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Unglück vor Libyen
675 Leichen aus Flüchtlingsboot geborgen

Es war eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer: Bei einem Rettungsversuch vor der libyschen Küste war im April 2015 ein völlig überfüllter Kutter gesunken. Um den vielen Opfern ein Gesicht zu geben, hatte Italiens Regierung die Bergung des Schiffes angeordnet.

Von Jan-Christoph Kitzler | 15.07.2016
    Eine kaputte Schwimmweste ist an einen Strand in Libyen angespült worden.
    Zahlreiche Menschen im Bauch des Schiffes hatten keine Überlebenschance. (dpa-Bildfunk / EPA / Ben Khalifa)
    Wie die Italienische Marine am Abend mitteilte, waren noch 458 Leichen an Bord des geborgenen Flüchtlingsbootes. Zusammen mit den 217 schon vorher geborgenen Toten müssen nun insgesamt 675 Opfer der bisher wohl schlimmsten Flüchtlingskatastrophe auf dem Mittelmeer in Augusta auf Sizilien identifiziert und dann begraben werden.
    Vermutlich über 800 Menschen an Bord
    Wahrscheinlich sind am 18. April letzten Jahres sogar noch mehr Menschen gestorben, aber nicht gefunden worden. Ihr Boot war vor der libyschen Küste gekentert. Bei einem Rettungsversuch war der völlig überfüllte Kutter mit einem Frachtschiff kollidiert und sofort gesunken. Vor allem die zahlreichen Menschen im Bauch des Schiffes hatten keine Überlebenschance. Ein an der Bergung beteiligter Feuerwehrmann sprach von fünf Leichen pro Quadratmeter. Nur 28 der vermutlich um die 800 Menschen an Bord hatten die Katastrophe überlebt.
    Italiens Regierung hatte das Schiff vor zwei Wochen aus 370 Meter Tiefe geborgen – auch um den Toten ein Gesicht zu geben. Allein seit Beginn dieses Jahres sind nach Angaben der Vereinten Nationen über als 2.800 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gestorben.