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Vor 60 Jahren
Die Luft- und Raumfahrtbehörde NASA wurde gegründet

Die US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA steht für die Eroberung des Weltraums, für Hochtechnologie, aber auch für fehlgeleitete Programme und tödliche Pannen. Heute vor 60 Jahren wurde in den USA das Gesetz zur NASA-Gründung beschlossen.

Von Dirk Lorenzen | 29.07.2018
    Astronaut Buzz Edwin Eugene Aldrin (USA) neben der amerikanischen Fahne auf dem Mond während der Mission Apollo 11.
    1969: Mondlandung der Apollo 11 (Imago Stock & People)
    Es begann mit Sputnik, dem ersten künstlichen Satelliten, den die Sowjetunion gestartet hatte. Seine piepsenden Funksignale trafen viele Amerikaner ins Mark, denn die USA lagen mit ihren Raketenprogrammen weit zurück. Ein dreiviertel Jahr später, am 29. Juli 1958, unterzeichnete Präsident Dwight D. Eisenhower das Gesetz zur Gründung einer eigenen Luft- und Raumfahrtbehörde, der NASA.
    "It's one small step for man ... one giant leap for mankind."
    Keine elf Jahre später setzte Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß in den Mondstaub. Doch nachdem das politische Ziel, endlich die Sowjets zu überflügeln, erreicht war, ging das Interesse am Mond schnell verloren. Die NASA entwickelte daraufhin ihre Space Shuttles, um mit ihnen Menschen in die Erdumlaufbahn zu schicken.
    "… two one, and lift-off. Lift-off of the 25th Space shuttle mission, and it has cleared the tower..."
    "Und in dieser Sekunde hebt die Challenger ab und meine Kollegen hier im Kontrollzentrum brechen in Jubel aus…"
    Doch die Raumfähren wurden zum Fiasko. Schon beim 25. Flug eines Shuttles, im Januar 1986, kam es kurz nach dem Start zur Katastrophe - live geschildert vom Reporter Harro Zimmer: "Die Challenger ist explodiert, wir stehen vermutlich vor der größten Katastrophe der bemannten Raumfahrt."
    Das Space Shuttle Challenger explodiert kurz nach dem Start vom Kennedy Space Center, 1986
    1986. Das Space Shuttle Challenger explodiert kurz nach dem Start (AP Archiv)
    14 Tote bei Space-Shuttle-Flügen
    2003 verglühte dann die Raumfähre Columbia bei der Rückkehr zur Erde. 14 Menschen sind bei Space-Shuttle-Flügen ums Leben gekommen. Das Programm wurde eingestellt. Dagegen ist die Erforschung der Planeten eine Erfolgsgeschichte: von Merkur bis Pluto haben NASA-Sonden alle bedeutenden Körper im Sonnensystem besucht. Flaggschiffe sind die beiden Voyager-Sonden, die an den Riesenplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun vorbeigeflogen sind und nun in den Tiefen des interstellaren Raumes entschwinden.
    "Hello from the children of planet Earth."
    "Herzliche Grüße an alle."
    Sollten in ferner Zukunft Aliens in vielen Lichtjahren Entfernung die Voyagers einfangen, erfreuen sie sich bestimmt an der goldenen Bild- und Tonplatte an Bord.
    "Bonjour, tout le monde!"
    Denn die NASA nutzt die Sonden als galaktische Flaschenpost - mit Musik, Alltags- und Naturgeräuschen von der Erde und einer Begrüßung in vielen Sprachen. Die Raumfahrtbehörde hatte schon immer ein feines Gespür dafür, die Faszination ihrer Missionen zu steigern - und aus zunächst rein technischen Unternehmungen emotional berührende Projekte zu machen.
    "… three, two, one and lift-off of the space shuttle Discovery with the Hubble Space Telescope, our window on the universe ..."
    "Es hat uns das Universum gegeben"
    Dies ist ihr auch beim Weltraumteleskop Hubble geglückt, das seit fast 30 Jahren das berühmteste Fenster der Menschheit zum Universum ist. Seine einzigartigen Bilder von Galaxien, Sternhaufen und Schwarzen Löchern begeistern Menschen weit über Wissenschaftskreise hinaus. Mario Livio, Astronom bei der NASA, weiß um die Bedeutung des Paradeinstruments. "Ich bin einmal gefragt worden, ob Hubble die Milliarden von Dollar wert war. Meine Antwort war: Es hat uns das Universum gegeben – und dafür ist es sehr günstig."
    Doch die Zeiten sind unruhig: Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Trump ist unklar, ob sein Grundsatz "Amerika zuerst" auch für den Weltraum gilt. Jan Wörner, Generaldirektor der europäischen Weltraumorganisation ESA, setzt weiter auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen in Übersee: "Ich wünsche der NASA für die nächsten zehn Jahre, dass das Interesse der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Dass die Politiker auch in den USA verstehen, dass die NASA ein ganz wichtiges Instrument ist für die nationale und internationale Arbeit, und ich wünsche der NASA, dass sie weiterhin so offen mit internationalen Partnern umgeht, wie sie das zur Zeit tut."
    Denn im All funktioniert die Zusammenarbeit über politische und kulturelle Grenzen hinweg bisher noch problemlos. Und so bauen NASA und ESA derzeit gemeinsam am neuen Orion-Raumschiff. Es soll in einigen Jahren die Weltraumfahrt zu neuer Blüte führen und ein gutes altes Ziel ansteuern: den Mond.