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USA in der Coronakrise
Fed-Chef rechnet mit Einbruch der US-Wirtschaft um 30 Prozent

Die US-Wirtschaft wird nach Einschätzung von Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank Federal Reserve, um 30 Prozent schrumpfen. Auch das Bruttoinlandsprodukt werde entsprechend absinken. Bei der Arbeitslosenquote drohe ein Anstieg auf bis zu 25 Prozent.

Von Thilo Kößler | 18.05.2020
Die Bronze-Statue "furchtloses Mädchen" (Fearless Girl) in der Wall Street trägt eine Atemschutzmaske.
Erst Ende Mai soll der Parketthandel an der Wall Street wieder starten (picture alliance/dpa/Benno Schwinghammer)
Noch ist das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise nicht absehbar – doch Fed-Chef Jerome Powell stimmte schon einmal auf das erwartete Schreckensszenario im 2. Quartal dieses Jahres ein: Nach Einschätzung der Federal Reserve dürfte die US-Wirtschaft um 30 Prozent schrumpfen – das Bruttoinlandsprodukt dürfte mit dieser negativen Entwicklung Schritt halten.
Damit einher geht ein befürchteter Anstieg der Arbeitslosenquote auf bis zu 25 Prozent: Ja, bestätigte Jerome Powell im Interview mit dem Fernsehsender CBS – das sei in etwa die Prognose der Notenbank.
Fed-Chef Jerome Powell am 19. Juni 2019 bei einer Pressekonferenz
Fed-Chef Jerome Powell (picture alliance / dpa / XinHua / Ting Shen)
Dennoch will Jerome Powell keinen direkten Vergleich mit dem Ausmaß der Großen Depression in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts ziehen – damals lag die Arbeitslosigkeit in den USA ebenfalls bei 25 Prozent. Der Absturz der Wirtschaft infolge der Coronakrise sei – zugegeben – jäh, werde aber sehr viel kürzer ausfallen als damals.
Gleichwohl werde sich die Krise noch eine Weile hinziehen, befürchtet Jerome Powell – es werde einige Zeit brauchen, bis die Wirtschaft wieder zu normalen Verhältnissen zurückkehren könne. Die Folgen würden vermutlich bis Ende nächsten Jahres spürbar sein.
33D-Modell des Coronavirus SARS-CoV2
Alle Beiträge zum Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Sofern es nicht zu Rückschlägen wie einer zweiten Infektionswelle kommt, könne der Erholungsprozess bereits in der zweiten Jahreshälfte einsetzen, meint Jerome Powell.
Warten auf den Impfstoff
Die amerikanische Notenbank und der US-Kongress müssten sich darauf einstellen, weitere Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, um dauerhaften Schaden von der Wirtschaft und den persönlichen Finanzverhältnissen der Bürger abzuwenden. Der US-Kongress hat bereits ein Hilfspaket in Höhe von drei Billionen Dollar zur Verfügung gestellt – eine ähnliche Summe, die die demokratische Mehrheit im Repräsentantenhaus letzte Woche verabschiedet hat, droht vom republikanisch dominierten Senat blockiert zu werden.
Der entscheidende Faktor für erneutes Wachstum und Vertrauen in die Wirtschaft ist jedoch nach Einschätzung von Jerome Powell die Eindämmung des Virus – und dafür werde vermutlich die Entwicklung eines Impfstoffs maßgeblich sein.
Nach den Worten von Jerome Powell verfügt die Fed nach wie vor über ein ausreichendes Instrumentarium, um in dieser Krise gegenzusteuern – Negativzinsen schloss Fed-Chef Powell im CBS-Interview jedoch ausdrücklich aus. Es komme darauf an, dass die Gesellschaft in dieser Krise zusammenstehe und sich gegenseitig helfe. Dann, so Powell, wird es relativ schnell wieder aufwärts gehen.