30 Leute drängeln sich im kleinen Empfangsbereich der Hausarztpraxis von Dr. Mohd Salibi Salibi im sächsischen Hohenstein-Ernstthal. Patienten bringen Blumensträuße. Mediziner und Mitarbeiter aus den anderen Etagen des Ärztehauses gratulieren. Der Oberbürgermeister ist auch da und Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung. Sogar die sächsische Sozialministerin lässt grüßen, sagt ihre anwesende Referentin. Der spanische Arzt mit libanesischen Wurzeln, seine Frau und die beiden Töchter im Teenager-Alter lassen den Medienrummel und die vielen, gut gemeinten Ansprachen lächelnd über sich ergehen. Noch vor einem Jahr konnte der 55-jährige Dr. Salibi kein Wort Deutsch. Damals besuchte er zum ersten Mal diese Praxis - seit Anfang Juli gehört sie ihm. Und er mag seine sächsischen Patienten:
"Die Patienten sind sympathisch. Sie sprechen mit mir langsam. Sie verstehen, dass ich bin Ausländer. Ja, es geht. Wir haben - ich und meine Familie - uns gut eingelebt hier. Wir sind zufrieden."
"Wir sind Ihnen dankbar", hört er seine Gäste immer wieder sagen. Denn diese Hausarztpraxis ist wichtig. Sie versorgt in der 15.000 Einwohnerstadt mehr als 1000 Patienten, sagt Lars Kluge, der Oberbürgermeister von Hohenstein-Ernstthal:
"Wenn diese Praxis geschlossen hätte, hätten wir tatsächlich ein Problem mit unserer ärztlichen Nahversorgung gehabt und insofern denke ich, ist es ganz, ganz wichtig, dass ein Nachfolger jetzt da ist und auch für unsere Stadt Hohenstein-Ernstthal ist natürlich so eine Aktion, dass wir jetzt hier einen spanischen Arzt haben, auch ein Stück weit ein Aushängeschild."
Vor circa zwei Jahren hatte die sächsische Kassenärztliche Vereinigung alle Praxen herausgesucht, die wichtig sind für die ärztliche Versorgung, deren Inhaber aber bereits im Rentenalter sind und keinen Nachfolger finden. So wie Hausarzt Dr. Klaus Stiegler in Hohenstein-Ernstthal:
"Seit dem 65. Lebensjahr hatte ich ja einen Antrag bei der KV auf Übernahme gestellt. Meine persönlichen Bemühungen sind leider alle fehlgeschlagen. Da kam dann dieses Projekt. Ich habe das ganz aktiv begleitet. Der erste Kontakt war im April vergangenen Jahres schon mit Familie, da haben wir hier schon ein kleines "Happening" gemacht. Die ganze Familie ist uns von Anfang an bekannt."
Denn der KV ist es wichtig, dass sich alle Familienmitglieder möglichst schnell integrieren können. So bekam auch die Ehefrau des Arztes einen Sprachkurs bezahlt. Intensiv wird ebenfalls bei Arbeits- und Wohnungssuche sowie allen bürokratischen Hürden einschließlich der Praxisanmeldung geholfen. Unterstützung gibt auch das Europäische Gymnasium in Waldenburg. Dort lernen die beiden 17- und 18-jährigen Arzt-Töchter derzeit intensiv Deutsch, erzählt Sara Salibi:
"Wir sprechen nur Deutsch. Und es gibt auch viele Studenten aus Vietnam und China. Und ja und wir lernen zusammen."
Obwohl alle Familienmitglieder erst seit wenigen Monaten Deutsch lernen, geben sie ihre Interviews tapfer, in der für sie neuen Sprache. Nein, Englisch sprechen, wollen sie nicht. Das wäre der einfachere Weg. Doch den haben sie nicht gewählt. Der Mut zum Neubeginn verlangt auch dem stellvertretenden KV-Vorstandsvorsitzenden, Heiner Porst, Respekt ab. Immerhin stammt die Arztfamilie aus der spanischen Hauptstadt Madrid. Ihre neue Heimat - das sächsische Erzgebirge - liegt fernab großer Metropolen:
"Eine Familie ins Erzgebirge zu bringen, denen zuzumuten, eine Arztpraxis als Alleinbetreiber zu unterhalten, in Spanien gibt es so was gar nicht. Sie wissen ja, dass man als Arzt hier auch Unternehmer sein muss. Auch das muss gelernt sein. Und dann sage ich bloß noch: Es gibt auch eine gewisse südländische Mentalität. Auch das passt nicht ins Erzgebirge. Da geht’s eben früh um sieben los. Ob Schnee liegt oder nicht.""
