Dienstag, 14. Mai 2024

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Vom Schwarzen Loch eingefangen
Der langsame Tod eines Roten Riesen

Schwarze Löcher gelten gemeinhin als Schwerkraftfallen, die alles, was ihnen zu nahe kommt, unaufhaltsam verschlucken. Jetzt haben Forscher ein Schwarzes Loch beobachtet, das sich beim Verspeisen seiner Beute viel Zeit lässt.

Von Hermann-Michael Hahn | 10.07.2020
Zeichnerische Darstellung des Weißen Zwergs in auf der engen Umlaufbahn um das Schwarze Loch
Zeichnerische Darstellung des Weißen Zwergs in auf der engen Umlaufbahn um das Schwarze Loch (Chandra)
Es begann damit, dass – vermutlich schon vor langer Zeit – ein roter Riesenstern dem Schwarzen Loch bedenklich nahe kam. Dabei verlor er zunächst seine ausgedehnte äußere Hülle aus Wasserstoff. Zurück blieb ein nackter Sternkern, ein Weißer Zwerg, der jetzt das Schwarze Loch auf einer stark elliptischen Bahn umrundet.
Weil das Schwarze Loch rund 400.000 Sonnenmassen in sich vereint, dauert ein solcher Umlauf lediglich rund neun Stunden. Immer dann, wenn der Weiße Zwerg dem Schwarzen Loch besonders nahe kommt, kann dessen Schwerkraft weitere Materie von seiner Beute absaugen. Diese sammelt sich dann in einer rotierenden Scheibe, in der sie stark aufgeheizt wird und schließlich hell im Röntgenlicht leuchtet. Manche sprechen vom "Todesleuchten" der Materie.
Der Röntgensatellit Chandra 
Der Röntgensatellit Chandra (NASA)
Durch den langsamen Materieverlust und das Abstrahlen von Gravitationswellen wird die elliptische Bahn des Weißen Zwergs auf Dauer immer kreisrunder. Dadurch versiegt der Materiestrom zum Schwarzen Loch ganz allmählich, wird aber nie völlig zum Erliegen kommen.
Andrew King an der University of Leicester hat das System unter anderem mit dem europäischen XMM-Newton-Satelliten beobachtet. Nach seiner Analyse glaubt er nun zu wissen, dass der Weiße Zwerg innerhalb von tausend Milliarden Jahren bis auf die Masse des Planeten Jupiter schrumpft.