Archiv


Weltgemeinschaft sucht nach Auswegen aus der Klimafalle

Mehr als 190 Staaten wollen in Katar unter anderem über einen konkreten Fahrplan für einen Weltklimavertrag verhandeln, der 2015 beschlossen werden soll. Oppositionspolitiker riefen die Bundesregierung auf, ihrer Vorreiterrolle gerecht zu werden.

Von Georg Ehring |
    Es ist das erste Mal, dass ein OPEC-Mitglied Gastgeber eines Klimagipfels ist, und Katar gilt als der Staat mit den höchsten Treibhausgas-Emissionen pro Kopf überhaupt. Man kann das neue Interesse des Golfstaates am Klimaschutz aber auch als Beleg für einen Bewusstseinswandel ansehen - das Emirat investiert in erneuerbare Energien und präsentiert erste Ansätze stolz auf dem Klimagipfel.

    Doch die Aussichten für den Gipfel sind alles andere als rosig: Der Klimagipfel von Durban hatte im vorigen Jahr den Beschluss gefasst, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen und bis zum Jahr 2020 einen weltumspannenden Klimaschutz-Vertrag zu schließen. Bis dahin sollen die großen Industrie- und Schwellenländer freiwillige Zusagen machen, wie sie den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid begrenzen. Dass die bisher gemachten Selbstverpflichtungen der Staaten nicht reichen, ist allgemein akzeptiert. Doch es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie in Doha aufgestockt werden.

    Die Europäische Union hat eine Reduktion ihrer Emissionen um 20 Prozent bis 2020 zugesagt und dieses Ziel schon praktisch erreicht. Für den Fall dass andere Staaten mitziehen, hat sie eine Aufstockung ihrer Zusage auf 30 Prozent in Aussicht gestellt - doch danach sieht es nicht aus. EU-Chefunterhändler Arthur Runge-Metzger:

    "Ich glaube, wir haben das schon im Vorfeld der Verhandlungen gesagt, dass dies wohl nicht möglich sein wird, von 20 Prozent auf 30 Prozent zu gehen, weil die politischen Bedingungen international einfach nicht da sind."

    EU-intern ist eine Aufstockung der Zusagen umstritten: Polen blockiert dies bisher, und jetzt kommt auch vom deutschen Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler Widerspruch gegen ehrgeizigen Klimaschutz. Mit dem Hinweis auf die internationalen politischen Bedingungen wollte Runge-Metzger allerdings den Blick auf das Verhalten Chinas und der USA lenken: China habe nach dem Wechsel an der Staatsspitze noch keine neue Position in der Klimapolitik, und die USA steckten nach der Wiederwahl von Präsident Barack Obama mitten in der Regierungsbildung. US-Unterhändler John Pershing bestimmte die Haltung seiner Delegation so:

    "Ich rechne nicht damit, dass die USA ihre Zusagen für die Zeit bis 2020 noch verändern. Wir hatten in Kopenhagen zugesagt, die Emissionen bis zu diesem Jahr verglichen mit 2005 um 17 Prozent zurückzuführen und wir haben dies beim Klimagipfel in Cancun bekräftigt."

    Trotzdem soll der Gipfel von Doha konkrete Ergebnisse bringen: Er ist die letzte Chance zur Verlängerung des Kyoto-Protokolls. Allerdings sind nur noch die EU, Australien, Norwegen und die Schweiz bereit, eine zweite Verpflichtungsperiode einzugehen - mit Russland, Japan und Kanada sind drei große Emittenten ausgestiegen. Und es soll erste Verhandlungen über das geplante weltweites Klimaschutz-Abkommen für die Zeit ab 2020 geben. In acht Jahren soll eine Vereinbarung in Kraft treten, die alle großen Emittenten bindet, also auch Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien. Nach Ansicht des UN-Umweltprogramms muss der Höhepunkt der Treibhausgas-Emissionen allerdings schon vorher überschritten werden, sonst werde das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels illusorisch.