Ein Gong hat am Morgen das neue Semester eingeläutet. Der Dekan des Studium fundamentale richtete ein paar Worte an die Studierenden, sprach von der Krise, der Führungskrise, der Kommunikationskrise, der Krise als Chance. Die Studienneulinge beunruhigt das wenig.
"Ich habe ehrlich gesagt viel Vertrauen in die Universität. Ich kenne mich zwar in der Uni-Politik noch nicht so gut aus, weil ich erst drei Wochen hier bin, aber ich hab sehr viel Vertrauen, dass das alles hinhaut."
"Mich beunruhigt das schon eher, vor allem, als ich das das erste Mal gehört habe. Allerdings sagen einem die etwas Älteren dann immer, diese Krisen gibt es jedes Jahr, und jeder Jahrgang fängt damit an, dass es heißt, die Uni ist in der Krise."
"Momentan mache ich mir noch keine Sorgen, weil ich mir denke, es gab schon einige Krisen. Und ich hoffe einfach, dass es so ist, wie es immer war, dass die Sachen überarbeitet werden können und dann wieder in eine gute Richtung gehen."
Nachdem der Wissenschaftsrat im vergangenen Sommer der Privathochschule ihre Zulassung nur unter der Voraussetzung erteilt hat, dass die Zahl der Medizinprofessoren aufgestockt und die klinische Forschung massiv vorangetrieben wird, muss die notorisch klamme Uni über ihren bisherigen Bedarf hinaus ein zusätzliches Loch von drei bis vier Millionen im Jahr stopfen. Der Konzern Stiftung Rehabilitation Heidelberg, kurz SRH, hat sich bereiterklärt, dabei zu helfen. Die Holding, die neben verschiedenen Bildungseinrichtungen auch fünf Fachhochschulen betreibt, möchte allerdings nicht einfach Sponsor, sondern Gesellschafter mit Mitgestaltungsmöglichkeit sein, zum Beispiel bei einem seit vielen Jahren offensichtlich nicht funktionierenden Wirtschaftsmodell. Die Verhandlungen laufen, und nach Ansicht des Witten-Herdecker Unipräsidenten Wolfgang Glatthaar laufen sie erfreulich harmonisch.
"Und jetzt brauchen wir einfach ein neues Geschäftsmodell, wo wir sehr viel mehr als in der Vergangenheit durch unsere eigene Leistung uns ernähren. Und da sind wir gerade dran, und da haben wir in der SRH einen extrem kompetenten Partner, der den Hochschulmarkt gut kennt. Und ich glaube, da haben wir wirklich ein Umfeld, das uns eine sichere Zukunftsperspektive eröffnet."
Das rettende Ufer sei zum Greifen nah, sagt Glatthaar, aber trotzdem sei sein Job zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles andere als ein Vergnügen.
"Ich denke, in diesen Umbruchphasen, wo man auch nicht immer jedes Detail öffentlich diskutieren kann, entsteht natürlich viel Unsicherheit und durchaus auch Ängste. Und von daher kann ich nur versuchen eine zeitnahe Kommunikation, und da kriege ich auch sehr viel positives Feedback. Aber nur mit Kommunikation kann man die Ängste natürlich nicht auflösen. Die Ängste sind dann aufgelöst, wenn es unterschriebene Verträge gibt und klar ist, wie die Basis wirklich aussieht."
Dreh- und Angelpunkt ist ein langfristig tragfähiges wirtschaftliches Konzept. Das stellt auch die NRW-Landesregierung klar. Für das Jahr 2007 hat sie Fördergelder in Höhe von 4,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt. 800.000 mehr als im Jahr davor. Das Geld ist für den Anschub der vom Wissenschaftsrat geforderten klinischen Forschung gedacht, fließt aber erst, wenn das Finanzierungskonzept vorgelegt wird. Die in Witten/Herdecke entwickelte Form der Studienbeiträge wird darin nach dem Willen des Investors SRH keine Rolle spielen. Studenten, die die Höhe ihrer eigenen Gebühren festlegen, so SRH-Sprecher Nils Birschmann, das sei, als ob die Bürger die Höhe ihrer Steuern bestimmen. Gerade das von ihnen selbst entwickelte Modell liegt den Wittener Studierenden aber am Herzen, garantiert es ihnen doch den freien Zugang zum Studium und eine anschließende Berufswahl unabhängig von größtmöglichen Profit. Malte Herzhoff, Student der Wirtschaftswissenschaften im zehnte Semester und Mitglied des Senats der Uni, verschließt andererseits nicht die Augen davor, dass, wie er sagt, wirtschaftliche und auch inhaltliche Defizite in Witten/Herdecke aufgebaut worden sind.
