Ukraine-Krieg
Was über den angeblichen Angriff auf Putins Residenz bekannt ist

Russland wirft der ‍Ukraine einen Angriff auf die Residenz von Staatschef Putin vor. Die ukrainische Führung weist dies als Lüge zurück, die Moskau eine Fortsetzung des Krieges in der Ukraine oder gar Angriffe auf Regierungsgebäude in Kiew rechtfertigen solle. Fragen und Antworten zu den Vorwürfen:

    Das Bild zeigt Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin nebeneinander in einer Fotomontage.
    Wolodymyr Selenskyj (l.) und Wladimir Putin (picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU / Presidential Office of Ukraine)

    Was wirft Russland der Ukraine vor?

    Der russische Außenminister Lawrow hat die Ukraine am Montag beschuldigt, in der Nacht eine Präsidentenresidenz in der Region Nowgorod mit 91 Langstrecken-Angriffsdrohnen attackiert zu haben. Niemand sei verletzt worden, sagte er und kündigte zugleich Vergeltung an. Moskau werde die Gespräche zur Beendigung des Krieges zwar nicht abbrechen. Seine Verhandlungsposition werde nach dem Angriff, den er als Staatsterrorismus bezeichnete, jedoch "überprüft". Lawrow legte für die Anschuldigung keine Beweise vor, drohte aber, Russland habe bereits "Ziele in der Ukraine identifiziert".

    Wie regiert Kiew?

    Präsident Selenskyj wies die russischen Anschuldigungen als "eine weitere Runde von Lügen" zurück. Deren Ziel sei es, zusätzliche Angriffe auf die Ukraine zu rechtfertigen und den Krieg zu verlängern, der seit dem Einmarsch im Februar 2022 andauert. "Diese Geschichte ​über ​den angeblichen 'Angriff auf die Residenz' ist eine komplette Erfindung", sagte ​er. Außenminister Sybiha forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, Russland für seine Behauptungen zu verurteilen: "Ein ‌Tag ist vergangen und Russland hat immer noch keine plausiblen Beweise für seine Anschuldigungen vorgelegt. Und das werden sie auch nicht. Denn es gibt keine. Einen solchen Angriff hat es ​nicht gegeben."

    Wo befindet sich die Residenz?

    Die Waldai-Residenz, auch bekannt als "Uschin" oder "Dolgije Borody", ist ein schwer bewachter Komplex am Ufer des Waldai-Sees. Er befindet sich etwa 360 Kilometer nördlich der Hauptstadt Moskau.

    Wo war Putin?

    Es ist unklar, wo sich ⁠Putin zum genannten Zeitpunkt aufhielt. Er hatte jedoch am Samstag und Montag Treffen im Kreml. Putin hat sich bisher nicht öffentlich zu der Situation geäußert. Kreml-Sprecher Peskow sagte am Dienstag, dass solche Details angesichts der jüngsten Ereignisse "nicht an die Öffentlichkeit gelangen" sollten.

    Wie reagierte Trump?

    Putin informierte den US-Präsidenten noch am Montag über den Vorfall. "Das gefällt mir nicht. Das ist nicht gut", sagte Trump vor Reportern. "Es ist eine Sache, offensiv zu sein. Es ist eine andere Sache, sein Haus anzugreifen. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas. Und ich habe es heute von Präsident Putin erfahren. Ich war sehr wütend darüber."

    Wo sollen sich die Drohnen befunden haben?

    Nach Lawrows Erklärung teilte das russische Verteidigungsministerium mit, 91 Drohnen seien auf dem Weg zur Präsidentenresidenz abgeschossen worden. Darunter seien 49 über der Region Brjansk, die 450 Kilometer von Waldai entfernt ist, eine über der Region Smolensk und 41 über der waldreichen Region Nowgorod gewesen. In seinen früheren Berichten über Militäraktionen hatte das Ministerium keinen Angriff auf die Residenz erwähnt.

    Gab es bereits ähnliche Beschuldigungen?

    Russland hatte der Ukraine 2023 vorgeworfen, den ‍Kreml mit Drohnen angegriffen zu haben, ​um Putin zu ermorden. Die Ukraine bestritt indes jede Beteiligung. Die Zeitung "New York Times" berichtete später, dass US-Geheimdienste die ukrainischen Sicherheitsdienste hinter dem ​Angriff vermuteten. Es sei jedoch unklar gewesen, ob Selenskyj oder seine obersten Beamten von der Operation wussten.

    Was folgt nun?

    Von einem Abbruch der Friedens-Verhandlungen war zunächst nicht die Rede. "Die ​diplomatische Konsequenz wird eine Verschärfung der Verhandlungsposition der Russischen Föderation sein", sagte Kreml-Sprecher Peskow. Er sagte nicht, welche Ziele Russland angreifen ​könnte, aber das Militär wisse, wann ⁠und wie es zu reagieren habe.
    (Material der Nachrichtenagentur Reuters)
    Diese Nachricht wurde am 30.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.