Am Welttag gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalistinnen und Journalisten am Montag (02.11.2020) erinnern die Vereinten Nationen an ermordete, verschwundene oder willkürlich inhaftierte Medienschaffende, deren Fälle bislang nicht hinreichend aufgeklärt worden sind.
Da ist beispielsweise Jean Bigirimana, der seit über vier Jahren verschwunden ist. Der burundische Journalist arbeitete für die unabhängige Nachrichtenseite Iwacu, Am 22. Juli 2016 reiste er nach Informationen von Reorter Ohne Grenzen und Amnesty International in der Provinz Muramvya und soll dort von Mitarbeitern des Geheimdienstes SNR festgenommen worden sein. Seitdem fehle von Bigirimana jede Spur.
Besonders schwierige Situation für Journalisten in Mexiko
Besonders besorgt aber zeigt sich die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen mit Blick auf die Situation für Journalistinnen und Journalisten in Mexiko, die sich durch die Corona-Pandemie noch verschlechtert habe. Die Regierung des lateinamerikanischen Landes habe neben vielen anderen Budgetkürzungen auch das Geld für sein Schutzprogramm für Journalisten und Menschenrechtsverteidiger gestrichen.
In Mexiko werden laut Reporter ohne Grenzen so viele Medienschaffende gezielt ermordet wie in keinem anderen Land der Welt und so gut wie nie finde eine vollständige Aufklärung statt. Zu den offenen Fällen gehören die der seit Jahren verschwundenen Journalisten Mauricio Estrada Zamora und Ramón Ángeles Zalpa sowie der ermordeten Journalisten Miroslava Breach und Javier Valdez.
Ende Oktober wurde außerdem bekannt, dass der Fernsehreporter Arturo Alba Medina getötet wurde - kurz nachdem er seine Nachrichtensendung "Telediarios" im Sender "Canal 6" beendet hatte.
Aufruf zu Vorsicht vor der US-Präsidentschaftswahl
Währenddessen bereiten sich in den USA vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November Journalistinnen und Journalisten auf mögliche Gewalt vor.
Der Deutsche Journalisten-Verband DJV rät allen Korrespondentinnen und Korrespondenten in den USA zu größter Vorsicht. Sollten Proteste in Gewalt umschlagen, müssten Berichterstatter vorbereitet sein. "Unbedingt empfehlenswert ist die Begleitung durch professionelle Personenschützer", so DJV-Sprecher Hendrik Zörner.
Die Nachrichtenagentur Reuters geht bei der US-Wahl 2020 beim Schutz seiner Journalistinnen und Journalisten sogar noch einen Schritt weiter. Nach Informationen des Redaktionsnetzwerk Deutschland stattet Reuters seine Berichterstatterinnen am Wahltag mit Schutzwesten, Gasmasken und Helmen aus. So solle ihre körperliche Unversehrtheit bei möglicher eskalierender Gewalt sichergestellt werden.
Gewalt gegen Journalisten auch in Europa
Auch in einigen europäischen Ländern werden Journalistinnen und Journalisten mit Gewalt und mangelnder Aufklärung konfrontiert. So jährte sich im Oktober 2020 der Mord an der maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia zum dritten Mal – und bis heute hakt es bei der Aufklärung.
Schutzmaßnahmen für niederländische Journalisten
Ein anderes aktuelles Beispiel sind die Niederlande. Dort werden Journalisten eingeschüchtert, bedroht oder sogar attackiert. Das Justizministerium hat die Strafen für Gewalt gegen Journalisten bereits erhöht: Vorsorglich bekommen Reporter und Reporter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NOS bei Demonstrationen und Protestveranstaltungen Personenschutz. Nun ist die Rundfunkanstalt noch einen Schritt weiter gegangen: Auf allen Einsatz- und Übertragungswagen wurde das NOS-Logo entfernt, wie Kerstin Schweighöfer berichtet.
Angriffe auf niederländische Journalisten nehmen zu (05:30)
Der niederländische Journalistenverband NVJ bietet seit kurzem spezielle Kurse an, während derer Journalisten lernen, mit Aggressionen und Gewalt umzugehen. Eine neue und besorgniserregende Entwicklung, sagt der NVJ: Früher seien Journalisten auf Einsätze in Krisen- oder Kriegsgebieten im Ausland vorbereitet worden; jetzt müssten sie für ihre Arbeit hier in den Niederlanden gewappnet werden.
Der niederländische Journalistenverband NVJ bietet seit kurzem spezielle Kurse an, während derer Journalisten lernen, mit Aggressionen und Gewalt umzugehen. Eine neue und besorgniserregende Entwicklung, sagt der NVJ: Früher seien Journalisten auf Einsätze in Krisen- oder Kriegsgebieten im Ausland vorbereitet worden; jetzt müssten sie für ihre Arbeit hier in den Niederlanden gewappnet werden.