"Die Not der Situation jetzt zwingt eben dazu, da, ich sage mal, einen Frühjahrsputz zu machen und zu überlegen, wo haben wir tatsächlich berechtigten Verbesserungsbedarf, aber wo können wir auch ganz selbstbewusst mit stolzer Brust voranschreiten und sagen, wir verkaufen eben nicht, wir verkaufen unsere Inhalte nicht? Und das ist eben der Spannungsbogen, der alle in ihrem Arbeiten bewegt."
Zur Freiheit ermutigen, nach Wahrheit streben und soziale Verantwortung fördern - das sind die Werte, auf denen die Uni Witten/Herdecke vor 25 Jahren gegründet wurde. Profite erwirtschaften gehörte bisher nicht dazu, genau dies, so die Befürchtung, fordert aber der neue potenzielle Investor.
"Alle sehnen sich im Prinzip nach einem Retter, der der Universität hilft. Und nun steht er da, und man zweifelt halt seine Glaubwürdigkeit und seine Ziele an, indem man sich eben anschaut, aha, das ist ein Unternehmen, wir verstehen uns hier aber nur zum Teil als Unternehmen und primär als Universität. Also inwiefern sind die Interessen und die Ziele, die man verfolgt, wirklich kompatibel?"
Die Verhandlungen zwischen der Uni Witten-Herdecke und Stiftung Rehabilitation Heidelberg laufen vertraulich, über Inhalte wird Stillschweigen bewahrt. In der Direktoriumssitzung, die für Anfang Mai geplant ist, will Uni-Präsident Wolfgang Glatthaar seine Kollegen über den Stand der Verhandlungen informieren. Ihm liegt außerordentlich viel an einem Abschluss. Die SRH betont, dass von ihrer Seite das Ergebnis offen ist. Sprecher Nils Birschmann bezeichnet allerdings die Uni als eine Perle. Dort gebe es Exzellenz, und dort werde hervorragende Arbeit geleistet. Dauerhafte wirtschaftliche Stabilität, darüber sind sich alle einig, würde ihr allerdings noch mehr Glanz verleihen.
"Ich habe ehrlich gesagt viel Vertrauen in die Universität. Ich kenne mich zwar in der Uni-Politik noch nicht so gut aus, weil ich erst drei Wochen hier bin, aber ich hab sehr viel Vertrauen, dass das alles hinhaut."
"Mich beunruhigt das schon eher, vor allem, als ich das das erste Mal gehört habe. Allerdings sagen einem die etwas Älteren dann immer, diese Krisen gibt es jedes Jahr, und jeder Jahrgang fängt damit an, dass es heißt, die Uni ist in der Krise."
"Momentan mache ich mir noch keine Sorgen, weil ich mir denke, es gab schon einige Krisen. Und ich hoffe einfach, dass es so ist, wie es immer war, dass die Sachen überarbeitet werden können und dann wieder in eine gute Richtung gehen."
Nachdem der Wissenschaftsrat im vergangenen Sommer der Privathochschule ihre Zulassung nur unter der Voraussetzung erteilt hat, dass die Zahl der Medizinprofessoren aufgestockt und die klinische Forschung massiv vorangetrieben wird, muss die notorisch klamme Uni über ihren bisherigen Bedarf hinaus ein zusätzliches Loch von drei bis vier Millionen im Jahr stopfen. Der Konzern Stiftung Rehabilitation Heidelberg, kurz SRH, hat sich bereiterklärt, dabei zu helfen. Die Holding, die neben verschiedenen Bildungseinrichtungen auch fünf Fachhochschulen betreibt, möchte allerdings nicht einfach Sponsor, sondern Gesellschafter mit Mitgestaltungsmöglichkeit sein, zum Beispiel bei einem seit vielen Jahren offensichtlich nicht funktionierenden Wirtschaftsmodell. Die Verhandlungen laufen, und nach Ansicht des Witten-Herdecker Unipräsidenten Wolfgang Glatthaar laufen sie erfreulich harmonisch.
