Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Wahl
Indonesiens Präsident vor Sieg

Bei der Präsidentenwahl in Indonesien zeichnet sich ein klarer Sieg des amtierenden Staatschefs Joko Widodo ab. Es war ein Wahlkampf mit harten Bandagen. Themen waren die Wirtschaftslage - und die Religion. Ein offizielles Ergebnis ist aber vor Mai nicht zu erwarten.

Von Holger Senzel | 17.04.2019
In Indonesien hat sich Präsident Joko Widodo - hier bei einer Pressekonferenz am 17.4.2019 - Hochrechnungen zufolge bei der Präsidentenwahl am Mittwoch offenbar gegen seinen Herausforderer durchgesetzt. Ein offizielles Ergebnis ist nicht vor Mai zu erwarten.
In Indonesien hat sich Präsident Joko Widodo - hier bei einer Pressekonferenz am 17.4.2019 - Hochrechnungen zufolge bei der Präsidentenwahl am Mittwoch offenbar gegen seinen Herausforderer durchgesetzt. (AFP / GOH Chai Hin )
So lächeln Sieger: Bestens gelaunt, Im offenen weißen Hemd gab Präsident Yoko Widodo in Jakarta seine Stimme ab - er galt von vornherein als Favorit dieser Wahl, die Hochrechnungen von drei Instituten bestätigen einen uneinholbaren Vorsprung vor seinem Herausforderer.
192 Millionen Menschen waren an die Wahlurnen gerufen - um mit einem Nagel fünf Löcher in den Wahlzettel zu stanzen. Als er das Wahllokal verließ, hielt Jokowi - so sein Spitzname - seinen mit Tinte gefärbten kleinen Finger in die Kamera - das Zeichen, das er seine Stimme abgegeben hat.
Wahlkampf um den Anspruch auf den rechten Glauben
Es war ein Wahlkampf mit harten Bandagen - es ging um den Anspruch auf den rechten Glauben. Präsident Yoko Widodo spreche das Hocharabisch des Koran falsch aus - auf dieser Ebene bewegten sich die Vorwürfe.
Sein Herausforderer ist ein Ex-General und Schwiegersohn des früheren Diktators Suharto: Prabowo Subianto ließ sich von den Radikalen unterstützen, die eine landesweite Einführung der Sharia einfordern, des islamischen Rechts, nach dem Ehebrecher gesteinigt werden und Dieben die Hand abgehackt wird.
"Den Islam zu verteidigen, das ist, was am meisten zählt. Denn ich habe Ungerechtigkeit und Blasphemie gegen die Religion gesehen, und das tut meinem Herzen wirklich weh. Das ist es, was ich ändern werde. Ich will das Amt des Präsidenten ändern."
Präsident Jako Widodo hat das Thema Religion lange gemieden. Zwar sei er ein gläubiger Muslim, doch Glaube sei Privatsache, sagte er. Jokowi hat Indonesien stärker gemacht und Investoren ins Land geholt - aber sein Versprechen, zehn Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, hat er nicht halten können. Ebenso wenig ein Wachstum von sieben Prozent.
Versprechen: ein besseres Leben
Parallel dazu geht die indonesische Rupiah in den Keller, was natürlich vor allem die Armen zu spüren bekommen. Aber Widodo ist populär in Indonesien - der ehemalige Möbelhändler gilt als volksnah.
Er ist ein guter Präsident - sagt diese Frau - er hat eine Menge für dieses Land getan.
Wir haben eine Menge erreicht, aber ich denke, Indonesien kann noch besser werden, sagt eine Andere.
Und der Präsident selbst verspricht für seine nächste Amtszeit.
"Wir werden dafür sorgen, dass Indonesiens Wirtschaft in den nächsten fünf Jahren starker wird. Für die Bauern, die Fischer, die Lehrer, die Arbeiter, Arzte, Soldaten, Künstler, die Jungen, die Klein- und Kleinstunternehmer wird das Leben in fünf Jahren besser sein, als heute."
In keinem anderen Land leben so viele Muslime
Der Islam aber war das beherrschende Thema. Und Jokowi - der einst als Obama Südostasiens bezeichnet wurde - hat sich als Vize einen führenden Imam gewählt, der Homosexualität unter Strafe stellen will.
Ein Zugeständnis vor allem an die konservative Landbevölkerung und die Fundamentalisten. Sie haben Yokowi vorgeworfen, unislamisch zu sein. Und dass er das Hocharabisch des Koran falsch ausspreche.
In keinem anderen Land der Welt leben so viele Muslime, aber das Land ist keine "islamische Republik". Laut Verfassung sind fünf Religionen (darunter auch Christen) gleichberechtigt. "Einheit in Vielfalt ist das Landesmotto", das Land galt als Musterbeispiel für toleranten Islam. Doch die Stimmung dreht sich, die Fundamentalisten werden stärker. Das zeigte sich ganz drastisch am Beispiel des christlichen Gouverneurs von Jakarta, der 2017 nach einem Prozess wegen Gotteslästerung Freiheit und Amt verlor.
Bis alle Stimmen ausgezählt sind, wird es schätzungsweise 35 Tage dauern. Denn gewählt wurde heute in 800.000 Wahllokalen auf fast 18.000 Inseln.