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Welternährungsprogramm
Syrische Flüchtlinge erhalten weniger Unterstützung

Das Welternährungsprogramm WFP reduziert aus Geldmangel seine Hilfe für syrische Flüchtlinge. Im Libanon würden die Lebensmittelgutscheine pro Person und Monat um die Hälfte gekürzt. Viele Flüchtlinge in Jordanien sollen bald gar keine Unterstützung mehr erhalten. Es fehlen 124 Millionen Euro in den kommenden Monaten.

03.07.2015
    Eine Frau mit Kind hängt in einem illegalen Flüchtlingslager bei Beirut Wäsche auf.
    Die syrischen Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien erhalten weniger Hilfe. (AFP / Joseph Eid)
    "Gerade als wir dachten, die Lage könnte nicht schlechter werden, sind wir einmal mehr zu weiteren Einschnitten gezwungen", sagte WFP-Regionaldirektor Muhannad Hadi. Im Libanon wird der Wert von Lebensmittelgutscheinen den Angaben zufolge ab sofort auf umgerechnet 12 Euro pro Person und Monat halbiert. In Jordanien müsse man ohne zusätzliche Finanzierung bis August die Unterstützung der syrischen Flüchtlinge außerhalb von Lagern gänzlich einstellen. Dann blieben rund 440.000 Menschen ohne Essen.
    "Wir sind extrem besorgt über die Folgen für die Flüchtlinge und für die Länder, in denen sie untergekommen sind", sagte Hadi. Um zu überleben, griffen Familien zu extremen Maßnahmen. Sie machten Schulden, schickten ihre Kinder nicht mehr in die Schule oder ließen Mahlzeiten ausfallen. "Auf lange Sicht kann das verheerende Auswirkungen haben."
    139 Millionen Dollar werden gebraucht
    Der Libanon und Jordanien gehören zu den insgesamt fünf Ländern, die vier Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen haben. Das Welternährungsprogramm hatte bereits zuvor seine Hilfe wegen Geldmangels zurückfahren müssen. Nach WFP-Angaben ist Unterstützung für die Menschen zu 81 Prozent unterfinanziert. Es würden umgehend 139 Millionen US-Dollar (124 Millionen Euro) benötigt, um sie fortsetzen zu können.
    Syrische Flüchtlinge in einem Camp in Jordanien 2012
    Syrische Flüchtlinge in einem Camp in Jordanien. (imago stock&people)
    Das Welternährungsprogramm finanziert sich durch Beiträge von Regierungen, Unternehmen und Privatleuten. Die Zuwendungen im Jahr 2014 beziffert das WFP mit 5,38 Milliarden Dollar, 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Spendenanstieg hänge mit den Konflikten in Syrien, im Irak, im Südsudan und mit der Ebola-Seuche in Westafrika zusammen. Dennoch übersteige der Bedarf die bereitgestellten Mittel.
    Viel mehr Spenden bei Naturkatastrophen
    Nach Angaben des britischen Oxfam-Chefs Max Goldring sind Spenden bei Dauerkonflikten generell gering, berichtet ARD-Korrespondent Clemens Vierkötter. Goldring sagte demnach, es sei ein Phänomen, dass die Öffentlichkeit rasch und großzügig bei Naturkatastrophen spende. Bei einem Dauerkonflikt wie dem Syrienkrieg sei das aber anders: "Die Komplexität, die politischen Einflüsse, der Konflikt, die Tatsache, dass der Konflikt von Menschen gemacht worden ist, dass man das Gefühl hat, es handelt sich um einen lang andauernden Konflikt - all das verschlimmert diese Herausforderung, aber wir können uns nicht einfach von den Menschen abwenden, die leiden."
    Die Syrer, die nicht ins Ausland geflohen sind, leiden weiter unter dem Krieg. In der nordsyrischen Stadt Aleppo kämpfen Regierungstruppen und islamistische Kämpfer. Die Islamisten hatten gestern Abend eine Offensive mit dem Ziel gestartet, die vollständige Kontrolle über die zwischen Aufständischen und Regierungseinheiten geteilte frühere Wirtschaftsmetropole zu erlangen.
    (hba/ach)