"Und jetzt brauchen wir einfach ein neues Geschäftsmodell, wo wir sehr viel mehr als in der Vergangenheit durch unsere eigene Leistung uns ernähren. Und da sind wir gerade dran, und da haben wir in der SRH einen extrem kompetenten Partner, der den Hochschulmarkt gut kennt. Und ich glaube, da haben wir wirklich ein Umfeld, das uns eine sichere Zukunftsperspektive eröffnet."
Das rettende Ufer sei zum Greifen nah, sagt Glatthaar, aber trotzdem sei sein Job zum gegenwärtigen Zeitpunkt alles andere als ein Vergnügen.
"Ich denke, in diesen Umbruchphasen, wo man auch nicht immer jedes Detail öffentlich diskutieren kann, entsteht natürlich viel Unsicherheit und durchaus auch Ängste. Und von daher kann ich nur versuchen eine zeitnahe Kommunikation, und da kriege ich auch sehr viel positives Feedback. Aber nur mit Kommunikation kann man die Ängste natürlich nicht auflösen. Die Ängste sind dann aufgelöst, wenn es unterschriebene Verträge gibt und klar ist, wie die Basis wirklich aussieht."
Dreh- und Angelpunkt ist ein langfristig tragfähiges wirtschaftliches Konzept. Das stellt auch die NRW-Landesregierung klar. Für das Jahr 2007 hat sie Fördergelder in Höhe von 4,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt. 800.000 mehr als im Jahr davor. Das Geld ist für den Anschub der vom Wissenschaftsrat geforderten klinischen Forschung gedacht, fließt aber erst, wenn das Finanzierungskonzept vorgelegt wird. Die in Witten/Herdecke entwickelte Form der Studienbeiträge wird darin nach dem Willen des Investors SRH keine Rolle spielen. Studenten, die die Höhe ihrer eigenen Gebühren festlegen, so SRH-Sprecher Nils Birschmann, das sei, als ob die Bürger die Höhe ihrer Steuern bestimmen. Gerade das von ihnen selbst entwickelte Modell liegt den Wittener Studierenden aber am Herzen, garantiert es ihnen doch den freien Zugang zum Studium und eine anschließende Berufswahl unabhängig von größtmöglichen Profit. Malte Herzhoff, Student der Wirtschaftswissenschaften im zehnte Semester und Mitglied des Senats der Uni, verschließt andererseits nicht die Augen davor, dass, wie er sagt, wirtschaftliche und auch inhaltliche Defizite in Witten/Herdecke aufgebaut worden sind.
"Die Not der Situation jetzt zwingt eben dazu, da, ich sage mal, einen Frühjahrsputz zu machen und zu überlegen, wo haben wir tatsächlich berechtigten Verbesserungsbedarf, aber wo können wir auch ganz selbstbewusst mit stolzer Brust voranschreiten und sagen, wir verkaufen eben nicht, wir verkaufen unsere Inhalte nicht? Und das ist eben der Spannungsbogen, der alle in ihrem Arbeiten bewegt."
Zur Freiheit ermutigen, nach Wahrheit streben und soziale Verantwortung fördern - das sind die Werte, auf denen die Uni Witten/Herdecke vor 25 Jahren gegründet wurde. Profite erwirtschaften gehörte bisher nicht dazu, genau dies, so die Befürchtung, fordert aber der neue potenzielle Investor.
"Alle sehnen sich im Prinzip nach einem Retter, der der Universität hilft. Und nun steht er da, und man zweifelt halt seine Glaubwürdigkeit und seine Ziele an, indem man sich eben anschaut, aha, das ist ein Unternehmen, wir verstehen uns hier aber nur zum Teil als Unternehmen und primär als Universität. Also inwiefern sind die Interessen und die Ziele, die man verfolgt, wirklich kompatibel?"
Die Verhandlungen zwischen der Uni Witten-Herdecke und Stiftung Rehabilitation Heidelberg laufen vertraulich, über Inhalte wird Stillschweigen bewahrt. In der Direktoriumssitzung, die für Anfang Mai geplant ist, will Uni-Präsident Wolfgang Glatthaar seine Kollegen über den Stand der Verhandlungen informieren. Ihm liegt außerordentlich viel an einem Abschluss. Die SRH betont, dass von ihrer Seite das Ergebnis offen ist. Sprecher Nils Birschmann bezeichnet allerdings die Uni als eine Perle. Dort gebe es Exzellenz, und dort werde hervorragende Arbeit geleistet. Dauerhafte wirtschaftliche Stabilität, darüber sind sich alle einig, würde ihr allerdings noch mehr Glanz verleihen.