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Vergabe von Sportereignissen
EU-Politiker: Verbände sollen Menschenrechtslage berücksichtigen

Sollten Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften in Ländern stattfinden, in denen Menschen beispielsweise unterdrückt werden? Mit dieser Frage hat sich der Menschenrechtsausschuss des Europäischen Parlaments beschäftigt. Aus Sicht der Vorsitzenden Barbara Lochbihler (Grüne) ist die Antwort eindeutig.

Von Panajotis Gavrilis | 06.05.2015
    Die Grünen-Europaabgeordnete Barbara Lochbihler.
    Lochbihler: "Eine klare Benotung von messbaren sozialen und menschenrechtlichen Standards einfließen lassen." (imago/Müller-Stauffenberg)
    Sollten die Olympischen Spiele und die Fußball-Weltmeisterschaft in Ländern stattfinden, in denen Menschenrechte kaum zählen? Mit dieser Frage hat sich der Menschenrechtsausschuss des Europäischen Parlaments heute beschäftigt. Für Barbara Lochbihler von der Fraktion der Grünen ist die Sache klar:
    "Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass beim Vergabeprozess die großen Sportverbände hier konkret menschenrechtliche Verbesserungen einfordern."
    Das IOC oder die FIFA sollten nicht nur wirtschaftliche Interessen berücksichtigen bei der Vergabe, sondern auch die politische Lage ernst nehmen:
    "Mein, und das ist nicht nur mein Vorschlag wäre jetzt, dass sie auch eine klare Benotung von messbaren sozialen und menschenrechtlichen Standards einfließen lassen."
    DOSB-Vorstandsvorsitzender Vesper anderer Meinung
    Verbände könnten dann laut Lochbihler Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften befragen, den sogenannten "Press Freedom Index" oder verschiedene Demokratie-Bewertungen mit in eine abschließende Note einfließen lassen. Und dann erst entscheiden, ob das jeweilige Land sich zu einer Austragung eignet oder nicht. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, hält nichts von dieser Idee:
    "Menschenrechte kann man nicht messen. Darüber gibt es unterschiedliche Ansichten, wie die Menschenrechtslage in einem Land ist."
    Das aktuellste Beispiel von Menschenrechtsverletzungen sind die bevorstehenden ersten Europaspiele- in Baku. Berichten von "Human Rights Watch" zufolge sind in Aserbaidschan im vergangenen Jahr 35 Regierungskritiker, darunter auch Journalisten, strafrechtlich verfolgt oder verhaftet worden.
    Sport als Chance auf Veränderung
    Vesper, auch Führungsperson im Europäischen Olympischen Komitee, weiß davon. Doch für ihn ist der Sport eine Chance für Veränderung: Durch die Sportevents werde mehr über die Menschenrechtssituation berichtet, sagt er. Das sei bei den Olympischen Spielen in China im Bezug auf Tibet der Fall gewesen. Vesper betont aber:
    "Wir dürfen uns als Sport auch nicht überschätzen. Wir sind nicht in der Lage, Gesellschaftssysteme zu verändern, Politik eines Staates oder einer Regierung zu verändern. Wir verstehen den Sport auch nicht als Mittel zu einem anderen, nämlich zu einem politischen Zweck."
    Was bleibt, ist der politische Druck. Lochbihler von den Grünen will das Thema weiter im Fokus behalten. Es ist auch vorstellbar, dass das Parlament sogar eine Resolution zu Sport und Menschenrechte verabschiedet.