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VW-Vorstandsgehälter
"Eher einen Standard nach unten definiert"

Nicht nur der Blick auf die absolute Höhe an Vorstandsbezügen sei wichtig, sagte der Unternehmensberater Michael Kramarsch im Deutschlandfunk. Auch die Relation zwischen Leistung und Geld müsse in den Fokus genommen werden - hier habe VW in der Vergangenheit eher einen Standard nach unten definiert als nach oben.

Michael Kramarsch im Gespräch mit Sina Fröhndrich |
    Das Volkswagen-Logo im VW-Hauptsitz in Wolfsburg.
    Das Volkswagen-Logo im VW-Hauptsitz in Wolfsburg. (AFP / RONNY HARTMANN)
    Sina Fröhndrich: Wie viel Geld hat ein DAX-Chef verdient? Diese Frage wird immer wieder sehr kontrovers diskutiert. Jetzt will der Volkswagen-Konzern anscheinend die Bezüge seiner Vorstände neu regeln. In mehreren Medienberichten heißt es, der Chef soll künftig maximal zehn Millionen Euro bekommen. Zum Vergleich: Ex-VW-Chef Martin Winterkorn hatte 17, 5 Millionen Euro kassiert. Damit soll Schluss sein bei VW - wahrscheinlich.
    - Wir sprechen darüber mit dem Vergütungsexperten Michael Kramarsch bei der Unternehmensberatung HKP. Ich habe ihn gefragt: Wie viel hat ein VW-Chef denn verdient?
    Michael Kramarsch: Um das einzuordnen, muss man zum einen sehen, wie viel denn DAX-Vorstandsvorsitzende typischerweise verdienen. Und da sprechen wir über ungefähr fünfeinhalb Millionen Euro pro Jahr im Durchschnitt der DAX-Chefs. Herr Winterkorn von Volkswagen hat in der Spitze über 17 Millionen Euro verdient und stellte damit historisch nicht nur den Spitzenwert in Deutschland dar, sondern lag mit diesen Werten auch in Europa an der Spitze. Insofern wären die geplanten zehn Millionen zwar sicherlich absolut ein sehr hoher Betrag; im Vergleich zu den Summen, die man in der Vergangenheit bei Volkswagen kannte, aber eine deutliche Reduzierung der Bezüge.
    Fröhndrich: Ist das denn ein gutes Signal, jetzt sich auf diese Obergrenze von zehn Millionen festzulegen. Oder hätte man da vielleicht noch niedriger ansetzen sollen, oder sollte man da vielleicht noch niedriger ansetzen? Es wurde ja auch über die Managergehälter bei VW im Zuge der Abgasaffäre sehr kontrovers auch gesprochen.
    "Relation in den Fokus nehmen"
    Kramarsch: Ich glaube, da muss man zwischen zwei Themen unterscheiden. Zum einen ist es wichtig für ein Unternehmen, das bei Kunden, bei Mitarbeitern, bei Aktionären auch ein Stück weit in eine Vertrauenskrise geraten ist, dass man ein klares Signal setzt, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Und dazu dient auch die Vorstandsvergütung. Wichtiger aber als die absolute Höhe ist, dass es eine klare Verbindung von Erfolg, Leistung und Geld gibt. Und diese Relation und Verbindung, die gilt es in den Fokus zu nehmen, und dort hat in der Vergangenheit VW mit seinen Vorstandsvergütungssystemen eher einen Standard nach unten definiert als nach oben.
    Fröhndrich: Was jetzt auch neu geregelt werden soll: Es soll ein höheres Festgehalt geben und dafür soll der VW-Vorstand weniger Boni obendrauf bekommen. Ist das denn gut aus Unternehmenssicht?
    Höheres Festgehalt "ein zweischneidiges Schwert"
    Kramarsch: Das ist aus meiner Sicht ein zweischneidiges Schwert. Zum einen werden Vergütungen berechenbarer, schlicht und einfach, weil weniger Volumen an variabler Vergütung weniger nach oben und unten atmen kann. Zum anderen muss man aufpassen, dass nicht Rekordvergütungen, die letztlich nur über Erfolg, über Leistung definiert sind, auf einmal zu Festvergütungen werden. Dann hätte man, glaube ich, dem Thema Vorstandsvergütung einen Bärendienst erwiesen. Das Sahnehäubchen an variabler Vergütung obendrauf, das soll es nur dann geben, wenn es entsprechend durch Erfolg und Leistung untermauert ist.
    Fröhndrich: Ich würde gerne noch über einen anderen Punkt sprechen beim Thema Vergütungen. Christine Hohmann-Dennhardt, die frühere SPD-Ministerin, die saß bei VW im Vorstand, war dort zuständig für Recht, und ihr Vertrag wurde jetzt vorzeitig aufgelöst. Sie bekommt aber trotzdem noch zwölf Millionen Euro, so wie ihr Drei-Jahres-Vertrag vorgesehen hatte. Passiert diese Zahlung zurecht? Die ist ja auch sehr umstritten.
    Kramarsch: Dazu muss man wissen, dass Vorstandsverträge befristete Verträge sind. Das heißt, beide Seiten verpflichten sich für einen längeren Zeitraum. Das ist etwa vergleichbar, wenn Sie über einen fünf Jahre befristeten Mietvertrag abschließen. Und auch dort können Sie nicht einseitig sagen, jetzt will ich nicht mehr und damit endet der Vertrag, sondern Sie müssen, wenn Sie, ohne entsprechende Gründe vorliegen zu haben, sich entscheiden, den Vertrag zu beenden, auch die Vergütungen ausbezahlen. Insofern ist, glaube ich, an der Stelle der, wenn Sie so wollen, Fehler nicht passiert in der Berechnung der Abfindung, sondern der Aufsichtsrat hätte sich vielleicht detaillierter und umfassender damit beschäftigen müssen, ob die Vorstandsbestellung am Anfang der Vertragsperiode wirklich notwendig im Sinne des Unternehmens und Kandidaten/Kandidatinnen dafür geeignet sind.
    Fröhndrich: VW will seine Vorstandsgehälter anscheinend neu regeln - Einschätzungen waren das vom Unternehmensberater Michael Kramarsch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.