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Voyage surprise
Fußball gucken mit Frauen

Ein Facebook-Post des "Stern" zur Europameisterschaft handelt von Dingen, die Frauen angeblich während des Fußball-Guckens sagen. Die Sätze zeugen von wenig Sachverstand – und sollen lustig sein. Sind sie aber nicht.

Von Victoria Reith |
    Fans stehen beim "Public Viewing" am Brandenburger Tor in Berlin und sehen sich das WM-Achtelfinale zwischen Deutschland und Algerien in Brasilien an.
    Weibliche Fans der deutschen Nationalmannschaft. (picture alliance / dpa)
    Vielleicht ist es ein bisschen dünnhäutig, sich an einem einzelnen Facebook-Post einer Nachrichtenseite abzuarbeiten, vor allem wenn auch noch fett "Klischee" darübersteht. Aber die "Sätze für die Ewigkeit" zum Thema "Fußball gucken mit Frauen" des "Stern" haben mich innerlich kochen lassen.
    Meine erste Reaktion war folgende:
    Kennt ihr auch noch den ein oder anderen Klischee-Satz zum Thema stern.de?
    Meine Vorschläge:
    • "Wollen Klicks mit hohlen Vorurteilen"
    • Diskriminieren Frauen ohne schlechtes Gewissen"
    Ich, eindeutig interessiert und halbwegs informiert, finde es einfach verletzend, wenn mir - nur wegen meines Geschlechts - unterstellt wird, ich würde mich nicht interessieren und hätte keine Ahnung. Das ist ja die Quintessenz dieses Posts.
    Und: Männern wird das nicht unterstellt. Solche Sätze kommen angeblich nur von Frauen. Ein männlicher (!) Freund schrieb, die hätten auch von ihm kommen können – weil er sich eben nicht für Fußball interessiert. Was ja auch völlig in Ordnung ist!
    Banalität ist keine Frauensache
    Ich will auch gar nicht bestreiten, dass es Frauen gibt, die solche banalen Sätze während eines Fußballspiels äußern. Aber sicher nicht alle, und sicher nicht nur Frauen. Und jaja, es war bestimmt nicht ernst gemeint vom "Stern", und mit lustiger Intention (oder so). Aber mit solchen Posts transportiert man ein Frauenbild aus Zeiten, in denen Nationalspielerinnen bei großen Erfolgen ein Kaffeeservice überreicht bekommen haben. Und ich dachte, die seien inzwischen vorbei!
    Kürzlich auf dem Sportplatz habe ich mich in eine eher scherzhafte Diskussion über die Fußball-Bundesliga eingemischt. Mir wurde dann relativ schnell das Wort abgeschnitten mit einer Argumentation à la: "Lass gut sein, Schätzchen. Hier reden die Männer." Auf solch einen - Verzeihung - Bullshit habe ich keine Lust mehr.
    Deshalb hier mein Gegenvorschlag zu den Stern-Schlagsätzen. Auch wenn die bestimmt nicht so viele Klicks bringen.
    Ein Gegenvorschlag zu den "Sätzen für die Ewigkeit" des "Stern".
    Ein Gegenvorschlag zu den "Sätzen für die Ewigkeit" des "Stern". (Deutschlandradio)
    Unter "Voyage surprise" (dt.: "Fahrt ins Blaue") bildet die DLF-Sportredaktion in den kommenden Wochen Hintergründiges, Humorvolles, Abseitiges rund um die Europameisterschaft in Frankreich ab.