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Wandel im Sudan
"Die Revolution ist nicht vorbei"

Monatelang gab es im Sudan Unruhen und Gewalt. Jetzt haben sich Militär und Opposition auf eine gemeinsame Übergangsregierung geeinigt. In drei Jahren soll es Wahlen geben. Vielleicht ist es der erhoffte Schritt in die Demokratie. Vieles ist aber noch ungeklärt.

Von Anne Allmeling | 16.07.2019
Demonstrierende im Sudan halten Schilder hoch
Demonstration im Sudan (Deutschlandradio / Anne Allmeling)
Trommeln, Tänze, Freudentaumel - mitten in der Nacht strömen Tausende Sudanesen auf die Straßen, feiern in der Hauptstadt Khartoum. Mehrere Monate haben sie gegen das alte Regime protestiert, freie Wahlen und eine zivile Regierung gefordert.
Am frühen Morgen des 5. Juli dann die ersehnte Nachricht: Das Militär und die Opposition haben sich auf eine Teilung der Macht geeinigt. Hanan und Raheeb Othman aus Khartoum sind erleichtert:
"Wir danken Gott für diesen Sieg. Sieben Monate lang haben die Menschen darauf gewartet. Wenn jetzt die Demonstranten aufeinandertreffen, sind die Gefühle unbeschreiblich - einfach unbeschreiblich schön!"
"Ich sage den Leuten: Die Revolution ist nicht vorbei, sie hat gerade erst begonnen. Wir müssen die Parolen der Revolution jetzt auf den Alltag anwenden. Wir müssen bekämpfen, was dem Sudan geschadet hat: Korruption und Vetternwirtschaft."
Massenproteste in Khartoum führten zum Sturz von Langzeitherrscher Omar Al-Baschir, jetzt gibt es die Aussicht darauf, dass Offiziere und Zivilisten gemeinsam regieren. Aber unterschrieben ist die Vereinbarung noch nicht.
Begonnen hatten die Proteste im Dezember. Vor allem Ärzte, Professoren und Lehrer, aber auch einfache Angestellte waren auf die Straße gegangen, um gegen Preissteigerungen für Brot und Benzin zu demonstrieren. Woche für Woche werden es mehr. Viele Frauen sind dabei, fordern lautstark einen Wandel. Schon bald richten sich die Proteste nicht mehr nur gegen höhere Preise, sondern gegen die Politik - inspiriert durch die Entmachtung des algerischen Machthabers Abelaziz Bouteflika Anfang April.
"Ich möchte den Algeriern zum Erfolg ihrer Revolution gratulieren und hoffe, dass sie einen neuen Präsidenten bringen, der versteht, was das Volk und die jungen Leute brauchen. Ich hoffe, dass auch die sudanesische Revolution Erfolg hat - ganz gewiss wollen wir jungen Leute einen Wandel."
"Wir fordern einen kompletten Regime-Wechsel"
Sudans Präsident Omar Al-Baschir ist zu diesem Zeitpunkt seit fast drei Jahrzehnten im Amt. 1989 hatte er sich an die Macht geputscht und ein islamistisches System errichtet – unterstützt von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Nachbarland Ägypten.
Abspaltungsbewegungen in der Provinz Darfur schlug er gewaltsam nieder. Deshalb verhängte der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle gegen Al-Baschir: wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Schließlich wird der Druck der Demonstranten zu groß: Verteidigungsminister Awad Ibn Auf erklärt Al-Baschir am 11. April für abgesetzt:
"Ich, der Verteidigungsminister und der Chef des Obersten Sicherheitskomitees, verkünde das Ende dieses Regimes und die Verhaftung Baschirs. Wir bilden einen Militärrat für eine Übergangszeit von zwei Jahren. Wir setzen in dieser Zeit die Verfassung außer Kraft; für drei Monate gilt der Ausnahmezustand."
Al-Baschir muss ins Gefängnis, soll sich wegen Korruption verantworten. Doch der Protest auf den Straßen dauert an. Mit dieser Art von Machtwechsel sind viele Sudanesen nicht einverstanden.
