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Vermisste israelische Jungen
Tod eines palästinensischen Teenagers gefährdet Abbas

Die israelische Armee hat bei der Suche nach den drei vermissten israelischen Schülern einen palästinensischen Teenager getötet. Viele Palästinenser wollen das Vorgehen des Militärs nicht länger hinnehmen und beginnen, sich zu wehren. Die Entwicklung ist gefährlich.

20.06.2014
    Die Situation im Westjordanland eskaliert langsam. Soldaten der israelischen Armee waren in der Nacht in Dura eingerückt, einer Stadt in der Nähe von Hebron. Sie durchsuchten Häuser. Jetzt ist auf Fernsehbildern aus dem Krankenhaus der Stadt der 14-jährige Mohammed Dudin zu sehen. Er liegt auf dem Behandlungstisch der Station, er ist tot.
    Ein Nachbar der Familie in Dura beschreibt die Situation: "Bei Tagesanbruch zog sich die Armee zurück. Sie gingen durch die Häuser der Leute. Mehr als 50 schwer bewaffnete Soldaten. Mohammed stand halt da. Er stellte keine Gefahr für deren Leben dar. Sie erschossen ihn mit drei Kugeln, eine traf ihn in der Brust. Er war sofort tot." Das deckt sich mit Berichten von palästinensischen Ärzten.
    Die israelische Armee sucht im Westjordanland nach drei vermissten Jugendlichen. Zentrum des Einsatzes ist die Stadt Hebron im Süden des von Israel besetzt gehaltenen Gebiets. In den ersten Tagen haben palästinensische Familien die nächtlichen Durchsuchungen erduldet, die Verhaftungen ertragen. Nach einer Woche aber empfinden sie das Vorgehen der Soldaten als Bestrafung. Junge Palästinenser beginnen sich zu wehren, meldet das israelische Militär. Die Entwicklung ist gefährlich. Mohammed Dudin ist bereits der zweite Palästinenser, der im Verlauf der Militäroperation von der Armee getötet worden ist.
    Wenn gleichzeitig aber der palästinensische Präsident Abbas die Zusammenarbeit mit den israelischen Sicherheitsbehörden lobt, dann fragen sich Palästinenser zunehmend, was er damit meint. Gestern Abend erklärte Abbas noch einmal, dass es sein Wunsch sei, dass die verschwundenen israelischen Jugendlichen zu ihren Familien zurückkehrten. Gleichzeitig kritisierte er das Vorgehen der israelischen Armee.
    Eine Spur von den vermissten israelischen Jugendlichen gibt es noch immer nicht. Israels Premier Netanjahu geht davon aus, dass sie von der Palästinenserorganisation Hamas entführt wurden. Er verlangte von Abbas, dieser solle die palästinensische "Regierung der nationalen Einheit" auflösen, weil daran auch die Hamas beteiligt ist.
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