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US-Vorwahlkampf
Trumps derbe Beleidigung

Donald Trump ist als Großmaul bekannt. Der republikanische Präsidentschaftskandidat fährt damit bisher gut, liegt in den Umfragen seiner Partei vorne. Doch mit der derben Beleidigung einer konservativen Moderatorin könnte er überzogen haben - seine Partei fürchtet um die weibliche Wählerschaft.

Von Bettina Klein | 10.08.2015
    Donald Trump während der ersten großen Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Man sieht ihn auf einem Fernsehbildschirm.
    Donald Trump während der ersten großen Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber. (Imago/UPI Photo)
    Alles begann am Donnerstagabend. Die bekannte Fernsehmoderatorin Megan Kelly, eine von drei Moderatoren der ersten TV-Debatte republikanischer Präsidentschaftskandidaten, konfrontierte Donald Trump mit frauenfeindlichen Bemerkungen, die er in der Vergangenheit geäußert habe: fette Schweine, Hunde, Schlampen.
    - "You've called women you don't like fat pigs, dogs, slobs, disgusting animals."
    - "Only Rosie O'Donell."
    Nur Rosie O'Donell, eine ebenfalls bekannte Entertainerin, schränkte Trump ein – unter brüllendem Gelächter des Publikums.
    "Das große Problem, das dieses Land hat, ist es, politisch korrekt zu sein. Ich bin von so vielen Leuten herausgefordert worden, ich habe keine Zeit für völlige politische Korrektheit und - offen gestanden - dieses Land auch nicht."
    Kontroverse zwischen Trump und Megan Kelly
    Damit war der Ton gesetzt für die in den folgenden Tagen ausgetragene Kontroverse mit Fernsehstar Megan Kelly. Nach Einschätzung vieler Journalisten und Politiker haben die drei Moderatoren am Donnerstag ihre Sache gut gemacht, scharfe Fragen, obwohl der Sender Fox News den Republikanern politisch nahe steht, vorsichtig ausgedrückt. Trump fühlte sich von allen unfair behandelt. Ganz besonders aber offenbar von Megan Kelly. Von der halte er eh nicht viel. Völlig überschätzt.
    "Man konnte sehen, dass Blut aus ihren Augen kam, dass Blut, woher auch immer, kam", legte Trump am Freitagabend auf CNN nach. Eine Äußerung, die man schwer falsch verstehen konnte. Viele verstanden sie jedenfalls so, bei ihr hätten wohl die Hormone verrückt gespielt. Der konservative Blogger Erick Erickson leitet die Internetplattform redstate.com und organisierte das gleichnamige Treffen von Republikaner am Wochenende in Atlanta. Er wandte sich an die Trump-Kampagne mit folgender Frage:
    "Ist Mr. Trump bereit, sich zu entschuldigen oder klarzustellen, dass er nicht andeuten wollte, eine Reporterin des landesweiten Fernsehens habe ihm eine harte Frage gestellt, weil sie ihre Periode hatte?"
    Trump wollte sich nicht entschuldigen
    Dies wollte die Kampagne nicht klarstellen. Erickson lud Donald Trump kurzerhand aus. Ein erstes Anzeichen dafür, dass es diesmal wohl etwas anders laufen würde, wenn der in den Umfragen führende Bewerber der Partei wieder eine seiner Attacken reitet. Die Republikaner fangen an, kalte Füße zu bekommen.
    "Wollen wir gewinnen oder wollen wir 53 Prozent der Wähler beleidigen?" fragte Jeb Bush ungehalten, in den Umfragen derzeit die Nummer 2. Den republikanischen Parteistrategen dämmert inzwischen, dass sie ein Problem haben. War nicht eine Analyse nach der verlorenen Wahl 2012, dass man stärker die weibliche Wählerschaft für sich gewinnen muss?
    "Es. Gibt. Keine. Entschuldigung."
    Schrieb Carly Fiorina auf Twitter, die einzige Frau unter den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern. Völlig unangemessen und beleidigend, ergänzte sie später auf CNN.
    Vielleicht hat Trump dieses Mal überzogen
    Trump wies jeden Vorwurf von sich, natürlich habe er das so nicht gemeint, sondern den Satz ja nicht mal zu Ende gesprochen. Blut tritt aus Augen und Nase, das sei schließlich eine gebräuchliche Redewendung, um jemanden als zornig zu charakterisieren.
    Auf Twitter hat er ganz sicher den Sieg davongetragen. Es bleibt zu diesem Zeitpunkt dennoch offen, ob Trump die jüngste Episode in den Umfragen wiederum nutzen wird und seine Beliebtheitswerte bei einem Teil der Basis weiter steigen - oder ob er diesmal überzogen hat. Und wie sehr die Republikaner noch auf Distanz zu ihm gehen, um Schaden von sich und den andern Bewerbern abzuwenden.