentlich machen.
    "Ich weiß noch, wie ich mal eine Gruppe Jugendlicher empfangen habe, die erzählten, dass sie fähig seien, flüssigen Bio-Brennstoff zu produzieren - aus Algen, die in einer vertikalen Anlage gezüchtet werden. Das klang so unglaublich, dass sie in Frankreich überall abgewiesen wurden. Gerade eröffnen sie ihre dritte Algen-Fabrik in Spanien."
    Die Umweltstiftung hat unzählige innovative Initiativen ausfindig gemacht. Wie Canibal: Der Automat schluckt benutzte Plastik-Kaffeebecher, spuckt als Dank eine Lotteriemünze aus. Und verwandelt seine Beute in ein neues Material. Die ersten Canibal-Automaten stehen in Pariser Bahnhöfen. Währenddessen kämpft ein junger Verein gegen Lebensmittel-Verschwendung: In Supermärkten sammelt er krumme Gurken und bucklige Karotten ein, Ware, die die meisten liegen lassen und bietet sie an speziellen Verkaufsständen billiger an.
    100 klimafreundliche Projekte
    Insgesamt einhundert klimafreundliche Projekte wird die Nicolas-Hulot-Stiftung auf der Kampagnen-Webseite vorstellen. Die Bürger sollen per Mausklick abstimmen. Die Siegerprämie für die zehn besten Innovationen: Die Medien werden landesweit für sie werben. Und damit aufzeigen, was heute noch utopisch scheint, kann morgen Standard sein für nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz. Prominente Schauspieler, Sportler, Philosophen hat Hulot schon an seiner Seite. Er selbst ist im Land ein Star, seit er vor über 20 Jahren in einer TV-Serie auf abenteuerliche Art schöne Naturflecken vorführte. Ihm ist es zuzutrauen, seine Landsleute für den Klimaschutz zu begeistern.