"Nichts hat sich verändert, es gibt nichts Neues. Wir fordern einen kompletten Regime-Wechsel. Die Regierung hat einfach einen Mann durch einen anderen ersetzt. Wir wollen, dass ein Sudanese dieses Land wiederaufbaut, die Wirtschaft wieder in Schwung bringt und die Infrastruktur. Sie haben nichts für uns getan, deshalb bleiben wir auf der Straße."
Mit Slogans wie "Imma an-nasr, imma masr" - "Entweder Sieg oder Ägypten" spielen die Sudanesen auf die Situation im Nachbarland Ägypten an. Dort hatte nach dem Sturz von Langzeitherrscher Hosni Mubarak 2011 und seinem Nachfolger Mohammed Mursi zwei Jahre später das Militär die Macht übernommen. Der Sicherheitsapparat unterdrückt seitdem jede Opposition gegen die Herrschaft von Präsident Abdel Fattah Al-Sisi. Genau das wollen viele Sudanesen vermeiden. Die Aktivistin und Universitätsdozentin Hady Hassaballah fordert einen echten Systemwechsel – und einen Kampf gegen die weitverbreitete Korruption.
"Die Korruption im Sudan hat unvorstellbare Ausmaße erreicht; sie übertrifft jede Fantasie. Wir haben immer auf den Staatshaushalt geschaut, wie der Staat damit umging und wie verschwenderisch er das Geld für die Streitkräfte und die Sicherheitskräfte ausgegeben hat. Am wenigsten wird für Bildung und Gesundheit ausgegeben - zwei Bereiche, die vernachlässigt wurden. Das ist das, was bekannt ist. Aber was heimlich geklaut wurde, dürften Milliardenbeträge sein."
Korruption - "das größte Problem im Sudan"
Auf der Korruptions-Liste von Transparency International rangiert der Sudan auf Platz 172 von 180 Ländern – zwischen Guinea-Bissau und Nordkorea. Während sich die politische Elite unter Al-Baschir bereicherte, verarmte die Bevölkerung: Etwa die Hälfte der Sudanesen lebt unterhalb der Armutsgrenze, muss also mit weniger als zwei US-Dollar am Tag auskommen.
Im Norden der Hauptstadt Khartoum, dort, wo der Weiße und der Blaue Nil zusammenfließen, liegt die Insel Tuti. Viele Bauern leben hier, bauen bei Temperaturen um die 40 Grad Mais, Mangos und Zitronen an. Ein großer Teil der sudanesischen Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Magdy Omar Ali Magdy beginnt seine Arbeit bei Sonnenaufgang:
"Mein Tag fängt an, wenn ich morgens um vier Uhr hier ankomme. Ich melke die Kühe, schneide ihnen Klee ab, nehme die Milch und verkaufe sie."
Zehn Milchkühe besitzt er, dazu einige Schafe und Ziegen. Magdy arbeitet auf dem Feld, bis der Muezzin zum Abendgebet ruft - 14 Stunden täglich. So verdient er umgerechnet 150 US-Dollar im Monat. Mit dem Geld müssen er, seine Frau und die fünf Kinder auskommen.
Landwirt Magdy Omar Ali aus dem Sudan neben seiner Kuh
Landwirt Magdy Omar Ali muss mit umgerechnet 150 US-Dollar im Monat seine Familie ernähren (Deutschlandradio / Anne Allmeling)
"Die Korruption ist das größte Problem im Sudan. Wir wären viel weiter, wenn es keine Korruption gäbe. Der Sudan könnte der Nahrungskorb der ganzen Welt sein. Die Korruption und die Instabilität haben das Land zerstört. Wir sind reich an Vieh und an Goldminen. Und das Wasser ist bei uns so viel wert wie Erdöl. Was dieses Land kaputtmacht, sind die schlechten Menschen."
