
Unternehmen stünden vor der Wahl, rote Zahlen zu schreiben oder die Versorgung nicht aufrechtzuerhalten*. Bretthauer betonte, für eine Produktion in Deutschland brauche es robuste Lieferketten und Investitionen.
Nach Kinderärzten warnen auch Kliniken in Deutschland vor Engpässen bei einigen Arzneimitteln. Als Beispiele nannte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß, in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter anderem Antibiotika, Krebspräparate und Notfallmedikamente für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt derzeit etwa 300 Meldungen zu Lieferengpässen auf - bei rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Für viele knappe Medikamente gebe es aber Alternativen, heißt es. Die stellvertretende Vorsitzende des Hausärzteverbands, Buhlinger-Göpfarth, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, das Problem sei nicht neu, das Ausmaß schon.
Intensivmediziner regt Produktion lebenswichtiger Medikamente in "bundeseigenen" Produktionsstätten an
Der Intensivmediziner Karagiannidis brachte eine staatliche Produktion von lebenswichtigen Arzneien ins Gespräch. Im ZDF sagte Karagiannidis, der auch Mitglied der Regierungskommission für die Krankenhausversorgung ist, in den letzten Jahrzehnten habe man viele Produktionskapazitäten ins Ausland verlagert, auch wegen der Kosten. Karagiannidis regte an, die Arzneimittelproduktion nach Deutschland zurückzuholen. Vielleicht müsse man darüber diskutieren, dass man bundeseigene Produktionsstätten für lebenswichtige Medikamente brauche, so der Kölner Intensivmediziner.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach verwies im ZDF auf einen geplanten Gesetzentwurf, um dem Medikamentenmangel entgegenzusteuern. Auch in diesem Bereich sei man mit der Ökonomisierung zu weit gegangen, meinte der SPD-Politiker. Der Preis habe die alleinige Rolle gespielt, die Verfügbarkeit von Arzneimitteln eine zu geringe Rolle. Die Union drängt auf einen Beschaffungsgipfel. Noch vor Jahresende müssten sich Bund und Ländern treffen, um Sofortmaßnahmen für diesen Winter zu koordinieren, hieß es. Jetzt räche sich Lauterbachs Untätigkeit.
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*In einer früheren Version dieser Meldung haben wir ein Zitat von Bretthauer falsch wiedergegeben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Diese Nachricht wurde am 16.12.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.