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Vor der Landtagswahl in Bayern
Hoffnung für die SPD in Forchheim

Die Stimmung in der bayerischen SPD ist desolat. Doch im Wahlkreis Forchheim macht sich ein Direktkandidat der Partei Hoffnung: Atila Karabag setzt auf die Themen Digitalisierung, bezahlbaren Wohnraum und den Kampf gegen Rechtspopulismus.

Von Tobias Krone | 09.10.2018
    Atila Karabag vorm Forchheimer Rathaus
    Bezahlbarer Wohnraum ist im bayerischen Wahlkampf ein großes Thema, auch für den SPD-Politiker Atila Karabag. (Deutschlandradio / Tobias Krone)
    Wenn Atila Karabag rausfährt aufs Land, um Wahlkampf zu machen, dann liegen die Themen quasi in der Luft. Wie neulich wieder.
    "Also letzten Sonntag gab es das Apfelfest in Mittelehrenbach in der Nähe von Leutenbach und da waren viele Bürgerinnen und Bürger dort, weil es sehr schön ist. Und wir haben dort Bilder gemacht und wollten das natürlich dann auch posten. Und keiner von uns hat einen Empfang gehabt. Das ist schon sehr ärgerlich, weil Internet gehört eigentlich wie Strom oder Wasser zur Daseinsvorsorge."
    Kein Haudrauf-Politiker
    Atila Karabag, die grauen Haare zurückgegelt, ist ein korrekter, freundlicher Charakter, kein Haudrauf-Politiker, selbst bei Themen, die ihn ärgern, weil dieses CSU-Bayern in seinen Augen eben nicht so stark ist, wie es die Staatsregierung darstellt. Nach einem Wahlkampftag sitzt der Direktkandidat der SPD, der beruflich bei einem Softwareunternehmen die Digitalisierung vorantreibt, bei einer Radlerhalben im Curry-Worschd-Haus im Stadtzentrum von Forchheim und erzählt von seinen Dienstreisen.
    "Im Rahmen meiner Berufstätigkeit bin ich in Ungarn und Rumänien. Dort haben wir überall gutes Internet. Die Anbindung ist sehr gut."
    Deutschland mache den Fehler, und verpflichte die Netzbetreiber bei den Lizenz-Vergaben nicht darauf, auch auf dem Land für Glasfaser-Kabel zu sorgen, ärgert sich Karabag. Aber auch über den Wohnraummangel in der boomenden High-Tech-Region nördlich von Nürnberg kann er lange reden. Oder über die AfD, einem Grund, warum Karabag sich aufstellen ließ.
    "Wir hatten mal den Herrn Höcke hier, und nach dieser Veranstaltung der AfD habe ich mit vielen Leuten gesprochen, was eigentlich das AfD-Programm ist. Wir haben das Thema bezahlbarer Wohnraum. Das ist ein Thema, das man nicht so in kurzer Zeit lösen kann, sondern wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Es darf nicht heißen, dass die Flüchtlinge die Wohnungen wegnehmen, sondern: das Problem war schon vorher da."
    Desaströses Image der SPD
    Der gebürtige Forchheimer mit türkischen Eltern sieht seine Partei als Bollwerk gegen den Rechtspopulismus. Genauso wie die Spitzenkandidatin Natascha Kohnen. Doch reicht das? – Die Forchheimer in der Fußgängerzone spiegeln das desaströse Image der Partei wieder.
    Mit was verbinden Sie die SPD in diesem Landtagswahlkampf?
    "Mit Verlierer. Die haben nix drauf."
    "Die verspricht viel, aber die macht nicht, was sie hält."
    "Die hält nicht was sie sagt, so ist es."
    "Zum Beispiel das Thema Mindestlohn haben sie schon sehr gut gemacht. Das war vernünftig. Am Ende liegt es wohl daran, dass sie zumindest im Bund viel gutes getan hat, aber das nicht rüberbringen kann. Und selbst ich, der das sehe, bin nicht gewillt, sie zu wählen."
    Den Grund für dieses Bild vermutet SPD-Stadträtin Anita Kern in der jüngeren Parteivergangenheit. "Wir müssen uns immer wieder entschuldigen für die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze, das bekommt man an jedem Infostand immer zu hören. Das wird einem immer noch vorgeworfen. So kommt es zumindest bei mir an."
    Optimismus in Forchheim
    Doch in Forchheim ist man sogar bei der SPD ein bisschen hoffnungsvoll. Denn schon im Rathaus konnte man vor zwei Jahren die CSU-Vorherrschaft stoppen.
    "Und dann ist es tatsächlich dazu gekommen, dass unser SPD-Kandidat mit 62 Prozent das Amt des Oberbürgermeisteramt hat. Es sind viele Neubürger in die Stadt gekommen. Und die haben vielleicht auch den Wunsch gehabt, da muss sich mal was ändern. Nach 60 Jahren CSU kann’s auch mal jemand anders an der Spitze sein."
    Auch in den Landtagswahlen ist die Gegend interessant. Forcheim ist der einzige ländliche Wahlkreis, in dem kein CSU-Direktkandidat in der Prognose die Nase vorne hat, sondern einer von den Freien Wählern – und eventuell könnte es auch noch Karabag schaffen.