Armut
"Unsichtbare Diskriminierung" - Seeck warnt vor tief verankertem Klassismus

Aus der Wissenschaft der Sozialen Arbeit kommt die Forderung nach mehr Gehör für Menschen, die Armut oder prekäre Lebenslagen erleben. Klassismus sei weiter eine der zentralen, aber öffentlich am wenigsten benannten Diskriminierungsformen, sagte Francis Seeck von der Technischen Hochschule Nürnberg dem Deutschlandfunk.

    Ein Kind zählt kleines Taschengeld auf seiner Hand.
    Knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche leben in Deutschland in Armut. (picture alliance / photothek / Ute Grabowsky )
    Seeck vertritt an der TH die Professur für Theorien und Handlungslehre der Sozialen Arbeit. Während Fragen von Rassismus oder Sexismus zunehmend Aufmerksamkeit bekämen, blieben soziale Herkunft und sozialer Status in dem Kontext oft unsichtbar, führte Seeck aus. Und das, obwohl Klassismus wesentlich darüber entscheide, wer arm bleibe, Zugang zu formeller Bildung habe und gesellschaftlich gehört werde. Klassismus sei tief in gesellschaftlichen Institutionen und Strukturen eingebettet.
    Hintergrund des Themas ist unter anderem die geplante Bürgergeld-Reform. Zuletzt hatten mehr als 50 Organisationen die Pläne der schwarz-roten Bundesregierung kritisiert. Auch in der schwarz-roten Koalition sind sie umstritten. In der SPD wurde gestern ein Mitgliederbegehren gegen die vorgesehenen Verschärfungen für zulässig erklärt.
    Führende Politiker der Unionsparteien und der Sozialdemokraten kommen heute Abend in Berlin zu einer Sitzung des Koalitionsausschusses zusammen. Dabei soll vor allem über die geplante Rentenreform gesprochen werden. Weitere Themen dürften das für 2035 geplante Aus für Verbrennungsmotoren, das Heizungsgesetz und das Krankenkassen-Sparpaket sein.
    Diese Nachricht wurde am 27.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.