Montag, 29. April 2024

Island
Vulkan bedroht Fischerort Grindavik

Erdbeben waren die Vorboten: Der Vulkan beim isländischen Fischerort Grindavik ist ausgebrochen. Die Bewohner konnten evakuiert werden. Mehrere Gebäude wurden zerstört. Nun könnten weitere Ausbrüche bevorstehen.

18.01.2024
    Das Bild zeigt glühende Lava, die aus dem Vulkan heraussprudelt.
    Der Ort Grindavik südwestlich von Reykjavik in Island ist erneut unmittelbar vom Vulkanausbruch gefährdet. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Uncredited)
    Steht Island eine neue Serie von Vulkanausbrüchen bevor? Grund für die Befürchtung ist der jüngste Ausbruch in Südwestisland. Dort mussten die rund 3800 Einwohner des Städtchens Grindavik in Sicherheit gebracht werden. Ein Schutzwall konnte größere Schäden verhindern, doch mehrere Häuser wurden durch die austretende Lava zerstört.

    Inhalt

    Wie lief der Vulkanausbruch ab?

    Bereits vor dem Vulkanausbruch hatte die Erde mehrmals gebebt. Das war für den Katastrophenschutz ein warnendes Zeichen; die Bewohner des Orts Grindavik wurden evakuiert, Stromleitungen und Wärmeversorgung fiel aus. Am zweiten Januarsonntag trat schließlich Lava aus Erdspalten, der Lavastrom verschluckte nach wenigen Stunden erste Gebäude im Norden der Gemeinde.

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    Die Einsatzkräfte versuchten mit Schutzwällen, den Lavastrom aufzuhalten. Dies gelang nur teilweise. Eigentlich sollte einer der Wälle sechs Meter hoch werden, doch musste bei drei Metern abgebrochen werden. Die schweren Fahrzeuge wurden weggefahren, als die Lava nur noch wenige Meter weg war.
    Der Schutzwall wirkte und leitete große Teile des Lavastroms seitlich der Stadt ab. Doch einige Stunden nach dem ersten Austritt, öffnete sich eine zweite Spalte, aus der Lava heraustritt. Diese floss näher zum Ort und hinter dem Schutzwall.
    Hubschrauber fliegt am 18. Dezember 2023 über dem Vulkanausbruchgebiet in Island
    Ein Hubschrauber während des Einsatzes im Dezember 2023 über dem Vulkanausbruchgebiet nahe Grindavik in Island (IMAGO / Cover-Images / IMAGO)

    Wie war die Situation vor dem Ausbruch?

    Es ist bereits der zweite Ausbruch in der Region seit Mitte Dezember 2023. Die Bevölkerung hatte erst kurz vor Weihnachten nach Grindavik zurückkehren dürfen. In den vergangenen Wochen waren um den neu aufgerissenen Vulkan Barrieren errichtet worden, um die Gemeinde vor austretender Lava zu schützen.
    Wie gefährlich es schon vor dem erneuten Ausbruch wurde, zeigte sich, als einer der Arbeiter, der die Spalten mit absicherte, plötzlich verschwand. Sein Werkzeug wurde später in einem der tiefen Abgründe gefunden. Die Suche nach ihm wurde am Samstag eingestellt.
    Seit dem 24. Oktober war es auf der Halbinsel Reykjanes zu häufigen Erdbeben gekommen. Grindavik wurde bereits damals vorübergehend evakuiert.
    In der Nähe von Grindavik befindet sich das Thermalbad "Blaue Lagune", die beliebteste Touristenattraktion Islands. Das Bad ist seit Oktober geschlossen.
    Thermalbad "Blaue Lagune" auf Island, im Hintergrund das Geothermie-Kraftwerk
    Einen Tag vor der Schließung: Die "Blaue Lagune" ist ein beliebtes Ausflugsziel auf Island. (IMAGO / SOPA Images / IMAGO / Raul Moreno / SOPA Images)

    Warum kommt es zu Vulkanausbrüchen in Island?

    Island liegt auf dem Mittelozeanischen Rücken und ist die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Laut Nationalem Wetterdienst hatte sich beim Ausbruch im Dezember in einem 15 Kilometer langen Tunnel unter der Erde Magma ausgebreitet. Die Menge war demnach erheblich größer als bei vorangegangenen Ausbrüchen in der Region.
    Durch das Magma in der Tiefe hebt sich das Gestein. Vor dem Ausbruch im Dezember war das bereits viermal vorgekommen, ohne dass es einen Ausbruch gegeben hätte. Im Dezember aber hob sich das Gestein schneller und stärker als bei früheren Ereignissen.

    Drohen weitere Vulkanausbrüche?

    Wissenschaftler sind alarmiert. Der Region um Grindavik könnte eine Ausbruchsserie bevorstehen. Das unterstreicht auch der Vulkanologe Valentin Troll von der schwedischen Universität Uppasala: „In zwei Jahren haben wir die vierte Eruption in schneller Folge. Ich denke, wir müssen mit mehreren Ausbrüchen über die nächsten Jahrzehnte, möglicherweise auch die nächsten Hunderte von Jahren rechnen.“
    Der Chef des Zivilschutzes, Viðir Reynisson, rief anlässlich des aktuellen Ausbruchs den Ausnahmezustand aus. "Wir arbeiten mit Wissenschaftlern zusammen und bewerten die Situation kontinuierlich. Wir schauen uns ein Lavastrom-Modell an, um zu prüfen, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Infrastruktur zu schützen."

    Wie verliefen frühere Vulkanausbrüche?

    Immer wieder kommt es auf Island zu Eruptionen. Im Frühling 2010 brach der Eyjafjallajökull aus. Durch die Aschewolke wurde der Flugverkehr für einige Tage in weiten Teilen Europas eingestellt. Ein Jahr später, im Mai 2011, fielen wegen einer Eruption des Gletschervulkans Grímsvötn drei Tage lang Hunderte Flüge aus.
    Anfang 2021 bebte auf der Halbinsel Reykjanes die Erde für mehrere Wochen. Am 19. März folgte der erste Vulkanausbruch seit fast 800 Jahren in der Region. Es bildete sich ein 4,85 Quadratkilometer großes Lavafeld, indes ohne größere Gefahr. Im August 2022 kam es zu einem weiteren Ausbruch, der zwei Wochen anhielt.
    Vor dem Ausbruch im Dezember ereignete sich im Juli 2023 über vier Wochen ein Ausbruch. Es entstand ein 1,5 Quadratkilometer großes Lavafeld, ohne die Infrastruktur kritisch zu schädigen.

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