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Wälder und Klima
Unions-Forstminister beraten über Waldschäden

Heiße Sommer und zu wenig Regen: Darunter leidet der Wald in Deutschland. Verschlimmert wird die Lage aber auch durch die einseitige Ausrichtung des Waldes auf Nadelbäume. Die Forstminister der Union kommen nun zu einem Gipfel in Sachsen zusammen, um über Auswege aus der Krise zu beraten.

Von Bastian Brandau | 01.08.2019
Braun sind die Nadeln einer vertrockneten Kiefer die an einem Waldrand in Brandenburg
Braun sind die Nadeln einer vertrockneten Kiefer die an einem Waldrand in Brandenburg (picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
"Also es ist dramatisch momentan", beschreibt Hans-Georg von der Marwitz, CDU-Abgeordneter, Waldbesitzer und Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände die Situation des Deutschen Waldes. In sieben Bundesländern sei er in seinem Sommerurlaub unterwegs gewesen.
"Und da braucht man gar nicht weit von den Autobahnen abfahren, selbst wenn man durch die Waldgebiete an den Autobahnen fährt, dann sieht man zum Teil verheerende Entwicklungen. Weite Flächen abgestorbener Fichten."
Nach langen Trockenperioden können die Bäume kein Harz mehr bilden. Und sind so ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Die schnell viel Geld versprechenden Monokulturen insbesondere aus Fichten und Kiefern seien das Problem, analysiert Hubert Weiger, Vorsitzender der Umweltorganisation BUND.
Umbau des Waldes ist schwierig
"Wir haben nach wie vor in Deutschland fast ein Drittel unserer Wälder, die Nadelreinbestände sind. Und da sprechen wir dann eigentlich eher von Forsten als von Wäldern. Und dringend notwendig ist der Umbau zu laubwaldreicheren Mischbeständen, damit wir im Schutze der älteren, noch vorhandenen Bäume eine Laubwaldgeneration nachziehen können."
Doch wie schnell kann und soll der Umbau geschehen? Darüber streiten Bund, Länder, Umweltverbände und private Waldbesitzer. Denn sie wollen auch angesichts des Umbaus noch Geld verdienen. Und angesichts der aktuellen Klimaentwicklung ist auch der Umbau schwierig. Baumsetzlinge haben bei großer Trockenheit nur eine geringe Überlebenschance. Den geforderten Waldumbau verfolge man in Sachsen seit Langem, erklärt Umwelt und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt. 130 Millionen habe der Freistaat in den vergangenen zehn Jahren investiert. Der CDU-Politiker hat seine Unionskollegen aus den Ländern und Bundesagrarministerin Julia Klöckner heute zu einem Waldgipfel eingeladen.
"Da geht es natürlich um die Dinge, die aktuell sehr schnell geschehen müssen. Schadensbekämpfung ist das Eine, aber es geht uns auch um den Blick voraus. Wie werden wir die Waldmehrung zukünftig betreiben? Wie werden wir den Waldumbau betreiben? Wie können wir innovative Konzepte in diese Waldbewirtschaftung hineinbringen? Wie können wir die Waldbrandbekämpfung noch stärker denken?"
Kritik am Unionstreffen von den Grünen
"Grundsätzlich sich in den Fachressorts zusammenzusetzen, das finde ich sehr sinnvoll", sagt Wolfram Günter, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag und Teil des Spitzenkandidatenduos seiner Partei bei der anstehenden Landtagswahl. Der Umbau des sächsischen Waldes geht ihm nicht schnell genug, angesichts einer Lage, die auch Günter als "dramatisch" bezeichnet.
"Wie man da auf die Idee kommen kann, sich nur mit Unionsministerkollegen zusammenzusetzen, das zeigt dann eigentlich, dass es doch eben nicht vor allen Dingen um die Sache geht, sondern wir haben eben Wahlkampf in Sachsen, und das finde ich sehr schade bei diesem wichtigen Thema."
Ein turnusmäßiges parteiübergreifendes Treffen aller zuständigen Minister ist für Ende September in Rheinland-Pfalz geplant.