So also sieht sie aus, eine Außengrenze im äußersten Osten der EU, vielleicht 30 Kilometer von der Hauptstadt des Landes entfernt, das gerade die EU-Präsidentschaft übernommen hat.
"Das ist die Grenze zwischen Litauen und Weißrussland und die Grenze der EU und die Grenze des Schengenraumes und der NATO","
sagt der litauische Innenminister, Dailis Barakauskas. Ein kaum 2,50 Meter hoher Drahtzaun, wie er auch ein x-beliebiges Firmengelände schützen könnte, ein sandiger Feldweg, dahinter Nadelwald und zwei Zollpfosten rechts und links vom Zaun. Das ist sie, die NATO-Schengen-EU-Außengrenze. Anderswo an der 712 Kilometer langen Grenze zu Weißrussland, sagt der Minister, gibt es noch nicht einmal einen Grenzzaun.
Hier, in diesem Grenzabschnitt in äußersten Süden Litauens liegt das spätmittelalterliche Kloster Norviliškès - heute ein beliebter Veranstaltungsort in Privatbesitz. Wenige Schritte sind es von hier nach Weißrussland, vorbei an einer grünen Holzkirche mit Blechdach und zwei kleinen Zwiebeltürmchen. Noch ein paar Schritte weiter passiert man den Friedhof. Friedhof und Kirche gehören zur Gemeinde Norviliškės, die seit der Auflösung des Sowjetreiches und der Unabhängigkeit Litauens geteilt ist – ein Teil liegt in der EU. Der andere Teil ist draußen.
""Ich habe einige Weißrussinnen gesehen, die an die Grenze gegangen sind. Der Priester ist aus der Kirche gegangen und ist zu den Frauen gegangen, um mit den Frauen zu sprechen. Und damit sie hören können, was er in der Kirche sagt, waren die Türen der Kirche ein bisschen auf, damit sie etwas mitkriegen konnten","
erzählt Marielle Vitureau, die für französische Medien eine Geschichte über die Kirche an der Grenze gemacht hat. Wenn die weißrussischen Dorfbewohner den Friedhof besuchen wollen, auf dem ihre toten Verwandten begraben sind, keine 50 Meter jenseits der Grenze, dann müssen sie in ihrer ca. 200 Kilometer entfernten Hauptstadt Minsk ein Visum beantragen.
""Es ist so traurig. Wenn Totentrauertag ist, dann kommen die Menschen von drüben zum Zaun, denn ihre Toten liegen hier begraben. Sie bitten dann Litauer, dass sie für sie Kerzen zu den Gräbern der Verwandten bringen."
Das ist die in Litauen sehr bekannte Journalistin Indré Makaraityté, die eine sehr persönliche Geschichte mit diesem Ort verbindet:
"Wir haben die letzte Einwohnerin des Dorfes getroffen, schon damals über 90 Jahre alt. Ich liebe diesen Ort und habe in dieser Kirche geheiratet."
Das war 2006. Auf der litauischen Seite hat das Dorf Norviliškès also heute keine lebenden Bewohner mehr.
Einen offiziellen 'kleinen' Grenzverkehr ohne große Visa-Formalitäten für Menschen, die bis zu 50 Kilometer diesseits und jenseits der Grenze leben, gibt es nicht. Von litauischer Seite ist man durchaus darum bemüht, weiß Laurynas Kasciunas von der litauischen Denkfabrik, EESC.
"Litauen hat alle Dokumente für ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Die Unterschrift der weißrussischen Regierung steht aus. Sie zögern, weil Vilnius innerhalb der 50-Kilometer-Zone läge."
Dass der Lukaschenko-Regierung dies nicht ganz geheuer ist, hat etwas mit dem Kontrollbedürfnis eines autokratischen Regimes zu tun, aber auch mit der Tatsache, die ein kleiner Spott spiegelt, der in Weißrussland kursiert: Es lässt sich ja in der Hauptstadt Minsk ganz gut leben – nur die Einkaufsmöglichkeiten sind 200 Kilometer weit weg in Vilnius! Viele Weißrussen lassen ihr Geld für Einkäufe gern in Litauen.
Und einige verdienen auch gern Geld in Litauen. Allerdings meist illegal. Mit Zigarettenschmuggel – und zwar in ziemlich großem Stil. Den litauischen Innenminister sorgt das.
"Der weißrussische Zoll hat kein Interesse daran, den Schmuggel zu unterbinden. Sie halten Menschenschmuggel in die EU sehr wohl auf, aber nicht den Schmuggel von billigen Zigaretten und Alkohol. Denn dieser Schmuggel macht einen nennenswerten Teil der weißrussischen Wirtschaft aus."
