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US-Verteidigungsminister Hagel
IS-Terrorgruppe ist extreme Bedrohung auch für USA

Diese Bedrohung sei "jenseits von allem, was wir gesehen haben": Mit deutlichen Worten warnt US-Verteidigungsminister Chuck Hagel vor der IS-Terrormiliz. Sie sei weit mehr als eine Terrorgruppe. Hagel kündigte eine Fortsetzung der Luftangriffe gegen IS-Stellungen im Irak an – und schließt auch Angriffe in Syrien nicht aus.

Von Jasper Barenberg | 22.08.2014
    US-Außenminister Chuck Hagel bei einer Pressekonferenz
    Außenminister Chuck Hagel sagte, die USA prüften alle Möglichkeiten. (AFP / Saul Loeb)
    Amerikas Verteidigungsminister wirkt nicht wie jemand, der sich schnell aus der Ruhe bringen lässt. Sachlich und kühl hat Chuck Hagel gerade Reportern im Pentagon einmal mehr erklärt, dass amerikanische Kampfjets weiter Angriffe im Irak fliegen werden, um die kurdischen Peschmerga zu unterstützen. Dass Washington am Ende aber die neue Regierung in Bagdad in der Pflicht sieht, die Einheit des Landes zu bewahren und die Gewalt zu stoppen. Als er dann aber auf die Terrorgruppe Islamischer Staat zu sprechen kommt, schlägt er einen anderen Ton an.
    "Wenn wir sehen, was sie mit Mr. Foley gemacht haben", empört sich der Minister, "was sie allen Amerikanern androhen - und Europäern; was sie jetzt gerade tun - mir fällt dazu nur ein Wort ein: barbarisch."
    Auch er wird die Bilder gesehen haben, wie der 40-.jährige Journalist James Foley irgendwo im Nahen Osten im Staub kniet, neben ihm der maskierter Kämpfer der Terrormiliz, das Messer in der Hand. Und die Bilder, wie dem Vater zuhause in New Hampshire die Stimme bricht, als er über seinen Sohn spricht. Kaum je in seiner bald sechsjährigen Amtszeit hat Barack Obama so harte Worte gewählt wie in seiner Stellungnahme zu der Enthauptung. Der Präsident geißelt die Terroristen als "Krebsgeschwür", das entfernt werden muss.
    Hagel: Eine unmittelbare Bedrohung
    Als er in seinem Urlaubsort in Martha's Vineyard diese Worte wählt, haben Zeitungsjournalisten schon recherchiert, dass zwei Dutzend US-Elitesoldaten Anfang Juli versucht haben, Foley und andere Geiseln aus Syrien zu befreien. Die Operation misslingt, die Geiseln waren nicht dort, wo sie vermutet wurden. Eine Lösegeldforderung in Höhe von 100 Millionen Dollar für die Freilassung Foleys hat Washington aus Prinzip abgelehnt. Jetzt spricht ein ehemaliger CIA-Direktor im Fernsehen vom ersten Anschlag der Terroristen in den Vereinigten Staaten. Von einer unmittelbaren Bedrohung spricht auch Verteidigungsminister Hagel.
    "Das ist mehr als nur eine Terrorgruppe. Sie verbindet Ideologie mit großer militärischer Schlagkraft, sie verfügt über riesige Finanzmittel. Das ist jenseits von allem, was wir bisher gesehen haben. Wir müssen das mit einem glasklaren kalten Blick ansehen und uns bereitmachen."
    Aber bereitmachen für was? Schon melden sich Republikaner zu Wort, die den Präsidenten schon lange ein Weichei nennen und vorwerfen, durch sein Zögern und Zaudern den Aufstieg der Islamisten begünstigt zu haben. Senator Saxby Chambliss aus Georgia verlangt daher, einen Gang zuzulegen, Waffen, Ausrüstung und die Führungsspitze der Miliz auszuschalten.
    "Lasst uns überall dort hingehen, wo die Terroristen ihr Kalifat gründen wollen. Und ihnen sehr nachdrücklich klarmachen: Man tut einem Amerikaner nicht an, was ihr Mr. Foley angetan habt. Wir kriegen Euch."
    "Wir prüfen alle Möglichkeiten"
    "Mission Creep" - so wird hier die Gefahr genannt und diskutiert, mehr und mehr in einen weiteren Krieg im Irak hineingezogen zu werden. Und so schließt der Verteidigungsminister wie zuvor sein Präsident abermals aus, Bodentruppen zu entsenden. Deutet an, die Luftangriffe zu verstärken, möglicherweise weitere Soldaten nach Bagdad zu schicken. Lässt sich so verstehen, als könnte es eine zweite Rettungsoperation geben, für die geschätzt drei US-Geiseln, die noch immer in der Hand der Islamisten sind. "Wir konzentrieren uns auf das, was wir gerade machen sagt", Chuck Hagel. Und prüfen alle Optionen.
    Schließt das Luftschläge jenseits der Grenze nach Syrien ein?, hakt ein Reporter nach. "Wie ich sagte", lautet die Antwort: "Wir prüfen alle Möglichkeiten."