Freitag, 19. April 2024

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Neue 2. Volleyball-Bundesliga
Weiterentwicklungszentrale für den Frauen-Volleyball

In Zukunft gibt es für die Volleyballerinnen hierzulande neue Herausforderungen, die 2. Bundesliga Pro. Die neue eingleisige 2. Liga soll die Wettbewerbsfähigkeit der Sportart weiter vorantreiben, denn bisher will kaum einer aufsteigen.

Von Piet Kreuzer | 20.11.2022
Die Volleyball-Spielerinnen von Schwarz-Weiss Erfurt klatschen sich in der Begegnung gegen den VC Neuwied ab.
Mit der neuen 2. Bundesliga Pro soll die Kluft zwischen den ersten beiden Ligen verringert werden (dpa / picture alliance / Joerg Niebergall )
"Wir glauben, dass damit jetzt die Weichen gestellt sind, um die Frauen-Bundesliga nachhaltig zu stärken und weiterzuentwickeln", kommentiert Julia Retzlaff, Geschäftsführerin der Volleyball-Bundesliga VBL, das Votum der Mitgliederversammlung des Deutschen Volleyball-Verbandes DVV für die Einrichtung der 2. Bundesliga Pro der Frauen.  
"Dabei geht es uns jedoch jetzt nicht darum, dass wir einfach nur einen neuen Wettbewerb einrichten, sondern uns geht es tatsächlich um ein komplett neues Profil, um eine Umgebung, in der sich dann eben die Klubs noch einen Ticken besser und schneller entwickeln können als das in der bisherigen Struktur möglich war."

Die wirtschaftliche Entwicklung soll vorangetrieben werden

Strukturwandel heißt: Vor allem die wirtschaftliche Entwicklung soll vorangetrieben werden. Mit einer halben Million Euro ist ein Klub in der Bundesliga wettbewerbsfähig, mancher Zweitligist kommt derzeit mit 70.000 Euro aus. Das zeigt die derzeit fast unüberbrückbare Kluft zwischen den beiden Spielklassen.
Dazu soll die Organisationsstruktur professionalisiert und der mediale Auftritt auf das Niveau der Bundesliga verbessert werden. Deshalb werden die Lizenzanforderungen jetzt erhöht, um die Lücke von der 2. Bundesliga Pro in die 1. Liga zu verkleinern.

Der Auf- und Abstieg funktioniert bisher nicht

Julia Retzlaff: "Wir haben in den vergangenen Jahren und auch jetzt noch leider keinen funktionierenden Auf- und Abstieg zwischen der ersten und der zweiten Bundesliga. Das heißt, die Klubs, die Meister werden in der zweiten Bundesliga, steigen aus den unterschiedlichsten Gründen in der Regel eher nicht auf. Und dadurch muss auch keiner der Erstligisten absteigen. Und das ist natürlich für einen funktionierenden Wettbewerb, für eine funktionierende Liga prinzipiell nicht gut." 
Ein Beispiel ist der Klub Grimma Volleys aus Sachsen. Nach dem Aufstieg 2005 war der Vorgängerverein in Insolvenz gegangen. 2012 und 2013 verzichtete Grimma dann auf den Aufstieg. Die Sachsen wollten nicht noch einmal ein solches Risiko eingehen. Von der neuen Spielklasse erhofft sich Grimmas Geschäftsführer Christian Beutler ein verbessertes Niveau für potentielle Aufsteiger und hat deshalb die Lizenz beantragt.
"Man wird gegen Mannschaften auf Augenhöhe antreten können. Man wird sich dadurch weiterentwickeln müssen, nicht nur im sportlichen Bereich, auch im finanziellen Umfeld, organisatorischen Bereich und Vermarktung. Und all diese Punkte werden letztendlich dafür ein kleiner Baustein sein, dass am Ende der Spitzenreiter in dieser Liga auch das richtige Rüstzeug hat, um in die erste Liga aufzusteigen."

Nur zwei Vereine wagten zuletzt überhaupt das Abenteuer Bundesliga

Nur zwei Vereine wagten in den vergangenen zehn Jahren überhaupt das Abenteuer Bundesliga: Schwarz-Weiß Erfurt und der VC Neuwied 77. Die Rheinland-Pfälzer haben an einem Entwicklungsprogramm teilgenommen. Bei diesem Projekt sollten Aufsteiger von Partnern in der 1. Liga beim Aufbau professioneller Strukturen unterstützt werden. 
VBL-Geschäftsführerin Retzlaff: "Aber, und das muss man tatsächlich konstatieren, es war bisher wirklich nur ein Klub, der dieses Programm in Anspruch genommen hat. Und das ist dann sozusagen nur punktuell erfolgreich gewesen. Wenn man so will, hat das unser Problem nicht flächendeckend oder nachhaltig gelöst."

Zehn Vereine haben bisher konkretes Interesse gezeigt

Denn der VC Neuwied 77 konnte in der vergangenen Saison kein einziges Spiel gewinnen, bleibt aber weiter in der Bundesliga.
Geschäftsführer Manohor Faupel: "Wenn man jetzt das Fazit zieht, dann ist es so, dass wir sagen, wir sind sehr glücklich, dass wir es gemacht haben. Aber es ist und bleibt eine Herausforderung."
Jetzt soll also die neue 2. Liga Pro der Frauen die Rahmenbedingungen schaffen, um die Bundesliga weiter zu entwickeln. Mit dem Ziel, die Zahl der Klubs im Oberhaus von derzeit zwölf auf mindestens 14 zu erhöhen. Für die neue Spielklasse haben bisher zehn Verein konkretes Interesse gezeigt. Der DVV will außerdem zwei Sonderspielrechte für seine Nachwuchsstützpunkte.