Alles, was sich Magdy wünscht, ist, seine Familie ernähren zu können. Omar Mohamed fordert noch mehr. Der 35-Jährige ist Mathematik-Lehrer hat den Großteil seines Lebens unter Langzeitherrscher Omar Al-Baschir verbracht und fürchtet, dass der Sudan bald abgehängt sein wird vom Rest der Welt - wenn künftig nicht mehr Geld in die Bildung gesteckt wird:
"Wir müssen die alten Lehrpläne und die Unterrichtsmaterialien erneuern. Wir brauchen moderne Mittel und Methoden, zum Beispiel Computer und Internet, damit unsere Kinder in der Welt mithalten können."
Friedlicher Protest endete in einem Blutbad
Lehrer, Studenten, Schüler, Ärzte, Arbeiter, Professoren – nach dem Sturz von Al-Baschir versammeln sie sich jeden Tag vor dem Militärhauptquartier in Khartoum zu einem Sitzstreik. Eine Gruppe junger Männer besetzt eine Eisenbahnbrücke, legt den Schienenverkehr zwischen Khartoum und dem Norden des Landes lahm.
Mit Stäben schlagen sie auf die Schienen, 24 Stunden lang: der Rhythmus der Revolution. Viele Sudanesen verbringen fast den gesamten Fasten-Monat Ramadan vor dem Hauptquartier der Streitkräfte, organisieren Vorlesungen und Work-Shops, malen und musizieren – während Vertreter der Opposition mit dem militärischen Übergangsrat verhandeln.
Am frühen Morgen des 3. Juni stürmen bewaffnete Kräfte des Militärrates das Protestlager, zerstören bei vielen Menschen die Hoffnung auf eine friedliche Zusammenarbeit mit den Offizieren: Männer, Frauen und Kinder, die am Sitzstreik teilnehmen, rennen um ihr Leben – auch Amal.
Amals Arme sind fest bandagiert. Die zierliche Frau kann ihre rechte Hand nur mit Mühe bewegen; in der linken fehlt ihr jedes Gefühl. Ob die Gitarren-Lehrerin jemals wieder ihr Instrument spielen kann, ist ungewiss. Trotzdem empfängt die Mutter von vier Kindern ihre Gäste mit einem Lachen.
Amal erzählt, was am 3. Juni passiert ist. Abwechselnd mit ihrem Mann hatte die 43-Jährige jeden Tag viel Zeit vor dem Militärhauptquartier verbracht. Sie war dabei, als der friedliche Protest Tausender Sudanesen gegen das alte System in einem Blutbad endete.
"Die Angriffe auf uns haben auf der Nilstraße begonnen. Die Jugendlichen sind auf die Brücke geflohen. (…) Aber die Angreifer sind ihnen gefolgt. Ich wusste, dass etwas Schlimmes geschieht."
Amal hört Schüsse. Sie und andere Demonstranten vor dem Hauptquartier der Streitkräfte versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Bewaffnete Männer schlagen auf sie ein. Amal hält sich die Arme vor ihr Gesicht.
Mehr als 120 Tote
"Als meine Arme gebrochen waren, begannen sie, mir auf den Kopf zu schlagen. Ich bin zu Boden gefallen. Als ich auf dem Boden lag, kamen die Männer und traten mich. Sie beschimpften uns. Einer von ihnen fragte mich: Was hast Du? Ich sagte: Meine Arme sind gebrochen. Und er erwiderte: Deine Arme sind nicht gebrochen. Niemand hat sie Dir gebrochen…"
Nach stundenlangem Umherirren, erzählt Amal, findet sie den Weg in ein Krankenhaus. Aber sie wird nicht behandelt: Die Klinik ist voll von Menschen mit Schusswunden und lebensgefährlichen Verletzungen. Ärzten zufolge sterben in dieser Nacht mehr als 120 Menschen. Freiwillige Helfer schreiben Amals Namen auf, verschicken ihn über WhatsApp. Ein Nachbar liest die Nachricht, holt Amal ab und bringt sie nach Hause. Kurze Zeit später wird das Internet abgeschaltet. Für einige Tage verstummt der Protest.
