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VW
Rückrufaktion läuft schleppend

Die Rückrufaktion im Zuge des Dieselgate-Skandals verläuft derzeit eher gemächlich. 8,5 Millionen Autos muss VW in Europa eine neue Software zur Motorsteuerung aufspielen, bei gut 50.000 hat es bislang erst geklappt. Wie die Werkstätten die Anzahl der in Deutschland betroffenen 2,6 Millionen Fahrzeuge bewältigen wollen, erfährt man aus erster Hand nicht.

Von Michael Braun | 07.06.2016
    VW-Logo
    Ein VW-Kunde: "Im Übrigen ist es auch einfach ärgerlich, dass wir ein Fahrzeug gekauft haben, das nicht die Eigenschaft hat, die das Fahrzeug haben sollte." (imago stock&people)
    Blauer Himmel, kaum ein Wölkchen, nur das VW-Logo ragt hinein – und ein roter Aufpapper: "Jetzt Termin vereinbaren". So tritt VW auf der Website der Niederlassung Frankfurt auf. Die Rückrufaktion für Autos mit dem mittlerweile zu trauriger Berühmtheit gelangten Motor des Typs EA 189 ist prominent platziert. Was nach Transparenz aussieht, kommt in der Wirklichkeit nicht immer an. Dieser Golf-Diesel-Fahrer hat von VW noch nichts gehört:
    "Nein, das war ganz merkwürdig, weil man eigentlich nur über die Presse was erfahren hat."
    Ein anderer, der einen CC fährt, hat zwar Post vom Händler bekommen, auch von VW selbst. Zufrieden ist er dennoch nicht:
    "Ja, da ist natürlich nicht das, was wir wollten. Wir wollten ja ein entsprechend umweltfreundliches Fahrzeug fahren. Und im Übrigen ist es auch einfach ärgerlich, dass wir ein Fahrzeug gekauft haben, das nicht die Eigenschaft hat, die das Fahrzeug haben sollte. Deswegen haben wir uns auch darüber informiert, inwieweit wir da nun Schadensersatz oder Minderung oder sowas verlangen können und haben vorsichtshalber erst mal von dem Händler einen Verjährungsverzicht verlangt."
    Händler: "VW hat Kontakt mit Presse untersagt"
    Die Rückrufaktion schleppt sich hin. 8,5 Millionen Autos muss VW in Europa eine neue Software zur Motorsteuerung aufspielen, bei gut 50.000 hat es erst geklappt. Seit wenigen Tagen hat das Kraftfahrt-Bundesamt die Updates für gut 800.000 Autos der Modelle Passat, CC und Eos mit Zwei-Liter-TDI-Motor freigegeben. VW musste viele Updates entwickeln, etwa nach Modell, Baujahr, Getriebeart, Gewicht und Leistung differenziert. Es sind mehr als 1.000 Versionen. Das hat gedauert. Deren Genehmigung durch das Kraftfahrtbundesamt auch.
    Jetzt rollen die in Deutschland 2,6 Millionen manipulierten VW-Diesel auf die Werkstätten zu: Wie die das regeln, ob mit mehr Personal, zusätzlichen Geräten, längerer Arbeitszeit, erfährt man aus erster Hand nicht: Ein Händler im Hochtaunus ruft trotz dreimaliger Nachfrage nicht zurück. Ein kleiner Frankfurter Händler sagt, VW habe Kontakte mit der Presse in der Dieselthematik untersagt. Er wolle sich keinen Ärger einhandeln. Die Niederlassung des Konzerns in Frankfurt verweist an die Pressestelle der AG. Die lässt schriftlich wissen, wie sie die Werkstätten unterstützt hat:
    "Wir haben technische Ausrüstung zur Verfügung gestellt und umfangreiche organisatorische Maßnahmen umgesetzt. Wir haben dem Handel auch dabei geholfen, das benötigte Personal einzustellen und so einzusetzen, wie es notwendig ist."
    VW dankt Kunden für Verständnis
    VW vermittelt den Eindruck, sich auf seine Kunden verlassen zu können. Der Konzern teilte mit:
    "Wir danken unseren Kunden, dass sie in der großen Mehrzahl Verständnis für die erforderlichen Maßnahmen zeigen."
    Der Golf-Diesel-Fahrer hat seinen manipulierten Golf verkauft, sich einen anderen, neuen geholt. Linderung spürt er kaum:
    "Vor allem stinkt mir, dass dieser Golf, der angegeben ist mit 3,9 Litern, schier nicht unter fünf Litern zu fahren ist. Also, das ist ein Unterschied von 20 Prozent. Und ich hätte eigentlich gedacht, dass man doch ein bisschen was lernt aus solchen Erfahrungen, dass die Leute ein bisschen gucken, ob die Autos, die Dinge, die da versprochen werden, auch einhalten."