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Vor 250 Jahren
Als James Watt das Patent auf seine Dampfmaschine erhielt

Der Erfinder James Watt war nicht der erste, der Dampf für die Verrichtung mechanischer Arbeit nutzen konnte. Aber seine Maschinen waren effizient genug, um fernab der Kohlegruben eingesetzt zu werden. Sie erst ermöglichten Dampfschifffahrt und Eisenbahn und James Watt ein Leben in Wohlstand.

Von Mathias Schulenburg | 05.01.2019
    Der britische Ingenieur und Erfinder James Watt (19.01.1736 bis 25. 08.1819) in einer zeitgenössischen Darstellung. Watt hatte die von Newcomens entwickelte atmosphärische Dampfmaschine durch die Einführung des vom Zylinder getrennten Kondensators entscheidend verbessert und damit wesentlich zur industriellen Revolution beigetragen. |
    James Watt in einer zeitgenössischen Darstellung (picture alliance / dpa)
    Als der englische Erfinder James Watt am 5. Januar 1769 das englische Patent Nr. 913 für seine deutliche Verbesserung der Newcomenschen Dampfmaschine erhielt, hatte die Dampfmaschinentechnik einen folgenreichen Sprung erfahren - Watts Konstruktion verbrauchte nur noch ein Drittel dessen an Kohle, was die Vorgängermaschinen benötigten.
    Der Ingenieur und Technikhistoriker Conrad Matschoß urteilte in seiner "Geschichte der Dampfmaschine":
    "Die auf den Namen Watt ausgestellten Patenturkunden sind Marksteine in der Entwicklungsgeschichte der neuen Kraftmaschine, denen, was Tragweite und Bedeutung angeht, auch das 19. Jahrhundert nichts an die Seite zu stellen vermag."
    Die Dampfmaschinen vor Watt gingen nicht nur verschwenderisch mit Brennstoff um, sie waren auch umständlich zu bedienen. Gleichwohl leisteten sie nützliche Arbeit bei der Entwässerung von Kohlegruben, die ohne Vorsorge gerne absoffen.
    Mit den Dampfmaschinen wurden mechanische Pumpen bedient, die zuvor von Menschen oder Pferden angetrieben worden waren.
    James Watt war an die Dampfmaschine gekommen, als er als Feinmechaniker an der Universität Glasgow arbeitete und gebeten wurde, das Modell einer Newcomen-Maschine ans Laufen zu bringen.
    Das gelang, wobei Watt vieles lernte, was sich auf große Maschinen übertragen ließ. Fortan widmete er sich - mit Unterbrechungen und Fehlschlägen - der Entwicklung eines wirklich großen Dings.
    Nachfrage explodierte
    Der große Durchbruch kam, als er den vermögenden Industriellen Matthew Boulton als Finanzier gewonnen hatte. Die erste einsatzfähige Dampfmaschine nach Watts Prinzipien wurde 1776 errichtet. Das Publikum war beeindruckt:
    "Geschwindigkeit, Kraft, Größe und der furchtbare Lärm der Maschine haben jetzt alle, die sie sahen, ob Freund oder Feind, zufrieden gestellt. Ich hatte sie ein- oder zweimal so eingestellt, dass ihr Gang ruhiger war und sie weniger Lärm machte; aber Mr. Wilson (der Besitzer) kann nicht schlafen, wenn sie nicht tobt. [... ] Nebenbei gesagt - die Leute scheinen von der Größe des Lärms auf die Kraft der Maschine zu schließen."
    Anfangs verleaste Boulton die Maschinen nur. Roland Gööck schrieb:
    "Für die Dauer der Patentgeltung verlangte er als Miete ein Drittel des Wertes des eingesparten Brennstoffs. [...] Und da die Watt‘sche Maschine bald nur noch ein Viertel der Kohle ihrer früheren Konkurrenzmaschine brauchte, war das ein recht beachtliches Geschäft."
    Drei Jahre darauf hatte die Firma Boulton und Watt bereits 40 Pumpmaschinen produziert und 20 davon in Cornwall installiert. 1790 gab es in ganz Cornwall keine herkömmlichen Dampfpumpen mehr.
    Die Nachfrage explodierte geradezu, als Watts Maschinen auch kraftvolle Drehbewegungen abliefern konnten.
    "Die erste Dampfmaschine mit rotierender Bewegung wurde Ende 1782 für eine Kornmühle in Ketley in Betrieb genommen. London erhielt seine erste derartige Maschine in der Betriebsmaschine der Brauerei von Goodwyn & Co., deren Beispiel in kurzer Zeit alle anderen Brauereien folgten. Bemerkenswert für die Güte bereits der ersten Watt’schen Maschinen ist die Tatsache, dass die zweite in London aufgestellte Dampfmaschine mit Drehbewegung bei nur wenigen Abänderungen fast hundert Jahre ihre Arbeit verrichtet hat."
    James Watt am Ende wohlhabend und hochgeehrt
    1786 wurde die erste Dampfmühle in London in Betrieb gesetzt. Sie konnte - zum großen Ärger der Wind- und Wassermüller - den Mehlbedarf von 150.000 Menschen befriedigen und war überdies ein Besuchermagnet:
    "Die Mühle wurde von Besuchern nicht leer. Die beste Gesellschaft Londons gab sich in der Maschinenstube häufig ein Stelldichein. Alle waren überrascht durch den ruhigen Gang der mächtigen Maschinen, von denen jede etwa 50 PS leistete. Watt ärgerte sich über den Jahrmarktstrubel in der Mahlmühle. Die Besucher hielten die Arbeiter nur von der Arbeit ab."
    Watts Maschinen wurden schließlich von Hochdruckdampfmaschinen abgelöst. Die Ende des 19. Jahrhunderts von Richard Trevithick, England, und Oliver Evans, Amerika, entwickelten waren kleiner, leichter und effizienter, neigten anfangs allerdings auch zu Explosionen. Aber sie machten das Rennen und setzten ganze Menschenheere in Bewegung, von Dampfloks gezogen.
    James Watt war am Ende wohlhabend, berühmt auch für seine Geselligkeit, und wurde hoch geehrt. Er starb im August 1819.