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Nach Vergeltungsschlägen
UNO-Sicherheitsrat berät über US-Angriffe in Syrien und Irak

Der UNO-Sicherheitsrat wird sich offenbar mit den US-Raketenschläge gegen proiranische Milizen in Syrien und im Irak mit zahlreichen Toten befassen. Eine Dringlichkeitssitzung des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen ist Diplomatenkreisen zufolge für Montagabend vorgesehen.

    Die Delegierten im UNO-Sicherheitsrat sitzen Saal.
    Der UNO-Sicherheitsrat in New York (AP / Yuki Iwamura)
    Russland hatte die Sitzung gefordert und den USA vorgeworfen, mit den Luftangriffen gezielt eine Eskalation des Konflikts im Nahen Osten herbeizuführen. Washington hatte die Ziele bombardieren lassen, nachdem bei einem Drohnenangriff auf eine US-Militärbasis in Jordanien drei amerikanische Soldaten getötet worden waren. Bei den Vergeltungsschlägen kamen nach Angaben aus Syrien und dem Irak mehr als 40 Menschen ums Leben, darunter auch Zivilisten.
    Der EU-Außenbeauftragte Borrell warnte vor einer Eskalation im Nahen Osten. Die Region sei ein Kessel, der jederzeit explodieren könne, sagte Borrell in Brüssel. Alle Akteure müssten versuchen zu verhindern, dass die Situation außer Kontrolle gerate.
    US-Präsident Biden kündigte weitere Militäraktionen an, sagte jedoch zugleich, die Vereinigten Staaten wollten keinen neuen Konflikt im Nahen Osten. Das irakische Militärkommando erklärte, die US-Angriffe verletzten die Souveränität des Landes und könnten unvorhersehbare Folgen haben. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums betonte, die Angriffe stellten "einen weiteren abenteuerlichen und strategischen Fehler der Vereinigten Staaten dar, der nur zu einer erhöhten Spannung und Instabilität in der Region führen wird".

    USA: Gruppierung "Islamischer Widerstand" verantwortlich

    Am vergangenen Sonntag waren bei einem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien drei Soldaten getötet worden. Washington macht dafür eine pro-iranische Gruppierung namens "Islamischer Widerstand" verantwortlich. Es handelt sich um eine Art Dachgruppe, unter der sich proiranische Milizen in Syrien und im Irak nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 versammelt haben. Unter anderem zählt auch die "Kataib Hisbollah" dazu, eine der stärksten Milizen im Irak. Diese fordert den Abzug der US-Truppen aus dem Land.

    Politikwissenschaftler Kaim: "Überdeutliches Signal" an den Iran

    Der Politikwissenschaftler Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin sprach von einem "überdeutlichen" Signal der USA an den Iran. Washington wolle zwar keine direkte Konfrontation, nehme aber die ständigen Angriffe auf US-Standorte nicht länger hin, sagte Kaim im Deutschlandfunk. Der Tod von drei Soldaten habe hier das Fass zum Überlaufen gebracht.
    Kaim äußerte Verständnis für das amerikanische Vorgehen. Schließlich eskaliere der Iran im Nahen Osten seit Oktober erkennbar - auch mit seiner Unterstützung der Huthi-Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer. Außerdem seien die Angriffe der irantreuen Milizen erhebliche Störfaktoren für die Diplomatie Washingtons im Nahost-Krieg, wo sich die USA bemühten, einen Geiselaustausch und eine Waffenruhe zu vermitteln.

    Weiterführende Informationen

    Über die Entwicklungen im Nahen Osten halten wir Sie auch in einem Nachrichtenblog auf dem Laufenden.
    Diese Nachricht wurde am 04.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.