Monatelang hat der neue Arzt den alten Praxischef bei seiner Arbeit begleitet und so das deutsche Gesundheitssystem mit all seien Formularen kennengelernt, ebenso wie die Eigenheiten seiner sächsischen Patienten. Die beiden lang gedienten Arzthelferinnen bleiben ihm erhalten. Eine wichtige Stütze für den reibungslosen Neuanfang. Die Patienten, so erzählen die beiden Mitarbeiterinnen schmunzelnd, seien begeistert vom neuen, spanischen Arzt. Er nehme sich viel Zeit und sei sehr charmant. Und so bemühen sich wohl beide Seiten sehr umeinander: Es ist also eine sächsisch-spanische Charmeoffensive.
"Die Patienten sind sympathisch. Sie sprechen mit mir langsam. Sie verstehen, dass ich bin Ausländer. Ja, es geht. Wir haben - ich und meine Familie - uns gut eingelebt hier. Wir sind zufrieden."
"Wir sind Ihnen dankbar", hört er seine Gäste immer wieder sagen. Denn diese Hausarztpraxis ist wichtig. Sie versorgt in der 15.000 Einwohnerstadt mehr als 1000 Patienten, sagt Lars Kluge, der Oberbürgermeister von Hohenstein-Ernstthal:
"Wenn diese Praxis geschlossen hätte, hätten wir tatsächlich ein Problem mit unserer ärztlichen Nahversorgung gehabt und insofern denke ich, ist es ganz, ganz wichtig, dass ein Nachfolger jetzt da ist und auch für unsere Stadt Hohenstein-Ernstthal ist natürlich so eine Aktion, dass wir jetzt hier einen spanischen Arzt haben, auch ein Stück weit ein Aushängeschild."
Vor circa zwei Jahren hatte die sächsische Kassenärztliche Vereinigung alle Praxen herausgesucht, die wichtig sind für die ärztliche Versorgung, deren Inhaber aber bereits im Rentenalter sind und keinen Nachfolger finden. So wie Hausarzt Dr. Klaus Stiegler in Hohenstein-Ernstthal:
"Seit dem 65. Lebensjahr hatte ich ja einen Antrag bei der KV auf Übernahme gestellt. Meine persönlichen Bemühungen sind leider alle fehlgeschlagen. Da kam dann dieses Projekt. Ich habe das ganz aktiv begleitet. Der erste Kontakt war im April vergangenen Jahres schon mit Familie, da haben wir hier schon ein kleines "Happening" gemacht. Die ganze Familie ist uns von Anfang an bekannt."
Denn der KV ist es wichtig, dass sich alle Familienmitglieder möglichst schnell integrieren können. So bekam auch die Ehefrau des Arztes einen Sprachkurs bezahlt. Intensiv wird ebenfalls bei Arbeits- und Wohnungssuche sowie allen bürokratischen Hürden einschließlich der Praxisanmeldung geholfen. Unterstützung gibt auch das Europäische Gymnasium in Waldenburg. Dort lernen die beiden 17- und 18-jährigen Arzt-Töchter derzeit intensiv Deutsch, erzählt Sara Salibi:
"Wir sprechen nur Deutsch. Und es gibt auch viele Studenten aus Vietnam und China. Und ja und wir lernen zusammen."
Obwohl alle Familienmitglieder erst seit wenigen Monaten Deutsch lernen, geben sie ihre Interviews tapfer, in der für sie neuen Sprache. Nein, Englisch sprechen, wollen sie nicht. Das wäre der einfachere Weg. Doch den haben sie nicht gewählt. Der Mut zum Neubeginn verlangt auch dem stellvertretenden KV-Vorstandsvorsitzenden, Heiner Porst, Respekt ab. Immerhin stammt die Arztfamilie aus der spanischen Hauptstadt Madrid. Ihre neue Heimat - das sächsische Erzgebirge - liegt fernab großer Metropolen:
"Eine Familie ins Erzgebirge zu bringen, denen zuzumuten, eine Arztpraxis als Alleinbetreiber zu unterhalten, in Spanien gibt es so was gar nicht. Sie wissen ja, dass man als Arzt hier auch Unternehmer sein muss. Auch das muss gelernt sein. Und dann sage ich bloß noch: Es gibt auch eine gewisse südländische Mentalität. Auch das passt nicht ins Erzgebirge. Da geht’s eben früh um sieben los. Ob Schnee liegt oder nicht.""
Monatelang hat der neue Arzt den alten Praxischef bei seiner Arbeit begleitet und so das deutsche Gesundheitssystem mit all seien Formularen kennengelernt, ebenso wie die Eigenheiten seiner sächsischen Patienten. Die beiden lang gedienten Arzthelferinnen bleiben ihm erhalten. Eine wichtige Stütze für den reibungslosen Neuanfang. Die Patienten, so erzählen die beiden Mitarbeiterinnen schmunzelnd, seien begeistert vom neuen, spanischen Arzt. Er nehme sich viel Zeit und sei sehr charmant. Und so bemühen sich wohl beide Seiten sehr umeinander: Es ist also eine sächsisch-spanische Charmeoffensive.