Wer genau für das Massaker verantwortlich ist, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Viele Sudanesen machen die sogenannte Schnelle Eingreiftruppe für die Gewalt verantwortlich. Unter Omar Al-Baschir waren sie und andere Milizen stark geworden. Dem Anführer der Truppe, Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hemeti, werden Gräueltaten vorgeworfen, vor allem während des Bürgerkriegs in der Region Darfur.
Hemeti kommandiert Tausende bewaffnete Kämpfer. Einheiten seiner schnellen Eingreiftruppe haben an jeder großen Straßenecke in Khartoum Stellung bezogen. Der Milizenführer war unter Langzeitherrscher Omar Al-Baschir aufgestiegen und hat es nach seinem Sturz bis an die Nummer zwei des militärischen Übergangsrates geschafft. Seinen Machtanspruch unterstreicht Hemeti mit öffentlichen Auftritten - inszeniert wie die eines Staatsoberhaupts:
Gerade einmal zwei Wochen nach der brutalen Niederschlagung der Proteste lässt sich Hemeti in einem Konferenzzentrum in Khartoum feiern. Frauen aus der Umgebung halten Reden, schwenken Fähnchen, jubeln ihm zu:
"Wir kommen hierher zu unseren Vertretern. (…) Wir wollen ihnen sagen, wir unterstützen sie und stehen ihnen bei. Denn diese Leute bringen uns Sicherheit, die wichtigste Sache für unser Land. Für uns ist Sicherheit wichtiger als das Essen."
Musik für den neuen starken Mann im Sudan - aber nicht von allen. In den hinteren Reihen des Konferenzzentrums machen sich einige Frauen über die Lobeshymnen lustig, bezeichnen die Rednerin auf der Bühne als "Lügnerin". Sie seien hier, weil sie Geld bräuchten, sagen sie - und deuten damit an, dass sie für ihr Kommen bezahlt werden. Ins Mikrofon wollen sie das allerdings nicht sagen. Dann ergreift Hemeti das Wort.
"Für uns war es ein Stück Paradies"
Hemeti spricht von der Einheit des Sudan. Doch welche politischen Ziele der Milizenführer verfolgt, ist unklar. Viele Oppositionelle bezweifeln, dass er den Sudan in eine neue Ära führen kann, dass ein Rechtsstaat und eine Neuordnung der Streitkräfte mit Hemeti möglich sind. Sie fürchten, dass der Milizenführer seine wirtschaftlichen Pfründe sichern und deshalb das Land regieren will – wie sein Ziehvater Omar Al-Baschir.
Bereits wenige Tage nach der Auflösung des Sitzstreiks gehen die Proteste wieder los - allerdings in kleinerem Rahmen: 20, 50, 100 Menschen versammeln sich am späten Nachmittag, ziehen durch die Nachbarschaft - mit Plakaten und Parolen. Ohne Internet sei es viel schwieriger, die Menschen zu mobilisieren. Aber Aufgeben, sagt Amal, komme für sie nicht infrage:
"Wir möchten, dass unsere Kinder in einer gesunden Umgebung aufwachsen. Sie haben die Freiheit und den Wandel im Protestlager erlebt. Dort gab es Schulen, Musik und alles Mögliche. Für uns war es ein Stück Paradies."
Gegen die Gewalt von Militär und Milizen können Amal und ihre Mitstreiter nichts ausrichten. Ihnen bleibt allein der friedliche Protest. Für den 30. Juni, genau 30 Jahre nach dem Militärputsch von Omar Al-Baschir, rufen sie zu einer Massendemonstration auf. Das Internet ist immer noch weitgehend abgeschaltet. Trotzdem versammeln sich Hunderttausende Sudanesen auf den Straßen von Khartoum. Manche Beobachter sprechen sogar von einer Million Teilnehmern - der größten Demonstration, die der Sudan je gesehen hat.
Sudans Präsident Omar Al-Baschir besucht am 12.10.2010 in Khartoum, Sudan das Militär.
