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Verdi-Warnstreiks
Lufthansa streicht 350 Flüge in Frankfurt

Das Bodenpersonal am Frankfurter Flughafen streikt seit heute. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert für ihre Mitarbeiter sechs Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber haben bisher 1,6 Prozent angeboten. Die Warnstreiks gehen bis in den Nachmittag. Verdi-Chef Bsirske wird am Vormittag zu den Streikenden sprechen.

27.04.2016
    Warnstreiks im öffentlichen Dienst am Frankfurter Flughafen
    Warnstreiks im öffentlichen Dienst am Frankfurter Flughafen (picture-alliance / dpa/Boris Roessler)
    Gina Janke ist auf Frank Bzirske gerade nicht gut zu sprechen. Denn weil ihr Rückflug aus dem Urlaub in Andalusien heute wegen des Verdi-Streiks gestrichen ist, musste sie einen Tag früher nach Deutschland zurückkommen. Jetzt wartet sie nach der Ankunft im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens auf den Bus. Frank Bzirske habe ihr mit dem Streik einen Urlaubstag in Malaga genommen, der ihr auch nicht entschädigt werde, so Gina Janke. Doch sie kann schon wieder ein wenig lachen:
    "Einen sonnigen Tag mit 25 Grad und hier ist es kalt."
    Reporter:
    "Es geht ja jetzt um das Bodenpersonal, dass ja bei der Kälte morgens die Flugzeuge abfertigt. Die fordern sechs Prozent, haben bisher ein Angebot von 1,6 Prozent. Haben Sie Verständnis für diese Leute?"
    Gina Janke:
    "Es ist schon hart, weil das jedes Jahr passiert."
    Die eigene Betroffenheit- die kann aber auch der Flughafenmitarbeiter für sich reklamieren, der gleich nebenan die Autoschlangen am Terminal dirigiert:
    Lufthansa sagt in Frankfurt 350 Flüge ab
    "Ein Prozent ist halt sehr wenig. Dadurch dass die Kosten steigen und Arbeitnehmer immer weniger Verdienen sollen."
    Reporter:
    "Wie viel müsste es denn sein, damit man da auch wirklich was von hat?"
    Mitarbeiter:
    "Vier, fünf Prozent sollten es schon sein. Das man wenigstens ein bisschen was merkt."
    Ein Prozent mehr ab Juni 2016, zwei Prozent dann ab Sommer 2017 – das ist das bisherige Angebot der öffentlichen Arbeitgeber. Weil das den rund zwei Millionen Verdi-Mitgliedern nicht reicht, wird heute nicht nur der größte deutsche Flughafen in Frankfurt am Main bestreikt, sondern auch weitere Flughäfen – etwa Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund, Hannover-Langenhagen und München."
    Die Lufthansa hat allein in Frankfurt bereits 350 Flüge abgesagt. Hier soll der Warnstreik bis 15.00 Uhr andauern. Verdi-Mann Uwe Schramm ist für die Organisation des Streiks am Rhein-Main-Airport heute seit 4:30 Uhr verantwortlich. Gegen 9:00 Uhr wird Verdi-Chef Frank Bzirske dann am Terminal 3 vor den Flughafen-Mitarbeitern sprechen, die sich zuvor im Sicherheitsbereich gesammelt haben:
    "Draußen auf dem Flughafen-Vorfeld werden nun die Streikzüge zusammengestellt, die sich vor allem aus den Bodenverkehrsdiensten zusammensammeln aber auch aus den Mitarbeitern der Flughafen-Feuerwehr."
    Von der Flughafenfeuerwehr hängt es ab, ob die Lufthansa wie geplant von Frankfurt am Main aus wenigstens die Interkontinental- Flüge starten lassen kann. Aus streiktaktischen Gründen wird erst heute Morgen entschieden, ob nur eine oder gleich alle drei Feuerwachen des Frankfurter Flughafens in den Streik gehen. Wenn alle Wachen streiken, ist der Flughafen dicht."
    Bundesweit dürften vom Warnstreik mehrere zehntausend Passagiere betroffen sein. Ebenso streiken vielerorts zahlreiche Klinikmitarbeiter, Kita-Beschäftigte, die Straßenreinigung und teilweise auch die Müllabfuhr.
    Streikt bringt auch anderen Dienstleistern Umsatzeinbrüche
    Birgit Rell aus Kelkheim betreibt Frankfurter Flughafen einen kleinen Chauffeurdienst für feste Kunden. Weil gerade hier in den vergangenen zwei Jahren sehr oft gestreikt wurde, spürt sie einen deutlichen Einkommensverlust. Das macht ihr große Sorgen.
    "Weil alle die, die wegen des Streiks ihr Geld nicht Verdienen können, es auch nicht mehr Verdienen. Viele müssen absagen, umbuchen, nehmen die Bahn."
    Doch diejenigen, die heute etwa in Frankfurt am Main von Flugzeug auf die Bahn umbuchen wollen, um zur Hannover-Messe zu kommen, stoßen auf die nächste Verkehrshürde: Aufgrund von Bauarbeiten zwischen Kassel und Hannover dauert die Bahnfahrt dort zurzeit eine Stunde länger. Keine einfachen Zeiten also für Reisende hierzulande.