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Sanktionen der EU-Staaten
Welche Wirkung hat das Kohle-Embargo gegen Russland?

Die EU-Staaten dürfen ab heute keine Kohle mehr aus Russland importieren. Doch Experten warnen davor, die Wirkung des Kohleembargos zu überschätzen. Welche Schlagkraft hat die Sanktionsmaßnahme überhaupt? Ein Überblick.

    Ein Bagger und ein Kipplaster auf dem russischen Steinbruch Razrez Arshanovsky
    Kohlebergbau in Russland (dpa)
    Um Mitternacht endete die Übergangsperiode für das Kohleembargo gegen Russland, das die EU-Staaten als Teil des fünften Sanktionspakets im April beschlossen hatten. Damit sich die Industrie auf das Einfuhrverbot einstellen konnte, hatten sich die Länder damals auf eine Übergangsfrist von 120 Tagen geeinigt. Ziel des Importstopps ist es, die russische Wirtschaft vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine zu schwächen. Schätzungen der EU-Kommission gehen von einem Minus von 8 Milliarden Euro für Russland aus.

    Russland hat erst einmal mehr eingenommen

    Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik warnte jedoch davor, die Wirkung des Kohleembargos zu überschätzen. Ihr Direktor Wolff sagte im Deutschlandfunk, der Kohleimportstopp sei zwar richtig, habe aber nur begrenzte Auswirkungen auf die Einnahmen des Kremls. Gas- und Öl-Exporte seien für Moskau viel bedeutender. Zudem habe die Ankündigung von Energie-Embargos zu einer erhöhten Nachfrage auf dem Weltmarkt und zu höheren Preisen geführt. Russland habe deswegen zunächst mehr eingenommen.
    Außerdem ist Russland im Juli zum drittgrößten Kohlelieferanten Indiens aufgestiegen. Die indischen Kohleeinfuhren wuchsen im Vergleich zum Vormonat um mehr als ein Fünftel auf 2,06 Millionen Tonnen. In der Vergangenheit war Russland der sechstgrößte Kohlelieferant Indiens.

    Situation in der EU

    Zwischen 1990 und 2020 hat der Kohleverbrauch in der EU um zwei Drittel abgenommen. Die heimische Kohleförderung ist im selben Zeitraum allerdings deutlich schneller zurückgegangen. Die Differenz gleichen Importe aus - besonders aus Russland. Bis zum vergangenen Jahr importierte die Europäische Union 45 Prozent ihrer Kohle aus Russland, im Wert von vier Milliarden Euro pro Jahr.

    Die Bundesregierung hat beschlossen, angesichts einer drohenden Energiemangellage alte Kohlekraftwerke vorübergehend wieder ans Netz zu nehmen. Auch andere Länder wie Österreich und Italien wollen wieder verstärkt Kohle einsetzen.

    Sind Engpässe in Deutschland zu befürchten?

    Die deutschen Kohlenimporteure rechnen trotz des Importverbots für russische Steinkohle nicht mit Lieferengpässen. Kohle sei auf dem Weltmarkt verfügbar, sagte Vorstandschef Alexander Bethe vom Verein der Kohlenimporteure (VdKi). Hauptlieferländer seien jetzt die USA, Südafrika, Australien, Indonesien und Kolumbien.
    Im vergangenen Jahr stammten nach Angaben des Verbandes noch fast die Hälfte der Steinkohle- und Koksimporte aus Russland, knapp 20,5 Millionen Tonnen. Laut VdKi kamen von Januar bis einschließlich Mai noch rund 7,2 Millionen Tonnen Steinkohle aus Russland nach Deutschland. Die russische Kohle wurde vor allem als Brennstoff für Kraftwerke verwendet.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen, den wir laufend aktualisieren.
    Diese Nachricht wurde am 11.08.2022 im Programm Deutschlandfunk Nova gesendet.