Wenn man die Grenze beim Friedhof von Norviliškès gesehen hat, ist leicht vorstellbar, dass sie wohl Grabbesuche verhindert, aber nicht professionelle Schmuggler aufhält.
"Das ist die Grenze zwischen Litauen und Weißrussland und die Grenze der EU und die Grenze des Schengenraumes und der NATO","
sagt der litauische Innenminister, Dailis Barakauskas. Ein kaum 2,50 Meter hoher Drahtzaun, wie er auch ein x-beliebiges Firmengelände schützen könnte, ein sandiger Feldweg, dahinter Nadelwald und zwei Zollpfosten rechts und links vom Zaun. Das ist sie, die NATO-Schengen-EU-Außengrenze. Anderswo an der 712 Kilometer langen Grenze zu Weißrussland, sagt der Minister, gibt es noch nicht einmal einen Grenzzaun.
Hier, in diesem Grenzabschnitt in äußersten Süden Litauens liegt das spätmittelalterliche Kloster Norviliškès - heute ein beliebter Veranstaltungsort in Privatbesitz. Wenige Schritte sind es von hier nach Weißrussland, vorbei an einer grünen Holzkirche mit Blechdach und zwei kleinen Zwiebeltürmchen. Noch ein paar Schritte weiter passiert man den Friedhof. Friedhof und Kirche gehören zur Gemeinde Norviliškės, die seit der Auflösung des Sowjetreiches und der Unabhängigkeit Litauens geteilt ist – ein Teil liegt in der EU. Der andere Teil ist draußen.
""Ich habe einige Weißrussinnen gesehen, die an die Grenze gegangen sind. Der Priester ist aus der Kirche gegangen und ist zu den Frauen gegangen, um mit den Frauen zu sprechen. Und damit sie hören können, was er in der Kirche sagt, waren die Türen der Kirche ein bisschen auf, damit sie etwas mitkriegen konnten","
erzählt Marielle Vitureau, die für französische Medien eine Geschichte über die Kirche an der Grenze gemacht hat. Wenn die weißrussischen Dorfbewohner den Friedhof besuchen wollen, auf dem ihre toten Verwandten begraben sind, keine 50 Meter jenseits der Grenze, dann müssen sie in ihrer ca. 200 Kilometer entfernten Hauptstadt Minsk ein Visum beantragen.
""Es ist so traurig. Wenn Totentrauertag ist, dann kommen die Menschen von drüben zum Zaun, denn ihre Toten liegen hier begraben. Sie bitten dann Litauer, dass sie für sie Kerzen zu den Gräbern der Verwandten bringen."
Das ist die in Litauen sehr bekannte Journalistin Indré Makaraityté, die eine sehr persönliche Geschichte mit diesem Ort verbindet:
"Wir haben die letzte Einwohnerin des Dorfes getroffen, schon damals über 90 Jahre alt. Ich liebe diesen Ort und habe in dieser Kirche geheiratet."
Das war 2006. Auf der litauischen Seite hat das Dorf Norviliškès also heute keine lebenden Bewohner mehr.
Einen offiziellen 'kleinen' Grenzverkehr ohne große Visa-Formalitäten für Menschen, die bis zu 50 Kilometer diesseits und jenseits der Grenze leben, gibt es nicht. Von litauischer Seite ist man durchaus darum bemüht, weiß Laurynas Kasciunas von der litauischen Denkfabrik, EESC.
"Litauen hat alle Dokumente für ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Die Unterschrift der weißrussischen Regierung steht aus. Sie zögern, weil Vilnius innerhalb der 50-Kilometer-Zone läge."
Dass der Lukaschenko-Regierung dies nicht ganz geheuer ist, hat etwas mit dem Kontrollbedürfnis eines autokratischen Regimes zu tun, aber auch mit der Tatsache, die ein kleiner Spott spiegelt, der in Weißrussland kursiert: Es lässt sich ja in der Hauptstadt Minsk ganz gut leben – nur die Einkaufsmöglichkeiten sind 200 Kilometer weit weg in Vilnius! Viele Weißrussen lassen ihr Geld für Einkäufe gern in Litauen.
Und einige verdienen auch gern Geld in Litauen. Allerdings meist illegal. Mit Zigarettenschmuggel – und zwar in ziemlich großem Stil. Den litauischen Innenminister sorgt das.
"Der weißrussische Zoll hat kein Interesse daran, den Schmuggel zu unterbinden. Sie halten Menschenschmuggel in die EU sehr wohl auf, aber nicht den Schmuggel von billigen Zigaretten und Alkohol. Denn dieser Schmuggel macht einen nennenswerten Teil der weißrussischen Wirtschaft aus."
Wenn man die Grenze beim Friedhof von Norviliškès gesehen hat, ist leicht vorstellbar, dass sie wohl Grabbesuche verhindert, aber nicht professionelle Schmuggler aufhält.