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Vor 425 Jahren gestorben
Torquato Tasso - Ein Dichter zwischen Erfolg und Wahn

Der Italiener Torquato Tasso ist einer der berühmtesten und gefeierten Renaissance-Dichter seiner Zeit. Johann Wolfgang von Goethe widmete ihm 1790 sogar ein Schauspiel. Doch Tasso, der schon früh mit seinen Verse zu begeistern wusste, hatte zeitlebens mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen.

Von Maike Albath | 25.04.2020
    Torquato Tasso, 1544 bis 1595, italienischer Dichter des Counter Reformation
    Der italienische Dichter Torquato Tasso lebte von 1544 bis 1595 (dpa/ picture alliance/ imageBROKER)
    "Ich suche Tasso, den ich nirgends finde, Und treff ihn – hier sogar bei euch nicht an. Könnt ihr von ihm mir keine Nachricht geben?" "Ich sah ihn gestern wenig, heute nicht." "Es ist ein alter Fehler, dass er mehr Die Einsamkeit als die Gesellschaft sucht."
    Ferrara, am glanzvollen Hof der d’Este im Jahr 1577, wie Goethe ihn sich vorstellte. Der große Italienreisende aus Weimar widmete dem Dichter Torquato Tasso, einem der berühmtesten Schriftsteller der Renaissance, 1790 ein eigenes Theaterstück. Ihn faszinierten die Widersprüche, in die ein Künstler am Hof geraten konnte. Er legte Torquato Tasso, hier von Gustaf Gründgens gespielt, nachdenkliche Worte in den Mund:
    "Ich lerne mich verstellen, denn du bist ein großer Meister, und ich fasse leicht. So zwingt das Leben uns, zu scheinen, ja, zu sein wie jene, die wir kühn und stolz verachten konnten. Deutlich seh ich nun die ganze Kunst des höfischen Gewebes!"
    Empfindsam, gebildet, begabt
    Seine Abhängigkeit als Höfling und die Sehnsucht nach künstlerischer Freiheit quälten Tasso sein Leben lang. Torquato Tasso wurde am 11. März 1544 als Sohn einer äußerst gelehrsamen Adelsfamilie in Sorrent geboren. Prägend waren seine Aufenthalte am Hof von Urbino und sein Studium an der Universität von Padua. Literarisch gebildet und sprachlich empfindsam, verfasste er schon mit 16 Ritterepen und Liebesgedichte und begleitete seinen Vater zu einem Besuch am Hof von Ferrara.
    "Schön ist die Herrin, wann einmal ich sehe
    Ihr golden Haar flutend im Winde weben;
    Schön, wann die Augen irr‘ im Kreise schweben
    Und Rosen blühen zwischen Reif und Schnee"
    "Tassino" – den kleinen Tasso - nannte man den anziehenden jungen Mann, der so talentiert mit Versen umzugehen wusste und bestellte gleich mehrere Trauergedichte bei ihm. Nach dem Abschluss seines Philosophiestudiums trat Torquato Tasso 1565 in die Dienste des Kardinals Luigi d’Este in Ferrara ein, sieben Jahre später wechselte er in den Hofstaat von dessen Bruder, des Herzogs Alfonso d’Este.
    Es herrschte eine sprühende intellektuelle Atmosphäre, Tasso schloss Freundschaft mit den beiden Schwestern Alfonsos Eleonora und Lucrezia und war literarisch äußerst produktiv. Neben Gedichten und dem beliebten Hirtenspiel Aminta entstand damals auch sein Hauptwerk, das Epos Gerusalemme liberata, Befreites Jerusalem. Die Rahmenhandlung schildert den Ersten Kreuzzug, den Kampf gegen die Sarazenen und die Eroberung Jerusalems. Sehr viel spannender sind aber die Erzählstränge, die um die Geschicke zweier Ritter kreisen. Der schöne Tancredi und der tapfere Rinaldo müssen sich den Kräften der Zauberin Armida stellen.
    "Schon ruft zu dem gewohnten Lebenskreise
    Der Morgenstrahl, was sich auf Erden regt,
    Als zu den Kriegern der bejahrte Weise
    Das Blatt, den Schild, die goldne Gerte trägt.
    Auf, spricht er, gürtet euch zur großen Reise,
    Eh weiter sich des Tages Lauf bewegt.
    Hier ist, was ich versprach; mit diesen Dingen
    Könnt ihr Armida's Zauberei'n bezwingen."
    Am gefährlichsten wird es, wenn Frauen ins Spiel kommen.

    "Sieh, sprachen sie, den Quell des Lachens fließen,
    Aus dessen Flut uns Todsgefahren drohn.
    Wie sehr sie reizt, wir dürfen nicht genießen;
    Denn nur Enthaltsamkeit verspricht uns Lohn."
    Tasso verfiel dem Wahn
    Die wackeren Ritter lösen sich aus dem verführerischen Bann Armidas und bestehen auch sonst eine Fülle von Abenteuern. Tasso legte das Manuskript Freunden und Lehrern vor, verbesserte es, fürchtete Einwände durch die Inquisition und klagte sich schließlich selbst an.
    Obwohl er freigesprochen wurde, entwickelte er in den folgenden Jahren Wahnvorstellungen, bezichtigte sich und andere der Häresie. 1579 wurde Torquato Tasso im Kloster Sant’Anna interniert, später kam er in eine Heilanstalt. Es gab Phasen, in denen er reisen konnte und schrieb, aber komplette Stabilität gewann er nie wieder. 1594 hielt er sich zuerst in Neapel und dann in Rom auf, wo ihn der Papst zum Poeta laureatus krönen wollte. Doch Torquato Tasso starb am 25. April 1595, einen Tag vor den Feierlichkeiten.