Donnerstag, 28. März 2024

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Weißrussland
Europas letzte Planwirtschaft

Seit Jahren schlingert das kleine Weißrussland von einer Währungskrise in die nächste. Ab 1. Juli werden die Portemonnaies in Weißrussland in jedem Fall deutlich schmaler. Dann nämlich will die Regierung die neue Währung einführen. 10.000 alte sogenannte "Häschen-Rubel" entsprechen künftig einem Rubel der neuen Währung. Und die erinnert optisch verblüffend an den Euro.

Von Ernst-Ludwig von Aster und Anja Schrum | 25.06.2016
    Der weißrussische Staatschef Alexander Lukashenko im Präsidentpalast.
    Der weißrussische Staatschef Alexander Lukashenko im Präsidentenpalast. (AFP / Ria-Novosti / Mikhail Klimentyev)
    Zuletzt riss der Verfall des russischen Rubels den weißrussischen mit nach unten. Rund die Hälfte des Außenhandels wird mit dem großen Bruder im Osten abgewickelt. Die russische Wirtschaftskrise lastet schwer auf der weißrussischen Wirtschaft. Ein Großteil der Unternehmen – Raffinerien, Traktorenwerke, Maschinenbau, Kolchosen – sind staatlich dominiert und werden subventioniert. Dafür herrscht Vollbeschäftigung. Gekündigt wird allenfalls jenen, die sich politisch engagieren.
    Von Kartoffel-Kolchosen und Software-Schmieden
    Doch das weißrussische Wirtschaftsmodell stößt immer mehr an seine Grenzen. Die Preise für Lebensmittel und Gesundheitsleistungen steigen stetig. Die Lohnerhöhungen können nicht Schritt halten. Für mehr als 50 Unternehmen – von der Schuhfabrik bis zum Sägewerk - sucht der Staat mittlerweile Investoren. Doch die sind zurückhaltend. Dabei hat die weißrussische Wirtschaft auch jenseits von Kartoffel-Kolchosen in einigen Bereichen durchaus etwas zu bieten: Zum Beispiel gut ausgebildete junge Universitäts-Absolventen. Sie programmieren längst nicht nur für den osteuropäischen Markt, sondern entwickeln Apps und Computer-Spiele für europäische und amerikanische Unternehmen.