Dienstag, 16. April 2024

Spanischer Fußball
Nach Rassismus-Vorfall: Solidarität mit Vinicius

Die Debatte über Rassismus in spanischen Fußballstadien ist entbrannt, nachdem Real Madrids Starstürmer Vinicius Junior in Valencia erneut rassistischen Attacken ausgesetzt war. Beim Spiel von Real gegen Rayo Vallecano gab es Solidaritätsbekundungen.

Von Reinhard Spiegelhauer | 25.05.2023
Spieler von Real Madrid tragen ein T-Shirt mit dem Namen von Vinicius Junior als Zeichen der Unterstützung gegen Rassismus während des Fußballspiels um die spanische Meisterschaft La Liga zwischen Real Madrid und Rayo Vallecano
Real Madrid setzt ein Zeichen gegen Rassismus und der Solidarität mit seinem Starspieler Vinicius Junior (picture alliance / DPPI media / Oscar Barroso)
Vinícius selbst konnte wegen Verletzungsproblemen gar nicht spielen, dafür liefen seine Vereinskameraden für die Mannschaftspräsentation alle mit einem Trikot mit der Nummer 20 und seinem Namen auf. Auf den Rängen wurde ein riesiges “Wir sind alle Vinícius” Plakat gezeigt, auf dem Platz ein Spruchband mit dem Motto “Rassisten, raus aus dem Fußball”.
Vinícius sei kein Provokateur und die ständigen Angriffe gegen ihn müssten aufhören, meinten Fans vor dem Spiel. Stürmerkollegin Athenea del Castillo vom Frauenteam sagt: Niemand hat es verdient, ständig beleidigt zu werden. Auch die Frauen waren zum Halbfinale im Königinnenpokal mit der Nummer 20 auf dem Rücken auf den Platz gelaufen.

Sanktionen gegen Valencia

Immerhin: der spanische Fußballverband hat nun zum ersten Mal nicht nur eine Geldstrafe gegen einen Club verhängt - der FC Valencia muss 45.000 Euro zahlen - sondern auch mit einer Stadion-Teilsperre: In den nächsten fünf Heimspielen bleibt die Südkurve des Mestalla Stadions leer.
Valencia-Trainer Rubén Baraja ist damit allerdings nicht einverstanden: Er selbst und der Verein lehnten Rassismus ab, und die Fans pauschal zu verurteilen sei falsch. Der Verein will die Stadionsperre anfechten. Rassismus in den Stadien werde immer schnell bagatellisiert, klagt dagegen Esteban Ibarra von der “Bewegung gegen Intoleranz”. Die Vergehen würden auch nicht konsequent genug verfolgt und geahndet.
Tatsächlich wurden wegen der Beschimpfungen im Stadion am Sonntag bisher nur drei Pöbler identifiziert und von der Polizei vorübergehend festgenommen. Vier Anhänger von Atletico Madrid sollen schon vor einiger Zeit eine aufblasbare Puppe mit Vinícius Trikot symbolisch an einer Autobahnbrücke aufgehängt haben. Von Hochrisikospielen schon aktenkundige Ultras, so Polizeisprecherin Laura Lopez.

Erinnerungen an Roberto Carlos werden wach

Das Spiel gegen Rayo Vallecano ging 2:1 für Real Madrid aus. Spannend ist die Frage, wie die Debatte um Rassismus in den Stadien ausgeht: Wird sie nach 25 Jahren endlich ernst genommen? Damals schon wurde Vinícius’ Landsmann Roberto Carlos immer wieder rassistisch beleidigt, mit Affenlauten oder “Schimpanse” Rufen, wie sie danach auch zahlreiche andere Spieler erlebt haben, zuletzt eben Vinícius.
Noch nie ist in Spanien ein Spiel wegen rassistischer Vorfälle abgebrochen worden, und dieser Tage schaut man auch nach Deutschland: Der DFB setze den Drei-Stufen-Plan der UEFA, der eben auch Spielabbrüche vorsieht, konsequent um, loben jetzt viele.