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US-Botschafter Richard Grenell
Trumps Mann fürs Grobe in Berlin

Er selbst sieht sich weniger als Diplomat denn als Lautsprecher des Trumpismus in Deutschland. Jetzt hat Richard Grenell, der neue US-Botschafter in Berlin, in einem Interview das Erstarken der rechtspopulistischen Bewegungen in Europa begrüßt. Das sorgt für Empörung - in Deutschland wie in den USA.

Von Thilo Kößler |
    Porträtbild von Grenell
    Neuer Mann in Berlin: US-Botschafter Richard Grenell (imago / Chris Janßen)
    Das Verhalten von Trumps Mann in Deutschland schlägt nicht nur dort hohe Wellen – auch Richard Grenells Interview im britischen Ableger der ultrarechten US-Internetplattform Breitbart hat es in Windeseile über den Atlantik geschafft: Die renommierte Kolumnistin der Washington Post, Anne Applebaum, nannte Grenells Interventionen im Kurznachrichtendienst Twitter eine massive Einmischung in innere Angelegenheiten Deutschlands. Grenells Unterstützung für rechtspopulistische Kräfte beinhalte den Wunsch nach Ablösung der Bundesregierung, so Applebaum. Auch die Kongressreporterin des Fernsehsenders CNN nannte Grenells Äußerungen äußerst ungewöhnlich, ja verstörend.
    Repräsentant des Störenfrieds Donald Trump
    Grenell verstehe sich als Repräsentant des Störenfrieds Donald Trump, so Dana Bash – er könne sich des Beifalls aus dem Weißen Haus sicher sein. Doch nicht nur Journalisten finden Grenells Verhalten verstörend. Kritik kommt auch aus dem Kongress. Der demokratische Senator Chris Murphy sprach in einem Tweet von einer Politisierung des Botschafterpostens – wo Richard Grenell ihm doch persönlich versichert habe, dass er sich in seiner neuen Funktion in Berlin aller politischen Äußerungen enthalten werde.
    Dass Grenell sich selbst weniger als Diplomat denn als Lautsprecher des Trumpismus in Deutschland erlebt, hatte er bereits Mitte Mai im Deutschlandfunk-Interview erkennen lassen – schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt sei er Trump-Anhänger gewesen, bekannte er, kenne Trump schon aus Wahlkampfzeiten persönlich und habe ihm schon auf seinem Posten bei den Vereinten Nationen zuarbeiten können.
    Rechtspopulisten ausdrücklich stärken
    Dienste, für die sich Trump – trotz anfänglichen Widerstands im Kongress - mit dem Botschafterposten in Berlin erkenntlich zeigte. Kritik lösten indes nicht nur Grenells umstrittene Äußerungen zum Aufstieg der Rechtspopulisten in Europa und die – so wörtlich - Welle der Begeisterung über die Parteien des Anti-Establishments aus. Auf besonderes Unverständnis stieß Grenells Bemerkung, er wolle diese Kräfte ausdrücklich stärken. Deshalb sei er auch ein Fan des Rockstars Sebastian Kurz, wie er sagte: Der österreichische Bundeskanzler ist nächste Woche auf Deutschlandbesuch und wird von Grenell in der US-Botschaft empfangen.
    Grennell provozierte auch mit Äußerungen zu anderen Themen bundesdeutscher Politik. Der 51-Jährige, der sich schon am Tage seines Amtsantritts den Unmut der deutschen Wirtschaft zuzog, nachdem er sie dazu aufgefordert hatte, umgehend die Geschäfte mit dem Iran einzustellen, kritisierte Deutschlands Rolle in der Nato und die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Grenell sagte Breitbart, Deutschland sei die größte Volkswirtschaft und man fordere Berlin auf, seinen Verpflichtungen gegenüber dem Verteidigungsbündnis nachzukommen.
    Einmischung in innere Angelegenheiten
    Mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte sagte Grenell, die Kanzlerin habe persönlich dafür büßen müssen, dass sie auf dem Höhepunkt dieser Krise keinen umsetzbaren Plan gehabt habe. Was nicht nur in Deutschland, sondern auch in liberalen Kreisen in den USA als Einmischung in innere Angelegenheiten kritisiert wird, scheint jedoch Grenells dezidierter Auftrag aus dem Weißen Haus zu sein. Alle drei Themen – das Erstarken des Nationalismus im Zeichen von America first, die Angst vor zu viel Einwanderung und das Lamento über den zu geringen finanziellen Nato-Beitrag, stehen ganz oben auf Trumps politischer Agenda.
    Richard Grenell machte im Deutschlandfunk-Interview im Mai gar kein Hehl daraus, wie er seinen Auftrag als US-Botschafter in Deutschland sieht: Weniger als Diplomat denn als Staffer – als Mitglied des Stabes Donald Trumps.