Nach Massenprotesten war Langzeit-Präsident Omar al-Baschir im April vom Militär gestürzt worden (picture alliance / dpa / Philip Dhil)
Wenig später setzen sich Vertreter der beiden Konfliktparteien wieder an einen Tisch - zwei Tage lang, hinter verschlossenen Türen, mit Vermittlern der Afrikanischen Union und aus dem Nachbarland Äthiopien. Das Ergebnis der Verhandlungen: Ein Kompromiss - verkündet kurz nach Mitternacht von Schlichter Mohammed Al-Hassan Lebat:
"Die beiden Seiten haben sich darauf geeinigt, einen souveränen Rat zu bilden, den sich Militärs und Zivilisten für drei Jahre oder etwas länger teilen."
Je fünf Vertreter der Streitkräfte und der Zivilgesellschaft sollen dazugehören - sowie ein Mitglied, das Zivilist ist, aber eine Vergangenheit in der Armee hat. Nach drei Jahren unter wechselnder Führung soll es Wahlen geben - ein Jahr früher, als es die Opposition wollte, aber längst nicht so früh, wie es der militärische Übergangsrat ursprünglich gefordert hatte. Bis dahin soll es eine Regierung aus Experten geben. Omar al-Digair von der Oppositionsbewegung sieht die Einigung als Chance:
"Diese Übereinkunft ebnet den Weg für die Bildung einer Übergangsführung, die das Vakuum im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben füllt. Eine der Prioritäten ist es, Frieden zu stiften und herauszufinden, wer die Demonstranten getötet hat, um die Täter zur Verantwortung zu ziehen."
Militär hält die Fäden in der Hand - noch
Eine unabhängige Kommission soll die Gewalt der vorangegangenen Wochen untersuchen. Seit das Internet im Sudan wieder funktioniert, sind zahlreiche Videos der vergangenen Wochen ans Licht gekommen. Sie zeigen, wie Männer in Kleidung der schnellen Eingreiftruppe Menschen schlagen, treten, auf sie schießen. Hemeti bestreitet, dass seine Kämpfer an den Verbrechen beteiligt waren:
"Es gibt Leute, die reden über die schnelle Einsatztruppe. Es gibt Intriganten. Es gibt Geheimdienstapparate, die die Schnelle Einsatztruppe unterwandert haben. Es gibt jetzt auch falsche Bilder, die sie zeigen. Aber wie kann es sein, dass ein einziger Mensch 59 Videos gedreht hat. Wer ist dieser Mensch und welche Ziele verfolgt er? Man kann drei Videos drehen oder gar zehn - aber 59, das ist verdächtig. Ich schwöre bei Gott, die Schnelle Einsatztruppe wurde hier ungerecht behandelt."
Was mit Hemeti passiert, wenn sich herausstellen sollte, dass seine Kämpfer mitschuldig sind an den Gräueltaten, ist unklar. Die Herausforderungen für den Sudan sind gewaltig: Das Land hat 30 Jahre Diktatur hinter sich. Die politische Opposition ist nicht gut organisiert. Bewaffnete Milizen und islamistische Bewegungen, die sich die Macht mit Al-Baschir geteilt haben, wollen ihren Einfluss sichern. Die Armut ist groß, die Wirtschaft sehr schwach - und die Erwartungen der Menschen sind hoch. Mohamed Mahmoud aus Khartoum hat ein klares Ziel vor Augen:
"Ich habe eine Botschaft an das Oppositionsbündnis und an den Militärrat: Wenn Ihr vernünftig arbeitet, ist alles okay. Aber wenn nicht: Schaut, was in den vergangenen vier oder fünf Monaten passiert ist. Wir werden auf die Straßen gehen - das vierte und das fünfte Mal, bis wir den Sudan bekommen, in dem wir leben wollen."
Noch hält das Militär die Fäden in der Hand. Die Generäle stehen unter Verdacht, ihre Macht auf Dauer sichern zu wollen, um ihre Privilegien nicht zu verlieren. Die Übereinkunft mit der Opposition ist noch nicht unterschrieben, viele Details sind noch ungeklärt. Doch die Vereinbarung der beiden Konfliktparteien, die politische Macht zu teilen, könnte ein erster Schritt sein in Richtung Demokratie.